3D-Drucker: Creality 3D CR-10 – Teil3: Lust und Frust

Mein CR-10 3D-Drucker 3D-Drucker: Creality 3D CR-10 - Teil3: Lust und Frust
Hier kommt wie versprochen der 3. Teil zu meinem 3D-Drucker.
Der Druck der obligatorischen Glückskatze hat ja erstaunlich gut funktioniert.
Die Katze wird als Test auf einer Chipkarte mit dem Drucker mitgeliefert. Allerdings ist die Datei defekt, daher verliert die Katze beim Druck den Kopf. Daran erkennt man im Internet wer sich vorher schlau macht und wer einfach drauf los bastelt – die Foren zum CR-10 sind voll von verzweifelten Anwendern die nur kopflose Katzen drucken können – ich habe zum Glück vorher eine korrigierte Version aus dem Netz geladen.
Nächste Anlaufstelle sind 3D-Portale wie z.B. Thingiverse.com.
Dort gibt es Tausende vorgefertige Druckdateien die man direkt ausdrucken oder als Vorlage für eigene Kreationen verwenden kann. Da die Erstellung eigener Vorlagen in 3D doch sehr aufwändig ist kann man da auch erst mal einiges ausdrucken um den Drucker kennenzulernen. Denn ganz so einfach wie mit der Katze funktioniert es nicht immer.
Ich habe mir bei Thingiverse einen Account angelegt und erst mal alles was mir gefallen hat in eine Sammlung gezogen (Eigene Sammlungen sind ganz gut weil man sonst schnell den Überblick verliert).
Für den Einstieg habe ich erst mal ein paar Sharkz-Klammern ausgedruckt, kleine Universalklammern die man als Wäscheklammer, Papierklammer oder auch für viele andere Dinge verwenden kann.
Mit der Katze bin ich dann erst mal ganz stolz zu meiner Frau: „Schau mal – es funktioniert!“
Antwort: „was willst Du denn mit der Katze?“
Frauen verstehen einfach nicht was ein „TESTDRUCK“ ist.
Mein Sohn war da schon besser drauf: „Papa, darf ich die Katze haben und mit in die Schule nehmen?“
Klar, dafür habe ich das Ding doch gedruckt 🙂
Während die Klammern gedruckt wurden habe ich entschieden, daß das mit der Speicherkarte nichts taugt, einen PC wollte ich aber für die stundenlange Arbeit auch nicht opfern und am Arbeitsplatzrechner will ich keine Drucksoftware im Hintergrund laufen lassen, der wird öfters m
al rebootet und wenn so ein Druckjob läuft ist das nicht so toll.

3D-Drucker: Creality 3D CR-10 - Teil3: Lust und Frust
Octoprint Druckserver

Die Lösung: OctoPrint!
Eine perfekte Druckserver-Lösung für den Raspberry Pie. In wenigen Minuten eingerichtet und perfekt zur Ansteuerung des Druckers geeignet. Bedienbar über eine Weboberfläche von jedem PC aus  oder von allen Geräten die einen Webbrowser haben – zur Not auch vom Handy.
Im Keller fand sich noch ein alter Raspi 1 und daneben lag eine noch viel ältere Webcam. Die wurde auch gleich reaktiviert – sonst muss man ja dauernd zum Drucker laufen um zu sehen ob er noch druckt.
Die Installation war kinderleicht. Keine 20 Minuten später lief der Printserver und auch die Webcam funktioniert einwandfrei mit Octoprint.
Nur das Einstecken des Druckers musste noch warten – da wurde ja gerade gedruckt.
Das funktioniert dann aber auch ohne irgendwelche Probleme. Nur die Baudrate der Verbindung musste manuell eingestellt werden, mit „AUTO“ funktionierte es am CR-10 nicht.
Die Klammern waren perfekt gedruckt, ich war begeistert. Gleich den nächsten Druckjob gestartet, diesmal was sinnvolles – kleine Stäbe für den Garten als Halterung für einen Elektrozaun.
Total begeistert ging ich mit den Klammern in die Wohnung, meine Mutter war gerade zu Besuch. Voller Stolz zeigte ich ihr die Klammern und sagte: Schau mal, ich habe jetzt einen 3D-Drucker.
Antwort: „was willst Du denn mit den Klammern!?“
Nein, Frauen verstehen WIRKLICH NICHT was ein „TESTDRUCK“ ist.
Aber mein Sohn, der fand die Klammern toll und konnte die natürlich auch gut gebrauchen.
SO muss die Reaktion sein!
Übrigens – seit der Drucker da steht kommt er morgens nach dem Aufstehen und Mittags nach der Schule als erstes immer ins Büro und schaut was neues gedruckt wurde.
 
Tja und dann wagte ich mich an ein etwas größere Objekt.
3D-Drucker: Creality 3D CR-10 - Teil3: Lust und Frust
 
Erst mal ein Windrad, eine optische Illusion, ebenfalls von Thingiverse.
Hätte ich doch erst mal die Kommentare durchgelesen – da hatten einige Probleme mit.
Irgendwie klappte der Druck nicht so recht. Mal waren Löcher im Druck, mal Streifen und ganz fies:
 
beim Druck des Halters hat sich nach 2 Stunden einfach das Objekt von der Druckplatte gelöst und verschoben. Der Drucker hat fleissig weitergedruckt und das ging leider ziemlich daneben, denn frei in der Luft funktioniert das leider nicht so toll.
 
