Akku 2.0 – Kapitel 22
Kapitel 22 – medizinischer Notfall
Jan und Suzan konnten es nicht fassen. Jetzt waren sie so weit gekommen und dann wollte man sie nicht ins Flugzeug lassen weil der Flug überbucht war?
Doch der Steward wies freundlich in Richtung Flugzeug „Wir müssen zwei Personen in die Business-Class umleiten. Und da Sie beide vorhin beim Zoll diese unangenehme Kontrolle hatten, hat das Flughafen-Management sie ausgewählt.
Jan fiel ein Stein vom Herzen und Suzan fasste seine Hand „Das ist natürlich in Ordnung“.
Sie folgten dem Steward ins Flugzeug. Vorbei an den Passagieren der Economy-Class führte er sie zu einem abgeteilten Bereich des Flugzeugs. Dort gab es viel mehr Platz, die Sitze sahen deutlich bequemer aus. Jan war begeistert. Suzan setzte sich auf den zugewiesenen Sitz, der Steward erklärte die Funktion.
Die Sessel ließen sich zu Schlafsesseln umstellen, es gab große Bildschirme, eine Bar. „Ich hoffe es gefällt Ihnen bei uns an Bord. Falls Sie irgendetwas benötigen, einfach hier diesen Knopf drücken. Im hinteren Bereich finden Sie WC und eine Nasszelle. Jan schaute ihn erstaunt an „Eine Dusche in einem Flugzeug?“ Der Steward „Unsere Premiumkunden legen Wert auf solche Annehmlichkeiten. Wenn Sie nach dem langen Flug ausgeruht aufwachen, dann ist es angenehm, wenn man sich frisch machen kann. Aber erzählen Sie das bitte nicht den anderen Passagieren. Sonst kommen die auch noch alle und wollen ein Upgrade. Jan schaute sich um. Von den 20 Plätzen waren nur 10 belegt. In der Holzklasse herrschte dagegen drückende Enge. Für ihren Langstreckenflug um die halbe Welt hatten sie wirklich das Gewinner-Los gezogen. Schön, dass es nach den vielen Tiefschlägen der letzten Zeit auch einmal anders ging.
Sie ließen sich in die bequemen Sessel sinken. Eine Stewardess kam sofort mit Getränken. Suzan schaltete den Monitor vor ihren Sitzen ein „Ich glaube, so können wir den Flug aushalten. Nach dem Stress haben wir das auch wirklich verdient.“ Jan nickte. Er griff ihre Hand und gemeinsam warteten sie auf den Start des Flugzeugs.
Als sie die Reiseflughöhe erreicht hatten, bestellten sie sich etwas zu essen. Während es in der Economy-Klasse nur lieblos zusammengestellte Butterbrote gab, bekamen sie in der Business-Class verschiedene leckere Gerichte zur Auswahl. Nach dem Essen schauten sie sich noch einen Film an. Ihr Ziel lag fast 8000 Kilometer von Deutschland entfernt. 9 Stunden sollte der Flug dauern. Das war eine lange Zeit. Suzan klappte ihren Sessel in Schlafposition und machte die Augen zu. Jan nahm sein Handy heraus, verband sich mit dem WLAN des Flugzeugs und suchte nach Nachrichten und Informationen über den Anschlag auf das Institut. Er sah sich noch einmal die Bilder des Gebäudes mit der zerstörten Glasfront an und las die Texte, die ihm aber keine neue Erkenntnis brachten. Dann fand er einen Artikel, der ihm einen Schrecken einjagte. „…im Zusammenhang mit der Explosion im Institut von Professor Schmidt, bei dem ein Mitarbeiter getötet wurde, gibt es aktuelle Neuigkeiten. Wie die Polizei mitteilte, ist der Professor, der im Verdacht steht, die Explosion selbst herbeigeführt zu haben, sowie seine Tochter Suzan Schmidt und der Mitarbeiter Jan Meier verschwunden. Nach den drei Personen wird gefahndet. Außerdem liegen unserer Redaktion Informationen vor, dass die Mitarbeiterin Andrea Witt bei einem Autounfall schwer verletzt wurde. Nach aktuellen Erkenntnissen wurde die Bremsanlage ihres Fahrzeuges manipuliert.“
Jan war entsetzt. Irgendwer hatte das Labor gesprengt und versuchte jetzt, die Mitarbeiter zu beseitigen. Aber aus welchem Grund? Er glaubte nicht daran, dass Erich der Schuldige war. Immerhin war er mit im Labor gewesen. Wenn Jan sie nicht dort herausgeholt hätte, dann wäre der Professor auch mit umgekommen. Das konnte nur Uwe gewesen sein, der an diesem Tag krank geschrieben war, oder irgend eine fremde Person.
Die 10 % Fortschritt, die sie mit dem Akku erzielt hatten, war es sicher nicht wert, ein ganzes Forschungsteam in die Luft zu jagen. Dass dieses amerikanische Institut kurz nach dem Anschlag ihr Forschungsergebnis als deren eigene Arbeit veröffentlicht hatte, musste über Uwe gelaufen sein. Der Professor hatte ja gesagt, dass dieser regelmäßig Forschungsergebnisse in die USA weiterreichte. Aber wo lag der Sinn des Anschlags? Jan dachte lange darüber nach, doch er kam zu keinem Ergebnis.
Plötzlich ertönte ein Gong und es gab eine Durchsage des Piloten „Liebe Fluggäste, wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit. Wegen eines medizinischen Notfalls müssen wir in der Türkei zwischenlanden. Es gibt aber keinen Grund zur Sorge und es handelt sich nur um eine vorsorgliche Zwischenlandung, danach geht es sofort weiter.
Jan tippte die Stewardess an, die gerade an ihm vorbeilief „Was ist denn passiert?“ Sie lächelte ihn freundlich an und meinte „Eigentlich darf ich Ihnen das nicht sagen, aber Sie sehen nicht so aus.“ Jan war irritiert „Aussehen wie was? Wie wer?“
Die Stewardess beugte sich zu ihm herunter und flüsterte ihm ins Ohr „Wir haben angeblich fremde Spione an Bord, der Geheimdienst steht am Flughafen bereit, um diese Verbrecher aus dem Flugzeug zu holen!“
Sie lachte, klopfte Jan freundlich auf die Schulte und lief weiter den Gang entlang nach hinten. Jan war geschockt. Er überlegte fieberhaft. Dann weckte er Suzan, die ihn fragend ansah „Sind wir schon da?“
Während das Flugzeug bereits zum Landeanflug auf einen türkischen Flughafen ansetzte, erzählte er ihr, was er soeben erfahren hatte.
Auch Suzan war total geschockt. Bis ins Flugzeug hatten sie es geschafft. Sie waren bereits eine weite Strecke geflogen und jetzt sollte doch alles aus sein? Sie saßen in der Falle. Das Flugzeug hatte keinen Notausgang, aus dem sie ungesehen aussteigen konnten. Zudem waren ihre Namen bekannt. Waren sie deswegen in die Business-Class umgesetzt worden? Aber warum hatte man sie dann nicht gleich am Flughafen aufgehalten?