Akku 2.0 – Kapitel 15
Kapitel 15 – das Päckchen
Am nächsten Morgen wurde Jan von der Sonne geweckt, die ins Zimmer schien. Es war noch viel zu früh, um aufzustehen. Doch bewegen konnte er sich sowieso nicht, denn Suzan lag auf seinem rechten Arm und schlief noch tief und fest.
Jan genoß es, sie zu beobachten. Erst eine halbe Stunde später wachte auch Suzan auf. Verschlafen lächelte sie ihn an, dann kuschelte sie sich etwas näher an ihn und schloss wieder die Augen „Heute stehen wir nicht auf, wir bleiben den ganzen Tag im Bett“ flüsterte sie.
Leider wurde daraus nichts, denn 10 Minuten später schepperte der Wecker in schrillen Tönen. Suzan versuchte, nach dem Wecker zu schlagen. Doch dieser fiel dabei auf den Boden und klingelte immer weiter. Es half nichts, sie musste aufstehen, um ihn auszuschalten.
Da sie nun schon außerhalb des Bettes war, beschloss sie, dass sie dann auch dem ganz normalen Tagesablauf folgen könnte. Suzan seufzte und ging ins Bad. Jan stand ebenfalls auf, er musste noch in sein Zimmer und frische Kleidung holen.
Wenig später trafen sie fast gleichzeitig im Frühstücksraum ein. Erich saß bereits dort und wartete auf die beiden. „Heute ist ein schöner Tag“ begrüßte er sie „die Sonne scheint und im Labor können wir heute ein weiteres Forschungsprojekt abschließen.“ Er redete leise weiter „wieder ein Fortschritt innerhalb der zehn Prozent Regel. So sinnlos angesichts der Tatsache, was wir eigentlich präsentieren könnten, wenn es die Welt doch nur erfahren dürfte!“
Suzan legte ihre Hand auf seinen Arm „Der Tag wird schon noch kommen, Dad, da bin ich mir ganz sicher“.
Sie frühstückten und fuhren wieder gemeinsam in das Institut.
Andrea begrüßte sie mit der Mitteilung, dass Uwe sich krankgemeldet hatte und Jan dachte daran, wie seltsam Uwe sich gestern benommen hatte. Sie begannen mit den Vorbereitungen für die Präsentation ihres abgeschlossenen Projekts. Am Nachmittag sollte es eine Pressekonferenz geben, bei der ein weiterer großer Schritt in der Batterieforschung verkündet werden sollte. Ein Durchbruch in der Forschung ermöglichte eine Erhöhung der Speicherkapazität um satte 10 Prozent bei gleichzeitiger Verbesserung vieler anderer Parameter. Jan überlegte, ob er lachen oder weinen sollte, als er die vorbereitete Präsentation noch einmal durcharbeitete.
Er ging in die kleine Laborküche, um sich einen Kaffee zu holen, doch die Kaffeemaschine war leer. Jan wusste nicht, wo das Kaffeepulver war, daher begann er, alle Schränke nacheinander zu durchsuchen.
Beim dritten Schrank stockte ihm der Atem. Dort lag ein Päckchen, auf dem obendrauf ein Display montiert war. Eine kleine LED blinkte im Sekundentakt. Seine Gedanken rotierten. Jan hatte noch nie einen echten Sprengsatz gesehen, aber das hier sah nicht nach einer Packung Kaffee aus. Das Ding ähnelte den Bomben, die er aus Spielfilmen kannte. Nur fehlte der rote oder grüne Draht, den der Held im Film immer im letzten Moment durchschnitt.
Jan schaute sich um. Seine Kollegen waren alle im Labor, das sich direkt hinter dem Wandschrank befand, in dem er dieses seltsame Teil gefunden hatte. Das war kein Spaß, irgendwer wollte das Labor in die Luft jagen. Hatte nicht Erich erst gestern erzählt, dass sie es mit mächtigen Gegnern zu tun bekommen würden? Aber hier ging es nur um 10 % und nicht um ihr geheimes Projekt.
Entsetzt rannte er zur Labortür. Doch die war verschlossen. Er klopfte gegen die Scheibe und alle drehten sich zu ihm um. Erich kam an die Tür, hatte aber keinen Schlüssel. Jan versuchte, durch die Tür den Fund der Bombe mitzuteilen, doch das Labor war schalldicht. Seine Kollegen schauten ihm verwundert zu wie Jan vor der Tür herumhüpfte. Erst als sie erkannten, dass die Tür abgeschlossen war und niemand einen Schlüssel hatte, realisierten sie, dass irgendetwas nicht stimmen konnte.
Jan war im Flur schon einen Schritt weiter. Im Verbindungsgang des Gebäudes wusste er von einem Brandschutzschrank. Er hetzt dort hin und drückte den Knopf des Brandmelders. Die Alarmsirenen begannen schrill zu kreischen, doch Jan achtete nicht darauf. Er griff nach der Axt, die im Schrank hing und rannte zurück ins Labor. Mit dem Mut der Verzweiflung hieb er mit der Axt gegen die Labortür. Das Fenster der Tür zerbarst mit einem Knall. Jans Kollegen standen erschrocken an der gegenüberliegenden Wand. Jan schrie ihnen zu „Hinter der Wand liegt eine Bombe!“ Dann holte er aus und schlug mit seiner gesamten Kraft die Axt gegen den Türgriff. Das Holz zerbarst und die Tür flog auf. Die Kollegen standen immer noch wie gelähmt an der Wand, Jan rief nur „raus hier“, dann packte er Suzan, die am nächsten bei ihm stand an der Hand und zog sie hinter sich aus dem Labor.
Die anderen Kollegen lösten sich aus ihrer Erstarrung und rannten den beiden hinterher. Instinktiv lief Jan am Aufzug vorbei hinaus zur Feuertreppe, Suzan immer fest an der Hand haltend. Das restliche Team folgten ihnen. Überall sah man andere Mitarbeiter des Instituts, die verwundert aus ihren Büros und Laboren auf die Flure liefen und sich, wie bei Feueralarm vorgeschrieben, zu den Ausgängen begaben.
Sie hatten gerade das Treppenhaus erreicht, als es hinter ihnen einen ohrenbetäubenden Knall gab, das Gebäude erzitterte, Glas splitterte und durch die Druckwelle wurden alle durcheinandergewirbelt und zu Boden geschleudert. Jan spürte, wie Suzans Hand aus seiner Umklammerung rutschte, dann wurde es dunkel.