Akku 2.0 – Kapitel 26
Kapitel 26 – Mutter
Kurze Zeit später wurden sie abgeholt und in der Tat handelte es sich um einen beeindruckenden Konvoi aus 3 gepanzerten Fahrzeugen und 2 Motorrädern. Das vordere und hintere Auto war jeweils ein Militärfahrzeug, mit 4 bewaffneten Sicherheitsleuten besetzt. In der Mitte befand sich ein großer, schwarzer VAN mit getönten Scheiben, durch die man nicht ins Innere sehen konnte. Sie durften in das mittlere Fahrzeug einsteigen und kaum hatten sich die Türen geschlossen, ging es auch schon los.
Jan staunte, wie organisiert die Fahrt ablief. Die beiden Motorradfahrer fuhren immer voraus und sperrten Kreuzungen ab, bis die Autos vorbei waren. So hatten sie immer Vorfahrt und kamen recht schnell voran. Trotzdem war es eine weite Strecke und es dauerte über 2 Stunden, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Es handelte sich um ein riesiges Gebäude, dem man schon aus der Ferne ansah, dass es der Regierung gehörte.
Dort angekommen, stiegen sie aus und wurden in einen großen, geschmackvoll eingerichteten Raum geleitet. Suzan wippte vor Aufregung von einem Bein auf das andere. Jan bewunderte die antiken Kriegerfiguren aus Ton, die zur Dekoration im Raum standen und gut ein Museum füllen könnten.
Nach kurzer Wartezeit kam eine festlich gekleidete Chinesin in den Raum, die mit ausgestreckten Armen auf sie zu lief „Meine liebe Suzan, endlich sehen wir uns. Ich habe so lange auf diesen Augenblick gewartet und nun bist Du tatsächlich hier.“
Jan sah wie Suzan erstarrte. Er trat einen Schritt näher an sie heran und frage leise „was ist los?“ Suzan zeigte abweisend auf die Frau und sagte laut „Das ist nicht meine Mutter!“
Die Frau blieb vor ihnen stehen. Jan schaute Suzan ungläubig an „Bist Du Dir sicher?“
Suzan nickte „Ich habe nur alte Fotos von Dad und Bilder aus dem Internet. Diese Frau ist meiner Mutter sehr ähnlich, aber sie ist es nicht. In den Briefen, die sie mir geschrieben hat, da hat sie mich auch niemals Suzan genannt. „
Plötzlich hörten sie hinter sich eine fragende Stimme „Su?“
Suzan und Jan drehten sich erschrocken um. Hinter ihnen hatte eine weitere Frau den Raum betreten. Sie war schon etwas älter. Jan schätzte sie auf ungefähr Mitte 50. Am meisten beeindruckte ihn jedoch ihr Äußeres. Tatsächlich gab es beim ersten Hinsehen eine leichte Ähnlichkeit mit der anderen Frau, aber diese Person vor ihnen hatte eine ganz andere Ausstrahlung. Hier stand keine Arbeiterin vor ihnen, sondern eine Frau die Macht und Stärke ausstrahlte.
Was Jan allerdings besonders verblüffte: Sie sah aus, wie die ältere Schwester von Suzan.
„Mum?“ Jan sah, dass Suzan Tränen über die Wangen liefen. Dann fielen die beiden Frauen sich schluchzend in die Arme.
Suzan fand zuerst ihre Fassung wieder „Jan, das ist meine Mutter, Gracia Wong. Mum, das ist Jan, mein Freund“.
Gracia Wong streckte ihm beide Hände entgegen, dann umarmte sie ihn „vielen Dank, dass Du mir meine Tochter gebracht hast.“
Gracia löste sich von Jan und wischte sich die Tränen ab „Ich musste sicher sein, dass Du es bist, Su. Wir leben in unsicheren Zeiten. Daher haben wir eine Doppelgängerin vorgeschickt. Man kann nie sicher sein.“ Gracias Gesicht begann zu strahlen. „Was haltet Ihr davon, wenn wir uns zum Mittagessen begeben? Wir haben uns so viel zu erzählen.“
Suzan und Jan nickten, die letzte Mahlzeit war schon ewig her. In der Aufregung hatten sie es nicht bemerkt, aber jetzt machte sich bei beiden ein großer Hunger bemerkbar. Die drei verließen gemeinsam den Raum, gefolgt von mehreren Bodyguards und Bediensteten.
Beim Essen ließ sich Gracia von Suzan aus ihrem Leben erzählen. Sie konnte nicht genug davon hören, wie Suzan aufgewachsen war, wie es ihr in all den Jahren ergangen war und was sie und ihr Vater alles erlebt hatte. Ab und zu rollte eine Glücks-Träne über Gracias Wangen.