Nach 3 Versuchen die jeweils Stunden dauerten hatte ich zwar ein Windrad, das war aber ziemlich hässlich gedruckt und sehr spröde. Als ich dann die Kommentare gelesen habe habe ich das erst einmal zurückgestellt.
 
Als nächstes gab es einen Halter für die Hotbed-Kabel.
Die waren einfach angelötet und hingen frei in der Luft, Kurz oder später führt sowas zu Kabelbruch.
Aber auch hier gab es im Web jede Menge fertige Verbesserungsvorlagen.
Also schnell ausgedruckt, eingebaut und weiter ging es.
gescheiterter Druckversuch - sieht gut aus, funktioniert aber nicht.
gescheiterter Druckversuch – sieht gut aus, funktioniert aber nicht.

Aufgefallen ist mir bei der ganzen Druckerei die geringe Haftung am Druckbett.
Immer wieder verschob sich ein Teil beim Druck oder haftete einfach nicht an der Glasplatte.
Das war sehr nervig. Im Web war dazu einiges zu lesen.
Alle möglichen Dinge habe ich ausprobiert: Klebestick, eine Glasplatte vom Glaser, Tape. So richtig überzeugt hat mich nichts. Mit der Zeit war das ziemlich frustrierend. Funktioniert der Druck? Oder fällt das Objekt nach 5 Stunden um? Sehr nervig und sehr zeitintensiv.
Ich habe mich dann für eine Dauerdruckplatte entschieden. Eine „Minadax professionelle PEI Druckplatte“.
Für stolze 26,90 Euro hat die Platte mich optisch erst mal ziemlich enttäuscht. Das Teil sah aus wie eine einfache Kunststoffplatte aus dem Baumarkt, nur eben viel teurer. Aber als Laie kann ich natürlich nicht beurteilen ob das PLA, PET oder PEI ist. Da muss man auf den Verkäufer vertrauen.
Die Haftung war leicht besser als auf Glas, perfekt war das aber nicht. Das lag aber nicht an der Platte sondern am Druckbett! Das war nämlich nicht eben. „Chinaglump“ ist  unser heimlicher Fachbegriff für sowas. Billig zusammengeklöppelter Pfusch. Bei Geräten die im 1/10mm-Bereich arbeiten ist eine Toleranz von über 1mm absolut inakzeptabel.
Die PEI-Druckplatte ist sehr dünn und passt sich dem Untergrund an. Damit hing sie in der Mitte knapp 1,5mm durch während am Rand alles perfekt gelevelt war. Und überhaupt – bei den Versuchen kam der Druckkopf am Rand mit der Platte in Berührung und schwups gab es ein Loch – was ist das für ein Müll? Eine Druckplatte für einen 3D-Drucker der mit 200°C und mehr an der Düse arbeitet ist nicht hitzebeständig!?!
OK, das war ein Versehen, aber nach einem Testdruck mit 5 Rechtecken blieb der Drucker einfach stehen, die Düse hing direkt über dem letzten Druckobjekt. Fehler oder nicht? Jedenfalls gab es auch an dieser Stelle ein Loch in der Platte. Sowas geht überhaupt nicht. Rückgabe war leider nicht mehr möglich, das Ding hatte ja jetzt 2 Löcher.
Aber die 26,90 Euro sind erst mal für den Popo gewesen.
Zurück zur Glasplatte – auch die ist verzogen. Da bringt das feinste einmessen nichts wenn man 4 Schrauben an den Ecken perfekt nivelliert und dann die Mitte durchhängt – oder hochsteht, je nachdem wierum man die Platte einbaut.
Diese ganze Testerei hat mich sehr viel Zeit gekostet – Zeit die total unnötig ist.
Das ist wohl einer der Unterschiede zwischen „Chinaglump“ und teurer Markenware. Allerdings kann ich das mangels Markengerät nicht beurteilen und teilweise liest man auch bei den teuren Geräten von ähnlichen Problemen.
Jedenfalls sehr frustig.
3D-Druck ist nicht ganz so einfach wie es den Anschein hat.
Jedenfalls muss man viel lesen (vor allem in Foren und Gruppen im Web), ausprobieren – was beim einen funktioniert passt beim anderen noch lange nicht) und man braucht sehr viel Geduld.
Je nach Ausdauer und handwerklicher Geschicklichkeit kann man da gut mal eine Woche Lehrzeit einplanen.
Und dann kann man gerade mal PLA drucken. ABS, Flexibles Filament, Spezialmaterial mit Holz- und Stein-Anteilen bringen dann auch noch weitere Herausforderungen.
Meine Maschine ist mittlerweile an den Rändern perfekt, in der Mitte hat das  Teile leider ein Delle – oder Beule. Je nach Ausrichtung. Das ist natürlich Murks – Chinaglump.
 
