Akku 2.0 – Kapitel 23

Kapitel 23 – China

Der große Airbus setzte sanft auf dem Rollfeld auf und rollte zum letzten Terminal des Flughafens. Dort sah man schon von weitem einige Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr auf das Flugzeug warten. Suzan versank immer tiefer in ihrem Sitz und Jan kaute an den Fingernägeln. Das hatte er noch nie zuvor gemacht, aber er war auch noch nie so aufgeregt gewesen, wie in diesem Augenblick.
Der Kapitän machte eine kurze Durchsage „Bitte bleiben Sie auf Ihren Sitzen. Es gibt nur eine kurze Flugunterbrechung und nach ein wenig Nachtanken geht es sofort weiter nach China.
Sie sahen zu, wie 2 Gangways an das Flughafen angedockt wurden. Sanitäter stiegen ins Flugzeug, vor ihnen allerdings Polizisten. Seltsamerweise schien das niemandem aufzufallen. Wozu brauchte man wohl bei einem medizinischen Notfall Polizeischutz?
Sie saßen in der Falle!

Jan ergriff Suzans Hand und schloss die Augen. Er wartete darauf, dass die Polizisten jeden Augenblick über ihn herfallen, ihn überwältigen und abführen würden.
Aber nichts geschah. Es blieb verdächtig ruhig.
Nach wenigen Minuten, die Suzan und Jan wie eine Ewigkeit vorkam, sahen sie, wie die Polizisten und die Sanitäter das Flugzeug verließen und die Gangways vom Flugzeug zurückgezogen wurden. Die Sanitäter schoben eine Trage auf Rädern. Offensichtlich hatte man eine Person aus dem Flugzeug geholt. War es doch nur ein medizinischer Notfall und die Stewardess hatte übertrieben? Oder war die Person beim Zugriff der Polizei KO gegangen? Es schien sich auch nur um eine Person zu handeln. Leider konnte man nichts Genaueres erkennen.

Kurze Zeit später bemerkten sie, wie die Turbinen des Flugzeugs wieder gestartet wurden. Die Maschine rollte zur Startbahn und nach kurzem Warten auf die Freigabe, hob das Flugzeug ab.
Suzan und Jan sahen sich ungläubig an. Sie saßen immer noch im Flugzeug auf dem Weg nach China.
Als die Stewardess erneut vorbeikam, fasste Jan sie am Arm und fragte „Was war da los? Sie haben gesagt, es wären mehrere Spione an Bord, aber da wurde nur eine Person auf einer Trage aus dem Flugzeug geholt!“
Sie lächelte Jan verschwörerisch an „Doch, das war schon ein Spion, OK, es war nur einer, aber ein Spion, das weiß ich genau, das hat unser Kapitän uns gesagt!“
Jan glaubte ihr nicht „Und wieso muss das Flugzeug dann in der Türkei zwischenlanden? Wäre es nicht einfacher gewesen, den bereits in Deutschland gar nicht einsteigen zu lassen? Vielleicht war er bewaffnet?“
Die Stewardess wartete, bis ein Passagier auf dem Weg zum WC an ihnen vorbei war, dann erwiderte sie „Es war wohl ein deutscher Staatsangehöriger und der Zugriff erfolgte durch den US-Geheimdienst. In Deutschland hatten die wohl keinen Zugriff auf den Spion. Die können ja schlecht einen deutschen Staatsbürgen in Deutschland entführen. Wobei ich weiß, dass das auch schon vorgekommen ist.
Bewaffnet war er wohl nicht, da war sich der Geheimdienst sicher. War ja kein Agent wie James Bond, eher ein älteres Semester. Der hatte irgendwelche Geheimakten geklaut. Keine Ahnung.“ Sie zuckte mit den Schultern.

