Akku 2.0 – Kapitel 30
Kapitel 30 – die UN
Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Suzan und Jan von Gracia. Suzan konnte sich kaum von ihrer Mutter lösen, aber die Aufgabe war zu wichtig. Gracia wünschte den Beiden viel Glück. In Begleitung von Bodyguards wurden sie zum UN-Gebäude gebracht.
Als sie das Bauwerk betraten, musste Jan schlucken. Die Halle war viel größer und mächtiger, als er sich das vorgestellt hatte. Seine Euphorie wich einer Mutlosigkeit, doch er folgte Suzan, die zielstrebig auf die Eingangskontrolle zuging.
Seitlich am Durchgang stand ein Mann, der sie erschrocken anschaute, als er Suzan erkannte. Uwe Anderson. Reflexartig griff er unter seine Jacke, um seine Pistole zu ziehen. Doch dann erkannte er wohl, dass es keine gute Idee wäre, im UN-Gebäude mit einer Waffe zu hantieren.
Enttäuscht ließ er seine Hand sinken „Was machst Du hier?“ blaffte er Suzan an. Die sah ihn mit hasserfülltem Blick an „Ich werde die Rede meiner Mutter halten.“ Sie drehte sich zu ihren Bodyguards um und zeigte auf Anderson „passt auf ihn auf!“ Damit ließ sie ihn stehen und ging durch die Kontrolle. Jan folgte ihr. Die beiden Chinesen stellten sich Uwe Anderson in den Weg. Wüten schaute der Suzan und Jan hinterher.
Die beiden fuhren mit der Rolltreppe nach oben. Sie hatten sich genau eingeprägt, wo sie hin mussten. Sie waren aufgeregt und wussten, dass sie nur diese eine, letzte Chance hatten.
In der großen Halle umarmten sie sich noch einmal, Suzan gab Jan einen innigen Kuss. Dann wünschten sie sich gegenseitig viel Glück und jeder wandte sich seiner Aufgabe zu. Suzan ging in den Sitzungssaal und Jan lief weiter in Richtung der Technik.
Suzan kam sich in der Menge der Regierungschefs, Botschafter und Außenminister ziemlich verloren vor. Überall standen Grüppchen von wichtigen Menschen zusammen und unterhielten sich fröhlich. Suzan kannte niemanden. Bis auf einmal der chinesische Botschafter auf sie zukam und sie freudig begrüßte. Er reichte ihr ein Glas Sekt und bat sie, ihm zu folgen. Suzan war froh, nicht mehr ganz alleine zu sein.
Der Botschafter stellte Suzan verschiedenen Menschen vor, die sie alle sehr freundlich begrüßten. Doch Suzan wusste in ihrem Inneren, dass die Freundlichkeit nur oberflächlich war. Jeder von ihnen würde morden, um das für sich alleine zu bekommen, was sie in Kürze an die ganze Welt verteilen wollte. Mit jeder Sekunde wurde sie aufgeregter.
Jan fand den Technikraum. An einer Glastür stand ein Wachmann, der Jan hereinlies, nachdem er sich als Mitarbeiter der chinesischen Botschaft ausgewiesen hatte. Ein Techniker begrüßte ihn und Jan reichte ihm sein Handy. Der Techniker schaute kurz auf seine Liste, dann auf Jans Ausweis und nickte.
Im Sitzungssaal nahmen alle ihre Plätze ein. In wenigen Augenblicken würde Suzans Rede beginnen. Sie hatte das Gefühl, ihre Beine wären aus Wachs. Ihr Puls raste. Der Botschafter nahm sie am Arm, führte sie an das Rednerpult und wünschte ihr viel Glück. Suzan stand an das Pult, nahm einen Schluck Wasser aus dem vorbereiteten Glas und schaute suchend in die Runde, aber es waren keine vertrauten Personen anwesend. Natürlich kannte sie viele der Anwesenden aus den Medien. Aber niemand, auf den sie ihren Blick stützen konnte.
Jan hatte dem Techniker auf dem Handy die präparierte Vortragsdatei gezeigt und dieser hatte die Daten nach Prüfung auf Virenbefall in das System der UN hochgeladen. Gebannt sah Jan ihm zu, wie er die Übertragung auf die Tablets der Politiker startete. Gleich hatten sie es geschafft. Jan schaute durch ein Glasfenster in den Sitzungssaal. Dort stand Suzan am Rednerpult. Dann sah Jan durch die Glastür auf den Flur. Dort kamen aufgeregte Sicherheitsbeamte angerannt.
Jan drehte sich erschrocken zum Techniker um. Dieser hatte davon nichts mitbekommen, grinste Jan an, gab ihm sein Handy und sagte „alles übertragen“. Jan fiel ein Stein vom Herzen. Gracia hatte gesagt, dass übertragene Dateien nicht mehr zurückgeholt werden konnten. Die beiden Wachleute hämmerten gegen die Glastür. Der Techniker drehte sich erschrocken um. Jan sah wieder durch das Glasfenster in den Sitzungssaal. In diesem Augenblick sah Suzan zu ihm hoch. Ihre Blicke trafen sich. Jan hob beide Hände mit hochgestreckten Daumen an das Fenster.
Suzan hatte endlich jemanden gefunden, an dessen Anwesenheit sie sich festhalten konnte. Sie holte tief Luft, schaute noch einmal hinauf zu Jan, dann begann sie ihre Rede.