Das Geheimnis der Nougats
Am Wochenende saßen wir mal wieder am reichlich gedeckten Frühstückstisch. Dabei ist mir aufgefallen, dass in den Nuss-Nougat-Cremes zwar meistens wenige Nüsse, viel Zucker, Fett und meistens Palmöl enthalten ist, aber das Nougat ist bei den Zutaten nicht aufgeführt.
Das hat uns irritiert und wir haben uns auf die Suche nach dem Geheimnis der Nougats gemacht.
So einfach ist das aber gar nicht, denn im Internet gibt es dazu kaum Informationen und leider sehr viele Fake-News.
In der Bücherei haben wir dann in alten Schriften Informationen über die wahren Nougats gefunden.
Die Geschichte geht weit zurück, vor die (Wieder-)Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Bekannterweise entdeckten damals die Europäer bei den Azteken den Kakao und brachten die Bohnen mit auf den alten Kontinent. Auch die Trinkschokolade war damals schon bekannt. Aber erst die Schweizer erfanden im Jahre 1875 die Milchschokolade.
Davor gab es in Europa nicht viele Süßigkeiten. Das Volk kaute an Zuckerrüben und der Adel ließ sich Zuckerrohr aus dem fernen China importieren. Im Sommer gab es süße Früchte, Äpfel, Birnen, Beeren aller Art, aber im Winter gab es damals kaum Leckereien.
Die letzten Nougats
Eine beliebte Quelle für Süßes waren damals die Eier der Nougats!
In den Urwäldern Europas lebten wilde Nougats, deren Eier süß wie Zucker schmeckten. Allerdings waren diese Tiere genauso selten, wie begehrt.
Die massenhafte Suche nach den Nougat-Eiern brachte die Tiere bald an den Rand der Ausrottung. Auch die immer weitere Abholzung der Wälder beschleunigte den Rückgang der Population.
Die langen, hochstehenden Ohren der Nougats verleiteten einige irrgeleiteten Menschen auch zu der Annahme, man könne die Ohren der Nougats abschneiden, kleinraspeln und als Potzenzmittel einnehmen. So wie es auch heute noch bei Nashörnern und Elefanten der Fall ist.
Übrigens ist das auch der Grund, warum die Einhörner ausgestorben sind!
Der Druck auf die Nougat-Population war enorm und die letzte Erwähnung dieser Spezies erfolgte im Jahr 1904.
Nuss-Nougat-Creme
Wer hat es erfunden? Die Schwaben!
Der Schwabe Hannes Nullinger aus Talheim (Ha.Nu,Ta) überlegte sich um 1830, wie er die seltenen und teuren Nougat-Eier strecken konnte, um länger von dieser Süßigkeit zu zehren. Er experimentierte mit diversen Zutaten und erfand schließlich eine Mischung aus Haselnüssen, die überall leicht zu finden sind, Zucker aus Zuckerrüben, etwas Öl und den geschmacklich sehr intensiven Nougat-Eiern.
Seine schlaue Idee, einen Brotaufstrich herzustellen, war richtungsweisend, denn damit konnte man die teure Creme mit Brot strecken oder auch einfach mit dem Löffel essen.
Nullinger verkaufte sein Rezept um 1850 an einen Schweizer Konzern
Wegen der immer seltener werdenden Nougats, wurden die Nougat-Eier immer mehr durch andere Stoffe ersetzt. Die heute Nuss-Nougat-Cremes aus Zucker, Fett, Palmöl und Geschmacksstoffen, hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Rezept zu tun.
In Schwaben experimentierte man unter anderem mit Früchten als Ersatz für die Nougats und so wurde um 1860 das Gsälz erfunden. Weltweit erfolgreich wurde das Produkt aber erst nach der Umbenennung in Marmelade.
Obwohl die Nuss-Nougat-Cremes also keine Nougat-Eier mehr enthalten, ist der Siegeszug der süßen Zuckerspeise weltweit nicht mehr aufzuhalten.
Falscher Hase
Die Nougats sind den Hasen sehr ähnlich, sehen aus wie Kaninchen (lat. cuniculus), gehören evolutionsgeschichtlich aber zu den australischen Wombats.
Wie es die Tiere von Australien nach Europa geschafft haben, ist nach wie vor ein Rätsel.
Allerdings sind Nougats im Gegensatz zu Kaninchen gute Schwimmer.
Zur Verwechslung mit Hasen trägt auch die Bezeichnung der Tiere durch die Römer bei, der lateinische Name lautet Hasis Caramelis Cerealis.
Einen tragischen Fehler in der Geschichte begingen die ersten europäischen Einwanderer in Australien. Sie hatten damals Kaninchen als Nahrungsmittel auf ihren Segelschiffen, Kühlschränke gab es zu der Zeit noch nicht. In Australien angekommen, ließen sie einige Kaninchen dort frei. Leider erwiesen sich die Eindringlinge als aggressiv. Daher haben die europäischen Kaninchen die Nougats verdrängt, ähnlich wie heutzutage die amerikanischen grauen Eichhörnchen die europäischen braunen Eichhörnchen verdrängen. Zusätzlich eingeschleppte Katzen fraßen dazu noch die Eier und die jungen Nougats. Die Nougats gelten deswegen leider auch in Australien als ausgestorben.