Für das Haftungsproblem habe ich folgendes ausprobiert:
Direkt aufs Glas:
von „geht nicht mehr ab“ bis “ hält überhaupt nicht“ alles mitgemacht.
Die Ausrichtung ist wohl entscheident, Bei verzogenem Glas bringt das leider garnichts.
Ganz wichtig: es muss peinlich auf Sauberkeit geachtet werden, ein Fingerabdruck reicht für schlechte Haftung.
Erfolg: 70%
 
3M Sprühkleber (blaue Kappe – da gibt es verschiedene!)
Klebt gut, hält aber nur 1-2 Drucke und muss dann wieder neu aufgebracht werden, muss erst 30min trocknen, sonst funktioniert es nicht. Aufbringen nur draussen – Sprühkleber ist sonst eine Sauerei.
Haftet 90%
 
Haarspray
funktioniert bei mir nicht, evtl. falsche Marke. Ist auch eine ziemliche Sauerei.
Klebrig, Nur 1 Versuch, hat nicht gehalten.
 
3M Sprühkleber grüne Kappe
funktioniert nicht – 3 Versuche – 3x abgelöst
 
Klebestift (wird im Web empfohlen)
Hält für kleinere Objekte sehr gut. Trocknet aber mit der Zeit, längere Druckjobs verlieren dann ihre Haftung weil der Kleber bröselig wird. Evtl. funktionieren Stifte anderer Hersteller. 60% Erfolg
 
normales Glas vom Glaser
War leider zu dünn und hat sich dem Druckbett „angepasst“, d.h. ebenfalls Höhenunterschiede und damit unbrauchbar. 50% Erfolg
 
angerauhtes Glas
mit 800er Schleifpapier angeschliffen funktioniert sehr gut, besser als das Originalglas. Muss aber ebenfalls immer sehr sauber gehalten werden. 90% Erfolg
 
Malerkrepp
funktioniert hervorragend. 100% aller Versuche halten.
Allerdings geht der Druck dann kaum mehr vom Druckbett ab. Fast schon zuviel Haftung.
Das blaue 3M-Band dürfte dafür die Lösung sein, das haftet nur schwach, dann geht es insgesamt besser ab.
Das habe ich aber derzeit nur in 1cm Breite da. Muss ich noch in Breiter bestellen.
 
 
Als nächstes probiere ich die IKEA LOTS Spiegelfliesen aus. Die sollen ein Geheimtipp sein.
Spiegel sind normalerweise ziemlich plan, sonst sieht das Spiegelbild verzerrt aus. 4 Stück für 6,99, da kann man auch etwas experimentieren.
 
Derzeit drucke ich mit Malerkrepp.
Was am besten funktioniert muss jeder für sich selbst ausprobieren.
Eine Lösung zu finden kann aber ganz schön frustig sein, vor allem weil ohne Haftung am Druckbett alle anderen Einstellungen und Versuche überflüssig sind. Wenn das Objekt nicht haftet braucht man garnicht erst weiter zu probieren.
 
Aber mit Malerkrepp läuft es erstmal. Wobei mir da die Haftung zu stark ist.  Aber immerhin – jetzt kann ich erst mal drucken und an den weiteren Einstellungen schrauben.
 
Die Einstellungen.
Tja, da gibt es einige Parameter die wichtig sind.
Dickere Schichten drucken schneller und halten besser, sehen aber nicht so toll aus wie feine Schichten.
Wieviel Füllung sollte man reinpacken? Zu wenig wird instabil, zu viel wird teuer und dauert lange.
Braucht man Stützen (für überhängende Teile)? Welche Haftungsgrundlage sollte man drucken? Eine Linie aussenherum (damit die Druckdüse sich „warmläuft“, einen breiten Rand aussenrum um Warping (Verziehen an den Ecken und Kanten beim Abkühlen)  zu verhindern  oder besser gleich eine massive Platte drunterdrucken?
Welche Temperatur sollte man nehmen?  Usw.
Nicht jede Einstellung taugt für jedes Objekt gleich gut.
Meistens funktioniert der Druck, auch wenn die Einstellungen nicht 100% sind.
Aber ich glaube das Feintuning kann zu einer Lebensaufgabe werden – zumal sich die Materialqualität ändern kann, die Luftfeuchte hat ebenfalls einfluss auf den Druck, die Raumtemperatur, Zugluft ist ganz schlecht.
Und ein bisschen Voodoo ist auch dabei 🙂
 
 
Demnächst gibts dann einen weiteren Teil mit den ersten gelungenen Objekten – auch richtig große sind dabei.
An eigenen Kreationen arbeite ich noch. Dazu schreibe ich dann auch noch was – Fusion360 und Co. sind für den Anfang auch nicht ganz einfach.
 
Aber trotz den vielen fehlgeschlagenen Versuchen – es macht Spass!
Geduld ist allerdings eine Grundvoraussetzungen. Aufstellen – Einstecken – losdrucken. Das geht garnicht.
Naja, geht schon – die Katze war ja gleich hervorragend. Aber früher oder später muss man sich reinknien.