Mein letzter Server
Seit über 30 Jahren habe ich als Einzelkämpfer EDV-Service angeboten. Ende 2017 habe ich dann fast alles aufgegeben. Mir war das einfach zu doof geworden. Es gibt nur noch Schrott am Markt. Software, Hardware immer fehlerhafter. Immer mehr Auflagen, Haftungsrisiken und dann die DSGVO.
Da war mir dann einfach nicht mehr danach – macht doch Euren Scheiss alleine!
Zum Glück hatte ich mittlerweile ein gut laufendes anderes Standbein gefunden, für ein Leben als Privatier reichte es leider noch nicht.
Jetzt kam einer meiner letzten verbliebenen EDV-Kunden und wollte von mir einen neuen Server.
Nach kurzem Zögern (eigentlich wollte ich das ja nicht mehr machen) habe ich zugesagt.
Hardware und Software zum Selbstkostenpreis aus dem Web zzgl. einer Pauschale und Arbeit wird nach Aufwand abgerechnet.
Ein kleiner Betrieb mit 3 Arbeitsplätzen und einem kleinen Server. Eigentlich hätte ein NAS vollkommen ausgereicht, aber die Branchensoftware fordert den MS SQL-Server Standard. Dazu muss dann auch ein MS Server her.
Bei den geringen Anforderungen sollte ein guter Standard-PC für den Server locker ausreichen, spezielle Server-Hardware war da Overkill, zumal man da bei Reparaturen immer Spezialteile benötigt.
Also habe ich was feines zusammengesucht: Sehr gutes Gehäuse und Netzteil von beQuiet, Asus Server-Board, usw.
Eigentlich kein Problem.
Naja, wären da nicht die Kleinigkeiten die den Puls beschleunigen.
32GB DDR4-Speicher von Amazon bestellt.
Geliefert wurde gefälscher Speicher. Irgendwelche gammeligen alten Module mit schwarzem Klebeband umwickelt damit sie aussehen wie die Originalen.
Die Retourenprüfung ist anscheinend einfach eine Sichtprüfung: 2 Module in der Packung, alles klar.
Und ab damit wieder als Neuware in den Verkauf.
Das ist schon dreist. Zumal die wenigsten Module wegen „Nichtgefallen“ retourniert werden dürften sondern wegen Mängeln.
Jedenfalls hatte ich jetzt die Module an der Backe. Toll.
Die Rücksendung und Zusendung neuer Module lief schnell, wobei die Retoure laut DHL-Tracking zwar bei Amazon eingegangen ist, dort aber nicht mehr gefunden wird. Daher steht der Status der Bestellung immer noch auf „Wir warten auf Ihre Retoure“ – nach über 3 Wochen. Sehr seltsam.
Mit den neuen Modulen den Rechner zusammengebaut und in Betrieb genommen.
Windows Server 2016 Essentials installiert und – keine Netzwerkverbindung.
Obwohl das Board angeblich für Server gedacht ist funktionieren die Treiber nicht. Auch nicht von der Webseite des Boardherstellers. Toll.
Die manuelle installation der Treiber über den Gerätemanager hat dann allerdings funktioniert.
Netzwerk ist da. Gleich mal auf intel.de nach neuen Treibern suchen – „Erweiterte Sicherheitseinstellungen von Internet Expolorer“ verhindern das Surfen. Toll. Erst mal ein Loch reinbohren oder – Firefox installiert.
Damit kommt man auf die Intel-Webseite, kann das Treiber-Update-Tool herunterladen, starten und – „Betriebssystem wird nicht unterstützt“. Da freut man sich über die verplemperte Zeit.
Mit der manuellen Suche findet sich dann noch ein aktueller Netzwerktreiber und zum Glück lädt Windows alle anderen Treiber aus dem Windows-Update ganz alleine.
Das Update hat dabei ein paar Stunden gebraucht, unglaublich viele Updates waren zu installieren, mehrfach neu booten, nervig. Mit Linux geht das deutlich schneller.
Windows-Lizenzen kann man mittlerweile anscheinend nicht mehr einfach so im Laden kaufen.
Die meisten Angebote enthalten nur noch einen Key und einen Download-Link. Ob das legal ist?
Schauen wir mal bei eBay – Windows Server 2016 Essentials
Bei der Menge an Angeboten habe ich extra einen Anbieter aus Deutschland mit >99% positiven Bewertungen herausgesucht. Der Key wurde schnell geliefert, nur die Rechnung kam dann doch aus England und „dieser Key wurde bereits auf einem anderen PC aktiviert“. Ein klarer Fall von Betrug.
Zum Glück gab es nach kurzem Hin- und Her das Geld zurück und ich habe bei einem anderen Anbieter neu bestellt. Eine GmbH mit deutscher Anschrift und deutscher Steuernummer. Diesmal schien alles zu stimmen, der Key liess sich problemlos aktivieren, der Server läuft.
Dann noch den Microsoft SQL-Server 2016 Standard installiert. und die Kiste läuft.
Das war definitiv mein letzter Server.
Nach 1 Jahr Pause weiss ich garnicht mehr wie ich das früher täglich durchgehalten habe.
Ich bin mittlerweile wirklich zu alt für diesen Scheiss.