Photovoltaik 2.0
(Beitrag aus 2010 – Übertrag von der alten Webseite)
Auch die negativen Erfahrungen mit den Handwerkern konnten den Photovoltaik-Virus nicht bekämpfen.
Es macht einfach Spass, mit der Sonne Strom zu erzeugen.
Das Problem an der Sache ist nur, daß unser Dach voll ist und woher ein zweites Dach nehmen!?
Neben den Überlegungen zur PV-Anlage ergab sich das Problem, daß die Kellerwand an der Ostseite des Hauses bei Regen immer feucht wurde. Zwar wurde hier von Handwerkern aufgegraben und abgedichtet, aber leider eben totaler Pfusch und daher für die Katz.
Meine Überlegung war ein Vordach als Regenschutz an die Fassade.
Und weil der Gedanke mit der Photovoltaik mich nicht in Ruhe liess wollte ich statt Doppelstegplatten oder ähnlichem Plastik-Zeugs einfach Solarmodule als Abdeckung.
Das Problem an der Sache war leider nur, daß kein Mensch mir sowas anbieten wollte.
Mit Dach kein Problem, das ist 0815 und das kann jeder. Aber an der Fassade?
Viel zu klein, rentiert sich nicht, bringt nix. – Da kombiniert sich Faulheit mit übervollen Auftragsbüchern, niemand wollte sich an die Anlage trauen.
Fast hatte ich schon aufgegeben, bis ich an die Solarberatung Haug aus Besigheim geraten bin.
Herr Haug ist ein Profi und kümmert sich speziell um exotische Lösungen, 0815 will er nicht. Genau die richtige Firma für mich.
Statik
Meine Recherche im Netz hat mich zu diversen Montagesystemen aus Alu geführt, nur leider hielt Herr Haug nicht viel davon und hat zurecht auf einen Statiker bestanden, nicht daß die Anlage später irgendwem auf den Kopf fällt.
Der Statiker hat dann eine recht „dicke“ Konstruktion aus Vierkant-Stahlrohren entworfen (siehe Foto) und weil es so schön ist habe ich gleich für die Südseite an den Balkon auch noch eine PV-Anlage beauftragt.
Meine Frau war nicht wirklich begeistert und die Optik gefällt sicher nicht jedem.
Aber es ist ein Beitrag zum Umweltschutz, für eine bessere Zukunft und mein Motto lautet seit jeher: Machen statt Motzen!
Auf den beiden Seiten wurden jeweils ca. 2kWp installert. Für die Ost-Anlage gehe ich von einer Minderleistung von ca. 30% aus weil diese ab ca. 14.30 Uhr vom Haus verschattet wird. Allerdings startet sie morgens auch um über eine Stunde früher. Eigentlich ist die Ost-Anlage nach Berechnung nicht wirklich wirtschaftlich, aber sie soll ja auch die Fassade gegen Schlagregen und den Keller vor eindringender Feuchtigkeit schützen.
Zieht man die Kosten für ein normales Vordach ab sieht es mit der Wirtschaftlichkeit schon wieder ganz gut aus.
Mit der Zeit kann ich hier sehr schön die herkömmliche Anlage auf dem Dach mit der Süd-Fassade und der Ost-Fassade vergleichen. Dank dem Solarview Datenlogger gibt es die Daten für jeden im Internet zum Anschauen. (Nachtrag 2019: die Funktion ist mittlerweile nicht mehr öffentlich)
Das Untergestell der Photovoltaik-Anlage wurde von der Firma Ebinger Metallbau hergestellt und montiert.
Professionell und von höchster Qualität.
Mittels Laser und hochmotivierter Mitarbeiter ist der Versatz über die ganze Fassade bei weniger als 3mm, wobei die Fassade schon über 5cm vom Ideal abweicht. Da musste also ein bisschen ausgeglichen werden.
Diese perfekte Vorarbeit machte natürlich die spätere Installation recht einfach.
Die Photovoltaik-Anlage stammt von der Firma Orange Solar aus Bönnigheim, wobei ich über die Firma selbst nichts sagen kann, da alles über die Solarberatung Haug abgewickelt wurde.
Aufgebaut ist die Anlage aus 23 Modulen UpSolar UP-M185M mit je 185W, entsprechend einer Peak-Leistung von 4255W.
Auf der Ostseite sind 11 Module installiert, auf der Südseite 12.
Zusammen mit Herrn Haug habe ich die Module selbst installiert, wobei es eher heissen sollte er hat installiert und ich habe geholfen. Gemeinsam hat das aber sehr gut funktioniert.
Da die Anlage recht weit unten am Gebäude montiert wurde waren keine Gerüstarbeiten nötig. Eine Arbeitsbühne und Leitern haben problemlos ausgereicht um sicher zu arbeiten. Auf der Südseite konnte man die Module sogar vom Balkon aus montieren.
