Heimkino – Grundig Audiorama für 7.1

Heimkino - Grundig Audiorama für 7.1
Grundig Audiorama 4000 im Heimkino

Unser Heimkino befindet sich in stetem Wandel.
Da es immer irgendwo etwas Wichtigeres zu tun gibt, dauert es auch meistens recht lang, bis es mit dem Ausbau wieder ein Stück vorangeht.

Für die Ecke über meinem Hifi-Rack (nicht im Foto, unterhalb des Millenium-Falcon) habe ich mir ein Bild der Erde ausgedruckt. Davor frei hängend die Internationale Raumstation als Modell mit den Klemmbausteinen aus Dänemark.
Irgendwie musste da noch was hin.
Ich habe mir mehrere Varianten des Mondes überlegt.
Als Lampe, als Foto an der seitlichen Wand, ein X-Wing-Fighter, passend zum Millenium-Falcon?

Dann habe ich im Internet die Grundig Audiorama Kugellautsprecher gesehen und wusste sofort:
Das Ding als Mond, das muss es sein.

Grundig Audiorama 4000
Grundig Audiorama 4000
Heimkino - Grundig Audiorama für 7.1

Die Grundig Audiorama Lautsprecher gab es in verschiedenen Ausführungen.
Die Modelle 7000 aus 1970 – 1972 mit sage und schreibe 12 Lautsprechern pro Kugel.
Bei 310 mm Kugeldurchmesser kosteten die Teile stolze 798,- D-Mark pro Stück. Zu der Zeit oft mehr als einen Monatslohn.
Das Nachfolgemodell 8000, bei dem allerdings Vorsicht angebracht ist, da hier einige Kugeln mit Schaumstoff in den Chassis verbaut wurden, der sich nach der langen Zeit meistens aufgelöst hat.
Nach 2000 wurde nochmal kurze Zeit das Modell 9000 auf den Markt gebracht.
Dabei handelte es sich aber um eine ovale Form, keine Kugel mehr.
Die Oberfläche aus Stoff, statt Metall.
Hübsch anzusehen, aber in meinen Augen kein Kultfaktor.

Audiorama 4000

Für meine Zwecke sollte es aber eine Audiorama 4000 oder 5000 werden.
Der Unterschied zwischen 4000 und 5000 ist dabei marginal, aber die Kugeln sind mit 250mm Durchmesser deutlich kleiner als die 7000er.
Gebaut von 1972 bis 1975 lag der Neupreis früher bei 399,- D-Mark
Dieser Preis und oft auch mehr wird heute in Euro aufgerufen!
Für 50 Jahre alte Lautsprecher. Man zahlt für den Retro-Kult!

Ich konnte ein relativ günstiges Schnäppchen ergattern und habe 2 Kugeln für zusammen 250,- Euro gefunden.
Besonders wichtig: Die Kugeln unbeschädigt und das Grundig-Logo war noch vorhanden.
Das fehlt wohl mittlerweile bei weit mehr als 50 % der Angebote.

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Grundig-Logo der Audiorama 4000

Der einzige negative Punkt des Angebotes war der Standrohr.
Das war wohl irgendwann mal abgesägt worden und bestand nur noch aus einem 5 cm langen Alu-Stummel. Die Kugel saß direkt auf dem Tulpenfuß.
Das war mir aber egal, denn die Kugeln sollten sowieso aufgehängt werden.
Dazu gibt es spezielle Ketten (sehr selten), oder man kann die Kugeln direkt am Kabel aufhängen.
Das Original-Kabel besteht dazu aus 2 Adern für den Ton (blau ist Plus) und einem Stahlseil.
Damit kann man die Audiorama 4000 direkt am Lautsprecherkabel aufhängen. Das ist geschickt.

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Um die Kugeln zu reinigen oder zu untersuchen, muss man sie öffnen.
Dazu kann man vorsichtig mit dem Finger das Grundig-Logo oben an der Kugel abschrauben, das ist einfach nur eine verschraubte Abdeckkappe.
Darunter kommt eine Schraube zum Vorschein, die sich herausdrehen lässt.
(Bild oben: Gummi-Abstandshalter, Schraube, Logoplatte)

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Kugelhälften der Audiorama 4000

Jetzt kann man den oberen Teil des Gitters vorsichtig entfernen.
Die beiden Kugelhälften bestehen aus Metall und sind schwarz lackiert.
Ich hatte das Glück, dass die Teile weder vermackt, noch verkratzt oder anderweitig beschädigt waren – und das zu dem Preis!

