Alles aufs Handy!

Alles aufs Handy!

Deutschland ist in Sachen Digitalisierung ein Dritte-Welt-Land.
Aber alles soll aufs Handy – Zahlungsmittel, Führerschein, Personalausweis.
Warum das absoluter Bullshit ist, will ich Euch hier erklären.

Dass die Konzentration und Reduktion meiner Identität aufs Handy totaler Schwachsinn ist, war mir schon lange klar.
Die Idee zu diesem Artikel kam mir aber spontan, als die Telekom mir meinen Prepaid-Tarif gekündigt hat – einfach so! Hau weg, die Identität!

Alles aufs Handy!

Telekom kündigt Prepaid-Tarif – sind die noch ganz bei Trost?

Gestern Abend bekam ich eine Mail von der Telekom, die beinahe im SPAM-Ordner gelandet wäre.
Das wäre dann allerdings ziemlich fatal gewesen, denn in der Mail kündigt die Telekom mir meinen Prepaid-Tarif zum 12.12.2023
Klar, da denkt man an Phishing-Mail, vielleicht soll man irgendwo draufklicken, aber nein – die Mail ist ECHT!
Es gibt keinen Link zum Draufklicken (Vorbildlich), Handynummer, Kartennummer und Kundennummer sind korrekt (diese Daten zusammen unverschlüsselt per Mail ist dann nicht mehr so toll).

In der Mail wurde mir folgendes mitgeteilt:

Betreff: Kündigung Ihres Prepaid-Vertrags durch die Telekom
uns ist aufgefallen, dass Sie Ihre Prepaid-Karte schon längere Zeit nicht mehr aufgeladen haben. Dies erweckt für uns den Eindruck, als würden Sie diese nicht mehr nutzen wollen.
Ihren Prepaid-Vertrag kündigen wir daher zum 12.12.2023.
Das heißt, Sie können ab dem 12.12.2023 nicht mehr telefonieren und sind unter Ihrer Rufnummer auch nicht mehr erreichbar.

Nach Verifizierung der Echtheit dieser Mail war wieder so ein Zeitpunkt, an dem ich die Fenster aufreißen und laut in die Welt hinausschreien wollte „IHR SEID ALLE IDIOTEN!“.
Aber weil man das nicht tut, weinte ich nur leise innerlich über die Blödheit in dieser Welt.

Man könne die Kündigung durch eine Aufladung rückgängig machen, oder sich über den Chat an die Telekom wenden (das kostet Lebenszeit!)
In jedem Fall unnötiger Aufwand, weil irgendwer bei der Telekom Mist gebaut hat.

Was war passiert?
Ich habe einen JAHRESTARIF.
Der kostet 99,- Euro im Jahr, also 8,25 Euro im Monat. Mehr benötige ich nicht.
Wichtig: 5G ist inklusive und direkt vom Netzbetreiber.
Nach über 30 Jahren im IT-Service und vielen schlechten Erfahrungen mit Wiederverkäufern wie Mogelkom, Teldummfax und KabelOhWeh (Namen sind anonymisiert!) wollte ich einen Tarif nur direkt vom Netzbetreiber.
Ein JAHRESTARIF!
Bei der Aufladung vor 2 Jahren ging bei der Telekom etwas schief, es gab eine Fehlermeldung.
Irgendwas mit „gammeliger Server ist überlastet“. Beim 2. Versuch hat es dann geklappt.
Dummerweise hat der erste Versuch doch auch geklappt, die Fehlermeldung war ein Fehler.
So hatte ich 200,- Euro auf dem Prepaid-Konto. Bei Kosten von 99,- Euro pro Jahr.
Rückerstattung? Zu aufwändig, dann hab ich eben etwas zu früh aufgeladen.
Kein Problem? – denkste!

Ein Jahr ging problemlos rum, dann wurde der 2. Betrag abgebucht.
Der Vertrag wurde automatisch bis 8.2024 verlängert – EIN JAHR!
25,- Euro waren sogar noch übrig.

Und dann meint die Telekom, ich hätte kein Interesse mehr, weil ich seit 2 Jahren nicht aufgeladen hätte.
SIND DIE BESCHEUERT!?
Wieso sollte ich aufladen, wenn der Vertrag noch fast ein Jahr läuft und sogar noch Guthaben drauf ist?
Der Vertrag wurde im August bis 8.24 verlängert, aber weil die Telekomiker der Meinung sind, ich will das eigentlich nicht mehr, kündigen sie mir zum 12.12.2023???
Einfach so!