Jan und Suzan lehnten sich beruhigt zurück. Das klang irgendwie einleuchtend. Wobei eine Entführung durch einen US-Geheimdienst jedenfalls kein Spaß war. Jan schauderte bei dem Gedanken, als er erkannte, gegen welche Macht sie angetreten waren. Einfach so ein Flugzeug zwischenlanden lassen und Leute herausholen. Das gefiel ihm gar nicht. Vielleicht gab es eine weitere Zwischenlandung und sie waren die nächsten?
Suzan und Jan bestellten noch Getränke, unterhielten sich über das Erlebte und irgendwann schliefen beide kurz nacheinander durch das monotone Brummen der Turbinen ein.

Als sie wieder aufwachten, befanden sie sich bereits im chinesischen Luftraum. Gut ausgeschlafen nutzten sie die Annehmlichkeiten der Business-Class. Jan fand es etwas seltsam, in einem Flugzeug, knapp 10.000 Meter über dem Boden in einer Dusche zu stehen. Es gab leichte Turbulenzen und immer wieder spürte er, wie das Flugzeug leicht absackte und dann wieder an Höhe gewann. Das war ein seltsames, aber auch irgendwie lustiges Gefühl. Als Jan aus der Dusche kam, stand Suzan an der Tür zur Economy-Class und schaute durch den Spalt der halb geöffneten Tür. Jan räusperte sich und Suzan drehte sich zu ihm um „Wir haben wirklich Glück gehabt mit diesem Upgrade. 8 Stunden in der engen Kabine sind nicht wirklich bequem. Die meisten Leute dort draußen in der Holzklasse sehen nicht sehr entspannt aus.“

Eine Stewardess kam zu ihnen, lächelte sie freundlich an und nahm die Wünsche für das Frühstück entgegen. Jan war fasziniert „Das ist wie in einem 5-Sterne Hotel.“ Suzan schaute ihn an „Ich wusste gar nicht, dass Du so luxuriös Urlaub machst?“ Jan lächelte verlegen „Na ja, eigentlich habe ich keine Ahnung, aber so stelle ich mir ein 5-Sterne Hotel vor.“ Beide lachten.

Die Landung war, wegen schlechtem Wetter, etwas holprig. Jan dachte darüber nach, welche Belastung so ein Flugzeug bei der Landung wohl aushalten müsse. Bei der Größe, den vielen Passagieren und vermutlich einer riesigen Menge an Gepäckstücken, fand er es doch ausgesprochen interessant, dass die Maschine überhaupt fliegen konnte.

Nach der Landung erfuhren sie einen weiteren Vorteil der Business-Class. Sie durften als erste aussteigen und hatten damit einen Vorsprung vor den anderen Passagieren. Da sie keine Koffer dabei hatten, konnten sie direkt zur Einreisekontrolle. So viel anders als in Deutschland sah es hier nicht aus. Nur alles viel größer, neuer und mit dem Nachteil für Jan, dass er die meisten Beschriftungen nicht lesen konnte. Ein paar Schilder, die vermutlich wichtigsten, waren jedoch auch in Englisch beschriftet. Der Zollbeamte vor ihnen sah sie freundlich an, dann sagte er auf Deutsch „Ausweis?“ Jan hielt seinen Ausweis hin und fragte staunend „Sie sprechen Deutsch?“. Der Zöllner lächelte „Natürlich, ich habe in Deutschland studiert, das Flugzeug kommt aus Deutschland und Sie sehen nicht aus, wie ein Chinese“. Jan nickte, das war logisch. Dann allerdings geschah etwas, bei dem beide die Fassung verloren. Der Zöllner fragte weiter „Das Visum bitte?“

Jan sah Suzan bestürzt an. Am Schalter in Deutschland hatte ihnen niemand mitgeteilt, dass sie ein Visum benötigen würden. Doch Suzan schien nicht besonders erschrocken zu sein. Gerade wollte sie etwas zu dem Zöllner sagen, als von der Seite 3 weitere Beamte auf sie zukamen „Suzan Schmidt und Jan Meier?“

Akku 2.0 - Kapitel 23

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