Wenn man die obere Schraube gelöst hat, kann man die Kugel umdrehen (ein Kissen oder ähnliches unterlegen!) und die untere Abdeckung incl. Standfuß abschrauben.
Danach hat man die innere Kugel mit den Lautsprechern vor sich liegen.
Im Inneren der Kugel befindet sich Dämmwolle und die Frequenzweiche.
Da es mir nur um die Reinigung ging, habe ich die Teile nicht weiter zerlegt.

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Der Staub von 50 Jahren

Die Lautsprecher waren äußerlich sauber, aber nach 50 Jahren hatte sich innen schon einiges an Staub angesammelt. Dadurch entstand dieser typische „alt“-Geruch.

Nach vorsichtiger Reinigung sahen die Kugeln aus, wie frisch aus der Fabrik.
Die Metallgitter hatte ich einfach unter der Dusche abgespült. Danach geföhnt (damit es nicht rostet!)
Kunststoff, Gummi und Metall habe ich danach mit Ballistol eingeölt.
Ballistol ist ein Öl mit perfekten Eigenschaften für die Reinigung und Konservierung.

Bei einem Lautsprecher hatte sich der umlaufende Alu-Zierring gelöst. Ein bisschen Sekundenkleber und die Sache war repariert.
Da muss man allerdings höllisch aufpassen und den Zierring weit vom Lautsprecher entfernt kleben.
Ein Tropfen auf den Lack des Lautsprechers und das Ding wäre hin.

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Nach der Reinigung – glänzt wie neu

Nach der Reinigung und Überprüfung habe ich die Kugeln wieder zusammengebaut und zwei wunderschöne Design-Lautsprecher lagen vor mir.

An die Decke

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Nicht nur die Lautsprecher, auch unser Haus ist schon etwas älter.
Die Decke besteht aus Stahlbeton-Querträgern mit eingelegten T-Steinen aus Blähbeton.
Darunter eine Holzkonstruktion und daran eine Matte aus Schilf, Bambus oder ähnlichem Material, auf das Gips aufgetragen ist.

Am Gips hält nichts. Die Schraube muss in den Beton.

Blähbeton ist allerdings nur ein Gemisch aus Beton-Kügelchen und auch nicht besonders stabil.
Die Träger sind stabil, aber da wurde in unserem Haus mehr Eisen verbaut, als bei der Titanic.
Das erste Loch hat dann auch, trotz Bohrhammer, am Eisen geendet.
Das muss man sich nicht antun, lieber mache ich das Loch später wieder zu.
Beim 2. Versuch ging es dann perfekt in die Decke.
Der Hohlraum ist allerdings satte 9 cm stark. Das ist heftig. Solche Schrauben sind schwer zu beschaffen.
Lösung:
8mm Gewindestange mit 16cm Länge. Bis Anschlag eingedreht und dann eine Ringmutter aufgeschraubt.
Das hält! (hoffentlich)

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Audiorama 4000 im Heimkino

Die Audiorama 4000 habe ich dann direkt am Lautsprecherkabel aufgehängt.
An der Decke kommt irgendwann noch eine Abdeckung drauf, da drucke noch etwas mit dem 3D-Drucker.

Dank Ballistol glänzt die Kugel wie neu, der Alu-Ring sieht aus, wie frisch poliert.
Man kann sagen: Der Mond ist aufgegangen.

Die ISS habe ich einfach mit Angelschnur aufgehängt.
Die Befestigungspunkte liegen ursprünglich auf einem Ständer, da sollte es doch auch im Flug halten.
Das gefällt mir jedenfalls sehr gut:

Im Hintergrund die Erde, davor die ISS und daneben die Audiorama 4000 als Mond.

Kling Klang!

Und wie klingt das Ganze?

Die Anlage besteht jetzt aus 8 Lautsprechern, eingestellt als 7.1

Front Links, Rechts und Center, Subwoofer, die Audiorama als Surround Links und Rechts und 2 kleine JBL-Speaker als Surround Back Links und Rechts.