Ja, das sind so Augenblicke, die den Blutdruck in Bereiche treiben, die selbst mein Betablocker nur schwer regulieren kann.

Ich habe jetzt vorsorglich, aber unnötigerweise 15,- Euro aufgeladen und eine böse Beschwerde an die Telekom geschrieben. Bin auf die Reaktion gespannt.

Und natürlich nehme ich diesen Vorfall zum Anlass, Euch auf die Gefahren des Trends „Alles aufs Handy“ aufmerksam zu machen.

Die Gefahren der Handy-Identität

Alles aufs Handy!

Wer hat nicht schon einmal ein Handy verloren.
Vielleicht ist es auch nur runtergefallen?
Ins WC? In eine Pfütze? Oder das Handy hat einfach so den Geist aufgegeben.
Natürlich bekommt man an jeder Ecke die neuesten Geräte.
Wenn das Handy nur defekt ist und man die SIM-Karte übernehmen kann, dann ist das Problem nicht ganz so groß. Benötigt man eine neue SIM-Karte, dann ist man schon ein paar Tage ohne Identität, ohne Banking, ohne ICH.
Und wenn man den Provider wechselt, oder die Handynummer, dann merkt man erst, wie tief manche Dienste mittlerweile mit dem Gerät verwoben sind:

Bankster-Beispiele (Beispiele aus der Bankenwelt)
Comdirect: SIM-Karte in neues Handy – Gleicher Anbieter, gleiche Handynummer, nur das Gerät gewechselt.
Automatische Überspielung aller Apps von Android zu Android – so ganz 100% ist es dann aber doch nicht.

Für die Photo-Tan-App muss man den INI-Brief scannen.
Den hat man natürlich so sicher aufbewahrt, dass man ihn nicht mehr findet. 3 Tage ohne Banking sind zu verkraften.

N26: Die App kann jeweils nur auf ein Gerät gebunden werden, d.h. Installation ist auf mehreren Geräten möglich, aber für die Bestätigung benötigt man EIN Master-Gerät. Ist das weg, dann ist eben auch das Banking weg. Das ist doof, warum kann man nicht ein Backup-Gerät nutzen?

ING DIBA: Bis zu 3 Handy dürfen angemeldet sein. Vorbildlich und unbedingt mindestens 2 Geräte anmelden! Sonst kann man bei Handyverlust eben nicht mehr aufs Handy zugreifen.
Da die Kreditkarte eine DEBIT-Karte ist und bei vielen Zahlungen eine Bestätigung über die APP verlangt wird, ist der Handyverlust auch hier nicht ganz problemlos.

Früher hatte man HBCI mit Chipkarte. Das ist auch heute noch sicher.
Nur leider ist es den Banken zu teuer – die wollen billig, das erhöht die Rendite für die Aktionäre.
Und dann war da noch die EU, die irgendwie alles noch ein bisschen komplizierter möchte.

2-Faktor-Authentifizierung

Alles aufs Handy!

Eine Sicherheit mit 2 Faktoren abzusichern, ist eine gute Idee.
Dazu benötigt man 2 Faktoren aus 3 möglichen Feldern:
Wissen (z.B. Passwort oder PIN), Besitz (Chipkarte, Tan-Generator) oder Biometrie (Fingerabdruck, Fratzenscan).
Meiner Meinung nach ist es aber keine gute Idee, wenn man als Sollbruchstelle so ein absolut unsicheres Gerät, wie ein Handy zwischenschaltet.
Handys sind nicht robust genug, weder mechanisch (Verlust, Diebstahl, Defekt), noch softwaretechnisch (Weisst Du, was Dein Handy macht, während Du schläfst?)
Spionageprogramme können Kamera und Mikrofon aus der Ferne einschalten.
Das ist FAKT!
Damit lassen sich Biometriedaten abgreifen (Gesichtserkennung, Fingerabdruck, usw.).
Eine bösartige App kann Dein Passwort oder Deine Pin abgreifen.
Pin und Fratze? Bingo – 2-Faktor-Authentifizierung ausgehebelt. Konto leer.

