Akku 2.0 – Kapitel 31

Kapitel 31 – die Rede

Alle Anwesenden verstummten, als Suzan sich am Mikrofon räusperte. Das war ein seltsames Gefühl. Vor ihr saßen die mächtigsten Frauen und Männer der Welt und alle sahen gebannt zu ihr auf, zu Suzan Wong.

Sie lächelte, dann sagte sie „Guten Abend meine Damen und Herren, bevor ich mit meiner Ansprache beginne, möchte ich Sie darum bitten, dass Sie alle kurz schauen, ob sie das Protokoll meiner heutigen Rede auf ihren Tablets erhalten haben.“

Im Saal entstand eine Unruhe, einen solchen Anfang einer Rede hatte es noch nie gegeben. Doch die Politiker taten, um was Suzan Sie bat.

Einige nickten mit den Köpfen, andere deuteten ihr an, dass sie das Protokoll erhalten hatten. Suzan war erleichtert und fuhr in ihrer Rede fort „Nun, ich bin Suzan Wong. Tochter von Gracia Wong. Eigentlich sollte meine Mutter heute diese Rede halten, doch sie wurde gestern Opfer eines feigen Anschlages.“

Sie hielt kurz inne „Meiner Mutter geht es den Umständen entsprechend gut, aber sie kann heute leider keine Rede halten. Deswegen bin ich eingesprungen. Das Dokument auf Ihren Tablets ist auch nicht das Protokoll meiner Rede, sondern unser Geschenk an die Menschheit!“

Wieder ging ein Raunen durch den Saal. Suzan sah hinauf zu Jan und lächelte.

„Mein Vater, Professor Erich Schmidt, hat eine Speichertechnologie entwickelt, die die hundertfache Kapazität herkömmlicher Systeme bereitstellt. Damit lassen sich erneuerbare Energien problemlos speichern. Die benötigten Rohstoffe sind überall auf der Welt zu finden. Die Basis des Akkus ist einfaches Salz. Die Datei auf ihren Tablets ist die Anleitung zum Bau dieses Akkus.“

Es wurde laut im Saal, dann begannen einige Zuhörer zu klatschen, einer nach dem anderen standen sie auf, nur ein paar wenige blieben sitzen. Manche starrten ungläubig auf ihre Tablets.

Als sich der Lärm gelegt hatte und die Zuhörer wieder auf ihren Plätzen saßen, redete Suzan weiter. „Wir sind der Ansicht, dass kein einzelner Staat und keine Firma diese Technik alleine besitzen darf. Dieser Akku muss der gesamten Menschheit zur Verfügung stehen! Leider gibt es einige finstere Menschen, die das anders sehen. Mein Vater ist ein Gefangener eines US-Geheimdienstes“ „Das ist eine Lüge“, rief die US-Botschafterin dazwischen, doch Suzan fuhr unbeirrt fort „Uwe Anderson, ein Agent, der hier im Foyer von unseren Leuten festgehalten wird, hat im Auftrag der US-Regierung einen Anschlag auf unser Institut verübt, bei dem ein Mitarbeiter ums Leben kam. Eine weitere Mitarbeiterin wurde mit einer Bombe getötet. Bei einem Auto wurden die Bremsleitungen manipuliert. Eine weitere Kollegin liegt daher nach einem Unfall schwer verletzt im Krankenhaus. Man wollte uns beseitigen, um an Daten zu gelangen, die wir Ihnen heute auf Ihre Tablets überspielt haben, denn kein Staat darf diese Technik alleine besitzen!“

Wieder sprangen einige Zuhörer im Saal auf. Jan war aus dem Technikraum heruntergekommen. Die Sicherheitsleute hatten ihn nicht aufgehalten, als sie sahen, dass sie zu spät gekommen waren. Er trat neben Suzan an das Pult, sie redete weiter „Ein weiterer Agent, Jonathan Smith, der sich als Interpol-Agent ausgegeben hat, um uns zu fassen, sitzt in Peking in Haft! Dieser Akku gehört der gesamten Menschheit, daher haben wir die Pläne heute an alle Länder verteilt. Jeder kann das System nachbauen.“

Sie machte eine Pause „Ich fordere hiermit die sofortige Freilassung meines Vaters, Professor Erich Schmidt!“ Ihre Stimme versagte, sie nahm einen Schluck Wasser. „Außerdem bitte ich um politisches Asyl für meinen Vater, meine Mutter, meinen Freund Jan, hier neben mir, für mich und für die Überlebenden unseres Forschungsteams. Gibt es irgendein Land, das bereit wäre, uns aufzunehmen?“

Es wurde still im Saal. Dann hoben sich einige Hände. Erst waren es wenige, dann immer mehr. Am Schluss hatten alle Anwesenden die Hand erhoben. Jan nahm Suzan in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr „sogar China und die USA, das ist unglaublich.“ Er küsste sie auf die Wange „Du bist unglaublich“. Suzan lächelte. Im Saal begann ein tosender Applaus.

Einige der Anwesenden nahmen ihre Tablets, um die Daten an ihre Botschaften und Länder weiterzuleiten. Die meisten aber kamen nach vorne an das Rednerpult, um Suzan zu Ihrer Rede zu gratulieren.

Der erste, der auf Suzan zutrat, war der chinesische Botschafter.

„Du hast das toll gemacht!“

Suzan war etwas verlegen, doch er lächelte sie an. „Sie sind nicht sauer auf mich? Ihre Regierung wird mich sicher dafür hassen, dass ich die Baupläne für den Akku nicht ihnen allein, sondern der gesamten Menschheit zur Verfügung gestellt habe.“

Er schüttelte den Kopf. „Sicher, Einige werden nicht begeistert sein. Aber Deine Rede war toll. Das hätte meine Schwester nicht besser hinbekommen!“. Suzan stutzte: „Ihre Schwester?“

„Natürlich, Gracia ist meine Schwester. Ich bin Dein Onkel!“

„Das heißt, Sie, ähm, Du hast die ganze Zeit Bescheid gewusst?“, Suzan musste sich festhalten, sie hatte das Gefühl, der Boden würde sich bewegen.

Der Botschafter lachte. „Aber natürlich. Seit 26 Jahren trage ich dieses Geheimnis mit mir herum. In einer Familie muss man doch zusammenhalten!“ Suzan konnte nicht anders und fiel dem Botschafter um den Hals.

Die Staatschefs, Minister und Botschafter standen Schlange, um Suzan zu gratulieren, sich bei ihr zu bedanken und ihr das von ihr angefragte Asyl anzubieten.

Ganz am Schluss der Schlange kam die Außenministerin der USA auf Suzan zu. Sie wirkte ein wenig verlegen.

„Ihre Rede über die Machenschaften unserer Nation – Wir sind nicht alle so. Leider gibt es eine Unterwanderung unserer Regierung durch üble Mächte. Aber wir werden alle Kraft daran setzen, das aufzuklären. Uwe Anderson wurde bereits verhaftet. Er hat den Aufenthaltsort Ihres Vaters verraten. Spezialeinsatzkräfte sind bereits auf dem Weg dort hin, um ihn zu befreien. Ich hoffe, Sie können uns verzeihen?“

Suzan lächelte versöhnlich, dann streckte sie der Ministerin die Hand entgegen.“

Akku 2.0 - Kapitel 31