Update-Zwang, Tracking, Werbung und mehr

Willkommen in der Klicki-Bunti-Windows-Welt!

Alle Welt schimpft über Trojaner, die persönliche Daten abgreifen, dabei sind die „besten“ Telemetrie-Apps bereits vorinstalliert.

Heute früh starte ich wie üblich am Montagmorgen meine virtuelle Windows-Maschine.
Das System läuft unter Linux, aber für manche Dinge benötige ich eben Windows.
Für die Aufträge meiner Kunden arbeite ich mit Corel-Draw, für Rechnungen und Buchhaltung Lexware.
Die Post hat eine Labeldruck-Software, die nur unter Windows läuft und so geht es weiter.

Linux ist zwar meiner Meinung nach das weit bessere System, aber man wird durch den Druck des Herdentriebes dazu genötigt, Windows zu nutzen.
Sonst ist man doch arg eingeschränkt.

Deswegen laufen hier noch mehrere virtuelle Windows-Maschinen.
Einige sind gänzlich für den Internetzugang blockiert, andere müssen leider einen Zugang ins Web bekommen, beispielsweise die Kiste mit dem Post-Druckertreiber. Die Post-Labels werden lokal erzeugt, über die Post-Cloud generiert und dann wieder lokal ausgedruckt – Windows only.

Immerhin – mit virtuellen Maschinen ist man einen Großteil der Probleme los – aber nicht alle!

Wolle Werbung haben?

Beim Lesen von Mails bleibt mein Mauszeiger über der Taskleiste der virtuellen Maschine stehen und plötzlich poppt eine Werbeseite auf, die 1/4 des Desktops einnimmt.
Hoppla?
Trotz Blocker und Schutzsoftware hat Microsoft anscheinend einen Weg gefunden, mir ein „neues Benutzererlebnis“ zu spendieren. Nachrichten und Werbung, die der Konzern für mich für relevant hält.
Automatisch in die Taskleiste integriert und für ein besseres Benutzerergebnis auch sofort aktiviert.
Natürlich deaktiviere ich diese ungewollte Werbung auf meiner ARBEITSMASCHINE sofort wieder.

Wie viel Produktionsverlust gibt es dadurch wohl in Deutschland und in der Welt?
Meine gute Laune hat schon einen kleinen Dämpfer – ICH WILL DOCH EINFACH NUR ARBEITEN!

Irgendwie ist die Kiste heute so zäh, was ist da los?

Neues Benutzererlebnis durch neue Features

Ich hatte letzte Woche Pi-Hole für ein Update deaktiviert, das hat Windows wohl sofort ausgenutzt und im Hintergrund massig Updates gezogen, mit denen es mich jetzt beglückt.
Selbst schuld, wenn man nicht aufpasst.
Ich entscheide mich dazu, die lahme Kiste neu zu starten. Ein Reboot hat schon oft Probleme gelöst.

Beim Neustart poppt mir diese Meldung entgegen: Einrichtung des Gerätes abschließen?
Die ist seit Jahren abgeschlossen, was soll der Mist?
Mit welchen Microsoft-Diensten die Kiste Kontakt aufnehmen will, wird nicht gesagt.
Das würde mich wohl nur verunsichern.

Entsperren mit einem Lächeln geht nicht – erstens habe ich keine Webcam und zweitens – wer kann vor einem Windows-PC schon lächeln?
Zugriff auf das Smartphone? NEIN! ICH ENTSCHEIDE DAS!! Ich will das nicht!

Nutzererfahrung verbessern?
Ich habe nach über 40 Jahren in der IT genug Erfahrung mit Windows, brauche nichts Neues und entscheide das selbst!
Die von mir getroffenen Einstellungen sind für mich ideal, ich muss NICHT die von Microsoft empfohlenen Einstellungen wieder herstellen, gehts noch?

