Akku 2.0 – Kapitel 10

Kapitel 10 – Das Labor

Nach dem Essen stand Erich auf „Komm mit, ich zeige Dir jetzt unser Forschungslabor!“ Jan war verblüfft „wir fahren nochmal ins Institut?“ „Nein, das Labor ist geheim, es ist hier im Haus. Daher fand ich es auch eine gute Idee, dass Du ein Zimmer bei uns bezogen hast. Das ist unauffällig und die Wege sind kurz. Komm mit, es wird Dir gefallen“

Jan stand zögerlich auf. „Ich hätte da noch eine Frage wegen des Zimmers…“ „Gefällt es Dir nicht?“, unterbrach ihn Erich. „Doch, natürlich. So toll habe ich noch nie gewohnt. Ich habe mich nur gefragt, ob ich mir das leisten kann. Ich bekomme im Institut zwar ein gutes Gehalt, aber die Unterbringung hier ist totaler Luxus“.

Erich lachte und klopfte Jan auf die Schulter. „Die Unterbringung ist inklusive. Das kostet Dich nichts extra!“

Jan strahlte vor Freude, dann folgte er dem Professor. Sie liefen durch lange Gänge und verwinkelte Treppenhäuser bis in den Keller. Es ging in einen Bereich, den Suzan ihm bei der Führung nicht gezeigt hatte.

Jan überlegte, ob er hier alleine wohl wieder herausfinden würde.

Vor einer Feuerschutztür blieb Erich stehen. An einem Touchpad tippte er eine Kombination ein und legte anschließend seine Hand auf einen Scanner. Die dicken Türen glitten automatisch auseinander. Jan fand das spannend, der Professor hatte nicht zu viel versprochen, als er davon sprach, es wäre wie im Film.

„Eins – Zwei – Sieben – Neun – Acht.“ Jan schaute Erich an „Wie bitte?“ Erich antwortete „Die Kombination für diese Tür ist Eins – Zwei – Sieben – Neun – Acht. Die solltest Du Dir gut merken. Ohne die Kombination kommst Du hier nicht hinein und wichtiger noch – auch nicht mehr heraus“. Jan nickte.

„Jetzt lege mal Deine Hand hier auf den Scanner, damit ich Deine biometrischen Daten einlesen kann“. Jan tat, wie ihm geheißen wurde und Erich tippte etwas auf einem Tablet, das er schon beim Essen dabei gehabt hatte. „So, jetzt bist Du freigeschaltet und darfst ins Labor und natürlich auch wieder hinaus. Aber Achtung – die Datenschutzgrundverordnung gilt hier nicht, ich zeichne alles auf.“ Der Professor lachte und Jan lachte mit.

Im Flur vor ihnen gingen automatisch die Lichter an. Sie kamen in einen großen Raum, der den Räumen im Institut verblüffend ähnlich sah. Jan schaute sich erstaunt um, das war nicht nur ähnlich, sondern identisch aufgebaut wie die Räume an seinem Arbeitsplatz. Erich lächelte „Willkommen im Raum der Wünsche! Ich glaube, Du wirst Dich hier gut zurechtfinden, das wird bis auf Weiteres Dein neuer Arbeitsplatz. Allerdings leider nur abends. Denn tagsüber sind wir im Labor am Institut. Unsere Nebenbeschäftigung soll ja nicht auffallen.

Ich habe die Räume hier genau so ausstatten lassen, wie die im Institut. Dadurch muss man sich nicht umgewöhnen. Alles ist identisch aufgebaut.“ Jan fand die Idee ebenfalls sehr praktisch. Erich ging an einen Stahlschrank, tippte eine Kombination ein und öffnete die Schranktür. „Gleicher Code wie an der Tür“, sagte er. „Das ist zwar eigentlich nicht optimal, aber ich kann mir einfach keine Zahlen merken.“ Er holte eine Coladose aus dem Schrank und warf sie Jan zu. Jan konnte sie gerade noch auffangen.

Verdattert schaute er den Professor an. Sollte er jetzt eine Cola trinken? Erich grinste ihn an „Das ist unser Forschungsprojekt“ Jan schaute die Coladose an, dann den Professor und dann wieder die Coladose. Die Dose hatte einen Schraubanschluss an der Oberseite, trotzdem verstand er nicht ganz. „Ich dachte, es sei unauffällig, wenn ich so eine Getränkedose als Verpackung benutze“ Erich nahm ihm die Dose aus der Hand und stellte sie an einen Arbeitsplatz „Was Du hier siehst, ist der aktuelle Prototyp. Es gibt aktuell nur diesen einen hier. Die Speicherkapazität liegt bei ungefähr 10 Kilowattstunden.“ Jan dachte, er hätte sich verhört „10 Kilowattstunden? Ein herkömmlicher Akku in einem Elektrofahrzeug wiegt bei dieser Speicherkapazität um die 50 Kilogramm.“ „Korrekt, Das ist die Energie von ungefähr einem Liter Sprit, die Dose wiegt aber nur 500 Gramm. Das ist aber noch nicht alles. Der Block besteht aus herkömmlichem Salz. Metalle und sonstige Zutaten werden nur in winzigen Mengen benötigt.

Das Revolutionäre daran ist die Verwendung von Nanostrukturen. Das Teil ist schnellladefähig, wurde schon über 1000x geladen und ist absolut sicher. Man kann einen Nagel durchschlagen, das Ding ins Feuer werfen, es passiert nichts. Der Speicher funktioniert von -40 °C bis +60 °C, dabei gibt es kaum temperaturabhängige Veränderungen in der Kapazität.“

Jan staunte „Die Daten sind wirklich ein Wahnsinn. Dann ist der Akku doch schon so gut wie fertig? Was ist dann meine Aufgabe?“

„Nun, das ist die richtige Frage. Ich gehe davon aus, dass man das Volumen noch halbieren kann. Die Langzeittauglichkeit muss noch überprüft werden. 1000 Ladungen sind ja schon ganz gut, aber wir benötigen weitere Prototypen und müssen mehr testen. Das kann ich nicht alleine leisten. Das größte Problem besteht aber darin, den Akku auf den Markt zu bringen.“

„Was ist daran schwer, so ein Teil auf den Markt zu bringen? Den will doch sicher jeder? Damit könnte man Elektroautos mit 3000 km Reichweite bauen, Flugzeuge und Schiffe elektrisieren. Saisonale Speicher errichten!“ Jan schnappte nach Luft, während er aufzählte, was mit diesem Wunderakku alles möglich wäre. „Die gesamte Energieversorgung könnte man auf Ökostrom umstellen. Mit diesem Speicher sind wir alle Energieprobleme los. Das ist eine Revolution!“

„Eben“ Erich nickte „und weißt Du, was mit Revolutionären meistens passiert?“ Jan schüttelte den Kopf und der Professor ergänzte „die Meisten verlieren ihren Kopf“

Akku 2.0 - Kapitel 10

Weiter zu Kapitel 11 – Das Dilemma