Ist das Fantasie? Panikmache? Oder gab es schon Fälle und die wurden nur noch nicht bekannt?
Ich vertraue meinem Handy weniger als meinem Föhn, der hat wenigstens keinen Fernzugriff.
Kommt aber sicher auch bald auf den Markt – der SMARTFÖN!

Führerschein, Personalausweis

Jetzt will unsere reGIERung, die nicht einmal einfachste Dienste digitalisiert bekommt, Führerschein und Personalausweis aufs Handy.
Warum? Die Plastikkarten funktionieren doch hervorragend.
Klar, die sind aber einfach nicht mehr cool genug.
Wenn man die Basics schon nicht beherrscht, dann will man wenigstens mit der Digitalisierung unnötiger Dinge glänzen.

Stell Dir vor, Du verlierst Dein Handy.
Dann bist Du weg! Kein Führerschein, keine Identität mehr.
Bei der Verkehrskontrolle:
Sorry, Führerschein und Ausweis sind auf dem Handy und der Akku ist leider leer.
Die freundlichen Beamten haben bestimmt eine Zelle mit Lademöglichkeit für Dich.
Wobei – ohne Identität ist in Deutschland ja anscheinend alles möglich.

Cyber-Crime

Alles aufs Handy!

Natürlich behauptet die Werbung, Du könnest immer wieder für 1,- Euro das neueste und beste Handy bekommen.
Aber der Sternchentext sagt Dir, dass Du dann monatlich dafür blechen darfst.
Manche fallen darauf herein, viele haben aber eben doch nur ein altes Handy.
Die Hersteller hauen laufend neue Geräte raus.
Die Pflege der alten Telefone ist denen aber nur lästig.
Manche Handys sind daher wandelnde Sicherheitslücken!

Mein Xiaomi Mi Mix 3, gekauft im Mai 2019 hat das letzte Sicherheitsupdate im Juni 2020 bekommen.
Also schon innerhalb der Gewährleistungsfrist keine Updates mehr!
Unglaublich, Unverschämt, Unfassbar!

Das Gerät hatte ich als Zweitgerät für Banking eingerichtet, mit einer gratis Netzclubkarte war das eigentlich locker ausreichend.
Aber mit der Zeit wurde mir das doch unheimlich.
Die Sicherheitsupdates gibt es ja nicht zum Spaß! Und ohne?

Alte Menschen mit alten Handys haben ein Problem!
Die ING-Diba war wieder vorbildlich unterwegs (wirklich!) und hat meiner Mutter (mit Ankündigung) das Handy-Banking gesperrt:
Meine Eltern (75, bzw. 84) haben das Handy für Threema und fürs Banking, weil es anders nicht mehr geht.
Das Teil ist natürlich auch schon etwas älter und Updates gab es schon länger nicht mehr.
Deswegen hat die ING das Update der App verweigert und auf den zu niedrigen Sicherheitslevel durch fehlende Updates hingewiesen.
Ein sicherheitstechnisch korrektes Vorgehen, aber das Handy war noch 100% in Ordnung, nur wollte der Hersteller eben keine Updates mehr bereitstellen. Da ist halt nichts dran verdient!
Ein funktionsfähiges Handy wandert in die Tonne!

Es hat über eine Woche gedauert, bis das neue Handy (Google Pixel 7 mit 5 Jahren Updategarantie) funktioniert hat, denn natürlich wurde auch eine neue MICRO-SIM benötigt.
Die alte war noch beinahe in Kreditkartengröße.
Dann musste das Banking wieder freigeschaltet werden – Ich hab angerufen, aber natürlich ging das nicht – nach 20 Minuten Warteschleife wurde mir mitgeteilt: die erste Stimme, die sich bei der Hotline meldet, muss vom Kontoinhaber sein. Kann man so machen, aber es ist lästig – Ab zurück in die Warteschleife!

Hätte ich mich als meine Mutter ausgegeben, hätte es vielleicht geklappt. Aber na ja.
Eine Stunde Lebenszeit verschwendet.

Immer online

Zuhause hat man einen Router mit Firewall, der PC hat Antivirensoftware.
Gut, manche meinen, das wäre nicht besser als Schlangenöl, aber eine gewisse Sicherheit ist möglich.
Außerdem kann man den PC jederzeit abschalten!