In die CLOUD will ich auch nicht – „Haben Sie die Gewissheit, dass sie gesichert und zugänglich sind.“
Die ältere Generation hat vielleicht noch den Film „Der Pate“ gesehen:
Gib mir Dein Geld und Du kannst sicher sein, dass es sicher ist.
NEIN, MEINE DATEN SOLLEN NICHT IN DIE CLOUD!
Das sind MEINE Daten und die bleiben hier.
Außerdem soll mir doch bitte irgendwer erklären, wie sich die DSGVO mit dem Patriot-Act verträgt.
Meiner Meinung nach ist man ja schon mit der Nutzung von US-Software in der Grauzone.
Aber das wird wohl stillschweigend akzeptiert, solange es keine EU-Alternative gibt.
(worauf wir bis zum St. Nimmerleins-Tag warten können)


Meine gute Laune ist weg.
Man kann nur auf Weiter klicken oder das Backup von letzter Woche wiederherstellen.
Aber ab und zu kann man sich ja auch mal ein Update gönnen.
Ich entscheide mich für den Horrortrip…

NIMM DEN MICROSOFT-BROWSER!

Du sollst gefälligst den Microsoft-Browser nehmen! Nimm keinen Anderen!
Klicke NICHT auf überspringen oder „nicht ändern“.

Das ist so prominent positioniert, da fühlt man sich fast genötigt, das zu akzeptieren.
Aber da ich mit der virtuellen Maschine sowieso nicht surfe und ich keine Änderung will, klicke ich ganz frech auf die untere Einstellung – Finger weg – nichts ändern!

Was zum Henker soll ich mit diesem dämlichen Bild?
Ich will einfach nur arbeiten.
Ein einfaches „Fertig“ reicht vollkommen, der PC steht ja nicht im Kindergarten, sondern im Büro!
Und das mit „Windows gehört ganz Ihnen“ ist glatt gelogen.
Ich habe immer noch nur eine Lizenz und kein Eigentum an Windows.
Außerdem: Wenn das Ding wirklich mir gehören würde – warum lasst Ihr dann nicht die Finger davon?
Lasst die Einstellungen so, wie ich sie will!
Installiert mir nicht ungefragt Spyware, Werbemüll und „Benutzererlebnisse“
Jubelt mir keine Fernsteuerung Telemetrie unter und versucht nicht, meine Daten zu klauen in die Cloud zu holen.
Finger weg von meinem Computer!

Updates – ja bitte!
Aber nur zur Fehlerbehebung, nicht um meinen Computer zu manipulieren, meine Einstellungen ungefragt zu ändern, oder mir irgendwas aufzudrängen, was ich weder brauche noch will!

Immerhin – nochmal Glück gehabt – nach dem nächsten Klick bin ich wieder drin.
Was da aber alles im Hintergrund geändert wurde, welche Spyware installiert wurde, welche „Telemetrie“ und wo was aktiviert wurde, was ich deaktiviert hatte? Das muss ich erst wieder untersuchen.
Jetzt muss ich erst arbeiten, aber ich bin jetzt schon wieder ziemlich schlecht gelaunt.

No IT-Service

Immerhin bin ich froh, dass ich keinen IT-Service mehr mache.
Solche und ähnliche Fälle hätten schon wieder Notfall-Einsätze bei Kunden bedeutet.
Irgendwo ist immer irgendjemand mit blauen Bildschirmen überfordert oder irgendeine Kiste verträgt das Update nicht.
Ich bin wohl zu alt für diesen Scheiß!

Nachtrag: System-Manipulation gefunden!

Na toll, der Microsoft Defender Antivirus ist wieder aktiv und bremst die Kiste aus.
Den habe ich schon mehrfach deaktiviert, aber wie ein Zombie, kommt er immer wieder.
Liebes Microsoft: ICH WILL DAS NICHT!
Wenn ich eine Funktion DEAKTIVIERE, dann bleibt die gefälligst DEAKTIVIERT!
Immer diese Bevormundung, ich hasse das!

Bei einer aktuellen Windows 10 Installation in 11.2022 gibt es wohl für normale Nutzer keinen Weg mehr, den Defender zu deaktivieren.
Die drölftausend Tipps aus dem Internet funktionieren alle nicht mehr.

So bremst diese Software Dein System aus, ob Du willst, oder nicht.
Dass es auch Geräte gibt, die NICHT permanent am Internet hängen, scheint Microsoft nicht zu akzeptieren und nicht zu interessieren.