Akku 2.0 – Kapitel 29
Kapitel 29 – im Krankenhaus
Suzan und Jan stürzten zu Gracia. Ihre Beine waren seltsam verdreht und sie hatte eine klaffende Wunde am Kopf. Aus glasigen Augen schaute sie die beiden an. Ihr Atem war sehr flach. Suzan kniete sich neben sie und nahm vorsichtig ihren Kopf auf ihren Schoß. In der Ferne hörte man schnell näherkommende Sirenen. Irgend ein Passant musste die Rettungskräfte gerufen haben. Suzan weinte und Jan hatte das Gefühl, als ob sich eine Schlinge um seinen Hals legen würde.
Die herbeigeeilten Sanitäter versorgten Gracia, dann wurde sie auf eine Trage gelegt und in den Rettungswagen geschoben. Sie wollten Suzan und Jan die Mitfahrt verweigern, doch als Suzan ihren Diplomatenpass zeigte, stimmten sie widerwillige zu und ließen die beiden einsteigen. Suzan hielt die ganze Fahrt über Gracias Hand. Ihre Mutter hatte die Augen geschlossen. Ob sie ohnmächtig war, oder durch Medikamente ruhig gestellt, konnte man nicht erkennen.
Jan überlegte, warum man sie wohl am Leben gelassen hatte. Vermutlich wollte der Geheimdienst keinen Mord vor so vielen Zeugen verüben, zumindest nicht im eigenen Land.
Im Krankenhaus wurde Gracia sofort in einen Operationsraum gebracht. Dort durften Suzan und Jan nicht mit hinein. Sie setzten sich auf zwei Stühle im Flur und warteten.
Nach einer endlos langen Zeit kam einer der Ärzte zu ihnen „Sie sind die Tochter?“ Suzan sprang auf „Ja, was ist mit meiner Mutter?“
Der Arzt nahm seinen Mundschutz ab „Ihre Mutter hatte mehr als einen Schutzengel. Sie hat beide Beine gebrochen, ebenso 3 Rippen. Eine üble Schramme an der Stirn, die vermutlich eine Narbe hinterlassen wird. Dazu einige Hämatome und Hautabschürfungen. Aber ansonsten geht es ihr den Umständen entsprechend gut. Sie ist bei Bewusstsein und hat nach Ihnen gefragt. Sie dürfen zu ihr.
Suzan spürte ein Glücksgefühl in sich aufsteigen. Sie ließ den Arzt stehen und rannte in den Behandlungsraum. Jan bedankte sich noch kurz für die professionelle Hilfe, dann folgte er Suzan.
Gracia lag auf einem großen Krankenbett, ihr Kopf war mit einem dicken Verband umwickelt und beide Beine steckten in dickem Gips. Doch sie lächelte, als sie die beiden ins Zimmer kommen sah.
Suzan stürzte sich auf ihre Mutter „Mum, ich bin so froh, dass Du lebst. Ich dachte, ich hätte Dich schon wieder verloren.“
Gracia versuchte zu lachen, aber die gebrochenen Rippen verursachten ihr dabei starke Schmerzen „Mich bringt so schnell nichts um“, sagte sie mit fester Stimme.
Dann wurde ihr Blick ernster „Meine Rede morgen kann ich wohl vergessen. In meinem Zustand werde ich das Bett sicher nicht verlassen können.“
Suzan und Jan sahen sich ratlos an. Dann drehte sich Suzan zu ihrer Mutter und sagte „Ich werde Deine Rede halten!“
Gracia war verblüfft „Aber hast Du überhaupt schon mal eine Rede gehalten? Das sind die Vereinten Nationen. Bei der Vollversammlung sitzen dort die Anführer der Welt. Dort eine Rede zu halten ist eine schwierige Aufgabe“
Suzan lachte „So viel schwieriger, als eine Rede vor ein paar Studenten, wird das sicher nicht sein.“
Gracia und Jan schwiegen, daher sprach Suzan weiter „Also abgemacht. Ich halte die Rede. Wir müssen uns nur etwas wegen der Pläne überlegen, Uwe Anderson hat uns die Amulette abgenommen, die Pläne sind weg.“
Jan zog sein Handy aus der Tasche „Da muss ich leider widersprechen“. Gracia und Suzan starrten ihn überrascht an.
„Während Ihr Euch unterhalten habt, habe ich mit den Amuletten experimentiert. Irgendwie muss ich die Daten ja morgen übertragen. Als ich den Zugriff hinbekommen habe, dachte ich, es sei eigentlich gar nicht schlecht, wenn ich die Daten gleich auf das Handy kopieren würde. Nicht, dass ich das Morgen in der Aufregung nicht hinbekomme.“ Suzan sprang jubelnd auf und fiel ihm um den Hals.
In diesem Augenblick ging die Tür auf und zwei Chinesen stürmten in den Raum. Als sie Gracia sahen, waren sie sichtlich erleichtert. Die Botschaft hatte von dem Überfall auf Gracia und ihre Tochter erfahren und sofort Mitarbeiter ausgesandt, um sie in einem der Krankenhäuser aufzuspüren. Einer der beiden telefonierte und kurze Zeit später eilte der Botschafter herbei.
Er war froh, als er Gracia lebend und bei Bewusstsein vorfand. Dann allerdings fiel ihm ein, dass am nächsten Tag die Rede geplant war.
Gracia zeigte auf ihre Tochter: „Suzan wird die Rede für mich halten“. Der Botschafter stutzte „kann sie das?“
Gracia lachte und fasste sich dann erneut an die schmerzenden Rippen „Sie ist meine Tochter. Natürlich kann sie das!“
Jan und Suzan blieben die ganze Nacht bei Gracia im Krankenhaus. Von der Botschaft wurde Ihnen frische Kleidung gebracht und vier Bodyguards wurden im Flur vor Gracias Zimmer postiert.
Die Botschaft war äußerst beunruhigt über diesen hinterhältigen Anschlag, aber es sah so aus, als kannte keiner den genauen Grund für diesen Überfall. Gracia, Suzan und Jan hatten niemandem von ihrem Plan verraten und sie waren die einzigen, die Bescheid wussten.
Gracia, Jan und Suzan schwiegen dazu. Jetzt durfte nichts mehr schiefgehen.