Die Solarkabel habe ich selbst durch Kabelkanäle in den Keller verlegt und dort weiter bis zu den Wechselrichtern.
Dabei handelt es sich um zwei Sputnik Solarmax 2000S.
Die Anlage haben wir betriebsfertig montiert und von der Firma Elektro-Weigel aus Ochsenbach abnehmen und in Betrieb nehmen lassen.
Als Besonderheit und Unterschied zur ersten Anlage wollte ich unbedingt die neue Möglichkeit zur Eigenverbrauchsabrechnung nutzen, daher musste von der ENBW noch der Bezugszähler durch einen 2-Richtungs-Zähler ausgetauscht werden.
Bei immer weiter steigenden Strompreisen ist die Eigenverbrauchsregelung sehr interessant.
Vor allem da ich mein Büro im eigenen Haus habe und tagsüber durch meinen Computer-Service einen recht hohen Stromverbrauch habe.
Die Abrechnung von September bis Dezember 2010 ist zwar nicht wirklich repräsentativ, aber der Eigenverbrauch in dieser Zeit liegt immerhin bei 80%.
Für die Sommermonate habe ich mir eine Klimaanlage im Büro installiert, einige PCs und Drucker heizen doch schon recht gut. Da ist es toll wenn diese Anlage mit Sonnenstrom betrieben wird.
Seit Installation der Anlage gab es natürlich auch wieder eine Strompreiserhöhung die ich dank dem selbst erzeugten Strom nun etwas abfedern kann.
Wintersonne
Als Risiko für den Südteil der Anlage hatten wir vorab Dachlawinen durchüberlegt, aber durch das relativ flache Dach rutscht da erfahrungsgemäß nicht viel Schnee auf einmal ab und wegen der steilen Fassadenanlage trifft es dort auch nicht so schwer auf.
Der Abstand Traufe bis Fassadenanlage beträgt ca. 2m. Und wirklich viel Schnee hat es hier normalerweise sowieso nie – bis auf diesen Winter der gleich einmal richtig extrem war.
Im Dezember hatten wir soviel Schnee wie die letzten 30 Jahre nicht mehr, im Garten habe ich 45cm gemessen. Der Schnee ist zwar öfters vom Dach gerutscht und auf die darunterliegende Anlage gefallen, aber trotz der enormen Schneemenge gab es keinerlei Probleme.
Es ist auch relativ unwahrscheinlich daß größere Schneemengen auf einmal herunterkommen, normalerweise sind es immer nur kleinere Bereiche die abrutschen.
Aufgrund der guten Erreichbarkeit habe ich die Anlage im Winter mit einem Besen vorsichtig vom Schnee geräumt und damit hat die Anlage sogar mehrere Tage volle Leistung gebracht während die Dach-Anlage in derselben Zeit unter dickem Schnee ruhte.
Anlage online
Die Live-Daten meiner Anlage konnte man anfangs unter www.ingersheimwetter.de einsehen. Das habe ich mittlerweile eingestellt.
Die Software kann kein HTTPS und eine Umstellung auf eine andere Software wäre zu aufwändig. Daher gibt es die Daten seit 2017 nur noch hausintern.
Über die Optik der Anlage gibt es natürlich unterschiedliche Meinungen, aber ich möchte nicht schuld sein für unser atomare Erbe, weder soll Putin sich am Gas eine goldene Nase verdienen noch die Scheichs in Öldollars schwimmen und schuld an der Umsiedlung der Menschen in den Braunkohlerevieren will ich auch nicht sein.
Ganz frei von Schuld zu werden ist schwierig, aber ein Anfang ist gemacht.
Und wem die Optik nicht gefällt, der darf mit mir gerne über Ästhetik reden, aber dazu bitte die letzte Stromrechnung zum Vergleich mitbringen. Und gerne auch eigene Vorstellungen von einer umweltfreundlichen Energieversorgung erklären.
Update 2019
Der Blog wurde auf WordPress umgestellt und nach und nach baue ich die alten Beiträge ein.
Die Photovoltaik-Anlage ist zwar optisch immer noch gewöhnungsbedürftig, aber der Ertrag ist weit besser als erwartet!
Pro kWp installierter Leistung gab es im Schnitt jährlich über 1000 kWh. Zum Vergleich: die Dachanlage brachte zwischen 1100kWh und 1200kWh pro kWp.
Der Eigenverbrauch pro Jahr lag zwischen 2010 und 2019 bei knapp 60%, d.h. 60% des erzeugten Stroms werden direkt selbst verbraucht. Damit werden ca. 3000kWh Netzstrom durch sauberen Sonnenstrom ersetzt. Der Überschuss tagsüber wird eingespeist.
Das ganze OHNE Solar-Speicher, denn der wurde erst Ende Juli 2019 eingebaut.