Dein Handy hängt aber 24h am Tag im Netz des Anbieters.
Weißt Du, was die installierten Apps machen?
Gibt es eine Sicherheitslücke, die Dein Handy von aussen zugreifbar machen?
Was läuft im Hintergrund auf Deinem Handy?
Du weißt NICHTS – das Handy ist eine Blackbox!
Natürlich kann man es bei Nichtgebrauch abschalten.
Dann ist aber die Hauptfunktion, das TELEFONIEREN, nicht mehr möglich. Du bist nicht mehr erreichbar. Nicht per Whatsapp, nicht per Telefonie.

Die Verlagerung der Identität und immer mehr Funktionen aufs Handy ist der größte Schwachsinn unserer Zeit!

Natürlich kann man vieles mit dem Handy machen, aber das sollte immer ZUSÄTZLICH sein.
Ich möchte meine Identität und meine Finanzen nicht an ein Gerät binden, das nach 24 Stunden ausgeht, wenn man es nicht füttert.

Denk dran!

Denke immer daran, wenn Du irgendetwas Persönliches oder Sensibles auf Deinem Handy speicherst:

Handys können verloren gehen

Handys können zerstört werden, oder einfach nur den Geist aufgeben

Handys können geklaut werden

Der Wechsel auf ein neues Handy kann Probleme bereiten

Handys können von Diensteanbietern blockiert werden

Handys können abgehört werden!

Handys können gekapert werden – Viren, Trojaner, Phishing-Mails und Katzenvideos – bleib wachsam!

Der Telekommunikationsanbieter kann Dir ohne besondere Gründe Dein Handy sperren und/oder Deine Handynummer wegnehmen!

Handys sind NICHT sicher!
Es ist die Bequemlichkeit, die uns dazu bringt, jeden Mist aufs Handy zu laden, nicht die Sicherheit!

Identitätsdiebstahl war nie leichter, als seit dem Trend, alles aufs Handy zu packen!

Alles aufs Handy!

Unsitte: Immer mehr Firmen wollen meine Handynummer!

Es wird immer schlimmer – immer mehr Firmen wollen meine Handynummer. Wozu?
Und dann soll man sich bei irgendwelchen Diensten anmelden!?
Aktuell meckert die HUE-App, dass sie bald nicht mehr bedienbar sein wird, wenn ich nicht endlich ein Konto bei Philipps anlege.
Wozu? Um das Licht zu schalten? Was für ein Schwachsinn!

Bei manchen Diensten kann man ja noch die normale Telefonnummer angeben, aber viele prüfen bereits, ob es sich um eine Mobilnummer handelt.
Wozu benötigen die Firmen meine Handynummer? Das geht die nichts an!

Meine Mobilnummer ist PRIVAT, die geht niemanden was an!
Die ist nur für Familie und Freunde und wichtige Kunden!

Paranoia!

Jetzt habe ich ein Handy für PRIVAT
Ein Handy fürs Banking, das nie das Haus verlässt
und ein Handy für diesen Registrierungszwang.

Man kann zwar versuchen, solche Dienste zu vermeiden, aber es geht eben nicht immer.
Dumm ist es, wenn die APP auf dem „Haupthandy“ läuft und die Nummer zur Verifizierung nutzt.
Dann funktioniert die Handynummer des anderen Handy nicht.

Seit ich vor 2 Monaten bei der Comdirect ein Konto angelegt habe, bekomme ich 2x die Woche SPAM-SMS auf mein Handy.
Banken geben ja sicher nie nicht Rufnummern weiter und gehackt werden die auch niemals!
Seltsamer Zufall.

Ich bin wohl einfach zu alt für diesen Scheiß!


Eigenwerbung – Unterstützungsaufruf!

Übrigens – Für meine Gerätetests kaufe alles selbst, deswegen ist meine Auswahl natürlich nicht so groß, wie bei diversen bezahlten Blogs.
Meine Blog-Beiträge sind offen und ehrlich und von niemandem bezahlt.
Natürlich ist alles nur meine persönliche Ansicht und Meinung. Falls sich irgendjemand diskriminiert fühlt, bitte einfach melden, dann überprüfe ich natürlich sofort, was ich da angestellt habe.

Dafür schreibe ich, was ich denke! Kein Schönschreib, sondern Fakten!

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