Der Klang ist super!
Vor allem, wenn man das Alter der Audiorama-Kugeln berücksichtigt.
Das Design ist über jede Kritik erhaben. So etwas wird heute leider nicht mehr hergestellt
Vollmetall-Gehäuse. Edel!
So ein Teil ohne Macken und mit Original-Log in diesem Zustand und zu dem bezahlten Preis, das war tatsächlich ein Glücksgriff.

Neuer Raumklang

Normale Lautsprecher haben eine recht gerichtete Schallausstrahlung.
Die Kugellautsprecher bilden einen viel breiteren Raum.
Das ist anders, als man es gewohnt ist.
Als Hauptlautsprecher sind die Kugeln ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Ein Subwoofer ist dann Pflicht.
Als Effekt-Speaker sind die Teile aber genial.
Da der Klangteppich viel breiter wird, lassen sich Effekte nicht mehr direkt einem Lautsprecher zuordnen.
Mit Unterstützung der Frontlautsprecher und der Back-Lautsprecher werden die Raum-Effekte viel breiter und realistischer. Vor allem hat man auf jedem Sitz einen guten Raumklang.
Viel besser, als bei normalen Lautsprechern.
Das hat meine Erwartungen übertroffen.

Mit Einstellung „Alles auf Stereo“ kann man auch schön Musik hören.
Kein High-End, aber ein irres Gefühl, als würde das Orchester um einen herum schweben.
Schließt man die Augen, dann kann man durch leichtes Neigen des Kopfes die Instrumente und Sänger durch den Raum bewegen.
Das hatte ich bisher noch bei keinen anderen Lautsprecher. Das macht richtig Spaß.
Die Lautsprecher klingen für ihre 50 Jahre erstaunlich gut, können aber natürlich nicht mit High-End-Kisten mithalten. Trotzdem – das Klangerlebnis ist hörenswert.
Frei nach dem Motto:
Testest Du noch Lautsprecher oder hörst Du schon Musik?

Schade, dass so etwas heute nicht mehr produziert wird.

Die Dunkle Seite!

Heimkino - Grundig Audiorama für 7.1

In jedem Kino gibt es Links und Rechts. Was macht man mit dem 2. Kugellautsprecher?

Als Todesstern würde er gut zur dunklen Seite der Macht passen, aber das Größenverhältnis stimmt nicht ganz.
Macht nichts, passt trotzdem gut. Ein Bild umhängen, die Wand irgendwann mal neu streichen und fertig.

Der Abstand zum Back-Surround-Speaker ist leider nicht optimal, funktioniert aber trotzdem.
Wichtiger als die technische Perfektion ist mir der Spaßfaktor.
Wer weiß, vielleicht fällt mir ja noch was Besseres ein 🙂

Die Surround-Lautsprecher sollten ja nicht zu hoch hängen.
Die Kugelboxen haben trotz ihrer Rundstrahl-Eigenschaften noch eine erkennbare Richtwirkung.
Ein Hochtöner ist gegen die Mittelebene nach unten geneigt, der andere nach oben.
Wenn man die Kugeln jetzt so aufhängt, dass der nach unten geneigte Hochtöner in Richtung der Sitzplätze strahlt, dann kann man die Kugeln etwas höher aufhängen und es funktioniert trotzdem noch.

Unser Heimkino ist natürlich ein Kompromiss und weit von Perfekt entfernt.
Für ein optimales Heimkino müsste man sowieso erst mal die Bude abreißen und neu bauen.
Wichtiger ist der Spaß.

Wenn bei Jurassic World die Oberfläche Deines Getränkes Wellen wirft und Du Dich umdrehst, weil es hinter Dir verdächtig knarzt, dann ist das Heimkino schon ganz gut zusammengebastelt 🙂

2x Fane Colossus 15XB Sub Bass Driver
Basst scho! 2x Fane Colossus 15XB im Basshorn 🙂

Fertig (fast)

Die Kabelkanäle müssen noch optisch verschwinden, das Querkabel und das Loch an der Decke müssen weg, aber ansonsten ist die Ecke soweit fertig.
Zu viel darf ja auch nicht in der Ecke stehen, sonst wird es krustelig.

Heimkino - Grundig Audiorama für 7.1
Eine Ecke des Heimkinos bei Tag.


Es gibt noch viel zu tun im Heimkino.
Nächste Schritte:
Aufrüstung des Receivers und voller Atmos-Sound.
Durchgänge mit Vorhängen gegen Fremdlicht ausstatten.
Und zwischendurch natürlich immer wieder:
Filme schauen!

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