Osterhase
Da die Nougats süß schmeckende Eier legen und den Hasen sehr ähnlich sind, kam es oft zu Verwechslungen und die Leute meinten, die Hasen würden Eier legen. Das ist natürlich Quatsch, Hasen legen keine Eier, sondern sind Säugetiere und Hasen werden lebend geboren.
Trotzdem halten sich die Geschichten hartnäckig und fanden sogar in der Tradition Einzug. Da die Nougats ihre Eier meistens im Frühjahr legten und die Menschen Hasen und Nougats einfach nicht unterscheiden konnten, sucht man heute noch an Ostern nach Ostereiern.
Angeblich werden diese vom Osterhasen gebracht. Das ist Unsinn. Osterhasen bringen keine Eier. Der Brauch rührt einfach von der Tradition her, nach Nougat-Eiern zu suchen. Da es diese Eier aber heutzutage nicht mehr gibt, verstecken findige Eltern einfach Schokoladen-Eier und lassen ihre Kinder danach suchen. Statt von Nougats sind die Eier angeblich von Hasen. Mit der Zeit sind aus kleinen Nougat-Eier immer größere Geschenke geworden. Statt Eiern werden daher heutzutage schon auch mal Spielkonsolen oder Fahrräder versteckt.
Woher der Brauch kommt, ersatzweise Hühnereier zu verwenden und diese anzumalen, ist allerdings nicht gesichert, die Nougat-Eier sind zu klein, um sie anzumalen. Vielleicht waren irgendwelche Menschen einfach sauer, weil sie zu kleine Eier hatten.
Sprachwissenschaftliche Bedeutung.
Auch in der Sprache gibt es Hinweise auf die Nougats.
Die Nougat-Eier wurden wie Pilze im Wald gesucht, waren aber genauso schwer von Hasenkötteln zu unterscheiden, wie Speisepilze von Giftpilzen.
Die schlauen Tiere legen ihre Eier zudem in die Nähe ihrer Kotplätze, dadurch verlieren potenzielle Fressfeinde oft das Interesse an der Suche nach den Nougat-Eiern.
Deswegen musste die Beute zu Hause noch von kundigen Menschen sortiert werden. Die Unterteilung erfolgte in zwei Haufen, die althochdeutsch „Nougats is“ und „Has is“ genannt wurden. Leute, die nur Hasenköttel gefunden hatten, waren natürlich sauer und neidisch auf diejenigen, die viele Nougat-Eier im Korb hatten, daher bildete sich nach und nach das Wort „Hass“, das auch heute noch allgemein verwendet wird, wenn man etwas doof findet oder neidisch ist.
Sensation 2020 – lebende Nougats gefunden!
Der schlaue Leser wird einwenden, woher die Fotos kommen sollten, wenn die Nougats doch ausgestorben sind? Alles Fake!
In der Tat könnte man so meinen, doch durch Corona ist 2020 alles anders.
Covid-19 zwingt die Menschen dazu, zuhause zu bleiben. Fabriken stehen still, Flugzeuge bleiben am Boden, die Luft wird messbar besser, die Natur atmet durch. In den Städten sieht man Wildschweine, Rehe und andere Tiere, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt.
Und an einem trüben Herbst-Morgen saßen 2 kleine Tierchen in unserem Garten, die wir zuerst fälschlicherweise für entlaufene Kaninchen gehalten haben.
Der Kleintierexperte Dr. has. Häberle konnte aber eindeutig nachweisen, dass es sich um Nougats handelt. Eine Sensation!
Wir haben ihnen ein Gehege gebaut, das sie dankbar angenommen haben und nach kurzer Zeit fanden wir auch schon die ersten Nougat-Eier.
Natürlich haben wir diese nicht gegessen, sondern die Tiere einfach mal brüten lassen.
Nachdem die Nougats ihr Gelege 2 Wochen bebrütet haben, ist ein junger Nougat geschlüpft. Die Knopfaugen sind bei den jungen Nougats noch wenig ausgeprägt, die Unterscheidung vom Kaninchen fällt deswegen noch besonders schwer.
Übrigens – wenn irgendwer sagt „die sind so süß“, dann muss man aufpassen, oft wollen die Leute die Nougats abschlecken, denn die jungen Tiere sind wirklich zuckersüß!
Scheue Nougats
Vielleicht sind die Nougats aber gar nicht so selten, wie gedacht. Der moderne Mensch sucht nicht mehr nach Nougat-Eiern und die Tiere sind Meister der Tarnung.
Aufgabe: Suche die Nougats auf diesem Foto, ich habe sie nicht gefunden.
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit von Lian Hannes Drexel und Jochen Drexel.
Irgendwie muss man den Kindern ja erklären, wie die Nougats in den Brotaufstrich kommen 🙂
Spassbremse
Der obige Text ist natürlich Quatsch, noch nie wurde irgendein Nougat in irgendeiner Nougat-Creme verarbeitet!
Ich habe keine Ahnung, was in modernen Brotaufstrichen außer Zucker sonst noch drin ist.
Einige Brotaufstriche sind mittlerweile sogar Vegan, da wurde auch die Milch weggelassen und die Nougat-Eier sind in Wirklichkeit Früchte des Nougat-Baums. Der wächst in Südafrika und da schreibe ich demnächst vielleicht einen Bericht drüber.
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Das war eine von Jochens Geschichten.
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Die Geschichte von Halloween – Wie es zu diesem durchgeknallten Brauch kam