Akku 2.0 – ein Umweltkrimi
Schön, dass Du Dich auf meine Webseite verirrt hast.
Hier gibt es meine 2. Geschichte zu lesen.
Auf dieser Seite gibt es erst mal die Inhaltsbeschreibung.
Viel Spass beim Lesen!
Wer Daten in der Cloud speichert, darf den Wolkenbruch nicht fürchten!
Meine 2. Geschichte :-)
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Kapitel 4 – Die Party
Als Jan am Abend das Haus von Professor Schmidt und seiner Tochter erreichte, war dort alles dunkel. Niemand war zu sehen und alles sah aus, als hätte er sich an der Adresse geirrt. Aber Straße und Hausnummer stimmten mit der Adresse auf dem kleinen Zettel überein, den Suzan ihm am Ende des Arbeitstages noch zugesteckt hatte.
Das Haus machte einen mächtigen Eindruck und schien recht alt zu sein. Vermutlich war es eine Villa aus dem letzten Jahrhundert. In der Dunkelheit war das schwer zu erkennen. Die Größe des Gebäudes war beeindruckend. Es handelte sich eher um ein Schloss, als um ein Haus.
Der Garten sah sehr gepflegt aus, so weit man das im Schein der wenigen Gartenlichter sehen konnte. Das Gartentor stand offen und ein kleiner Weg aus Steinplatten führte direkt zur Haustüre.
Jan zögerte. Nach einer Party sah das hier nicht aus. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und ging zur Tür. Durch Bewegungsmelder gesteuerte Lichter gingen an. Am Eingang war nirgends ein Name angebracht. Nur ein runder Knopf war auf einer großen Messingplatte mitten an der Türe zu sehen. Jan holte kurz Luft, dann drückte er den Knopf.
In der Ferne erklang ein Gong. Kurz darauf ging im Haus das Licht an und die Tür wurde geöffnet. Suzan stand vor ihm. Im Dämmerlicht der Gartenbeleuchtung sah sie noch toller aus als sonst, hatte sich aber entgegen Jans Erwartungen nicht besonders herausgeputzt, sondern war so natürlich wie immer, in Jeans und T-Shirt. Das gefiel ihm.
Sie lächelte ihn an und sagte „Hallo Jan, schön, dass Du da bist. Wir feiern im Keller, die anderen sind schon alle da“. Jan überreichte ihr ein kleines Büchlein, das er noch schnell als Geschenk für sie gekauft und notdürftig verpackt hatte, sowie eine Sektflasche. Suzan strahlte und umarmte ihn „Vielen Dank dafür!“
Jan fing an zu schwitzen. Sie führte ihn durch das Haus, das innen noch viel riesiger war, als es von außen gewirkt hatte. Über eine große Freitreppe ging es in den Keller, wobei von einem Keller zu sprechen nicht ganz richtig war. Das Haus war am Hang gebaut und als sie den Kellerraum betraten, sah er, dass der Raum auf der gegenüberliegenden Seite komplett verglast war. Davor lag eine riesige Terrasse.
„Beeindruckend, nicht?“ Suzan schaute ihn fragend an. Jan war überwältigt „Wow, das hätte ich hier nicht erwartet.“ Sie führte ihn auf die Terrasse. Dort wurde er von den Kollegen begrüßt, die wohl schon einige Zeit anwesend waren.
„Ein Sekt zur Begrüßung?“ Professor Schmidt – Erich – kam auf ihn zu und reichte ihm ein Glas. „Das Haus wurde vor 120 Jahren als Hotel hier direkt am Hang gebaut. Die Terrasse steht auf Stelzen. Suzan soll Dich nachher mal herumführen, ich glaube das wird Dir gefallen.“
Jan war beeindruckt. Von der Terrasse aus konnte man Kilometer weit über die Landschaft sehen, in der Ferne leuchteten die Lichter mehrerer Städte. Er hoffte, dass er diesen Ausblick auch einmal bei Licht genießen könnte. Als ob Eric seine Gedanken lesen könnte, sagte er „wir haben übrigens für jeden ein Gästezimmer vorbereitet, nach Hause muss heute niemand mehr. Du kannst also gerne auch etwas Sekt, Wein oder Bier trinken.“
Die anderen Kollegen standen in Grüppchen herum. Uwe saß in der Ecke und tippte auf seinem Smartphone. Andrea kam auf Jan zu und begrüßte ihn. Im Hintergrund spiele flotte Musik. Es gab selbstgemachte Pizza aus einem gemauerten Steinofen.
„Den habe ich selbst gebaut“, erzählte Erich stolz. „Ab und zu muss man auch mal etwas Handwerkliches machen, diese ganze Forschung vernebelt einem sonst nur den Kopf. Gleich nach dem Einzug war das mein erstes Werk. Die Umzugskisten sind noch nicht alle ausgepackt, aber der Grill steht. Man muss eben Prioritäten setzen.“ Erich lachte.
Jan konnte sich nicht erinnern, jemals eine so leckere Pizza gegessen zu haben. Der Professor schien noch mehr Talente zu besitzen, als nur die Batterieforschung. Es wurde ein lustiger Abend und Jan lernte die Kollegen von ihrer privaten Seite kennen.
Franco machte noch mehr Späße als sonst und als es bereits etwas später war, holte Rainer seine Gitarre heraus. Sie setzten sich alle auf die riesige Lounge und sangen gemeinsam Lieder. Die meisten davon kannte Rainer nicht, aber er versuchte trotzdem, mitzusingen.
Tatjana hatte einen Nachtisch mitgebracht. Was es genau war, konnte Jan nicht erkennen und der russische Name der Speise wollte auch nach der dritten Wiederholung nicht in seinen Kopf. Allein seine Versuche, das Wort auszusprechen, führte zu allgemeinem Gelächter.
Aber das Dessert war unglaublich lecker. Seine Kollegen waren alle sehr angenehme Menschen.
Erich hatte seine Mitarbeiter wohl nicht nur nach Fachwissen ausgewählt, sondern auch sehr stark auf die Persönlichkeiten geachtet. Jan fühlte sich wie in einer großen Familie und war froh, dass er sich auf die Stelle beworben hatte und nicht erst auf Weltreise gegangen war.
Kapitel 15 – das Päckchen
Am nächsten Morgen wurde Jan von der Sonne geweckt, die ins Zimmer schien. Es war noch viel zu früh, um aufzustehen. Doch bewegen konnte er sich sowieso nicht, denn Suzan lag auf seinem rechten Arm und schlief noch tief und fest.
Jan genoß es, sie zu beobachten. Erst eine halbe Stunde später wachte auch Suzan auf. Verschlafen lächelte sie ihn an, dann kuschelte sie sich etwas näher an ihn und schloss wieder die Augen „Heute stehen wir nicht auf, wir bleiben den ganzen Tag im Bett“ flüsterte sie.
Leider wurde daraus nichts, denn 10 Minuten später schepperte der Wecker in schrillen Tönen. Suzan versuchte, nach dem Wecker zu schlagen. Doch dieser fiel dabei auf den Boden und klingelte immer weiter. Es half nichts, sie musste aufstehen, um ihn auszuschalten.
Da sie nun schon außerhalb des Bettes war, beschloss sie, dass sie dann auch dem ganz normalen Tagesablauf folgen könnte. Suzan seufzte und ging ins Bad. Jan stand ebenfalls auf, er musste noch in sein Zimmer und frische Kleidung holen.
Wenig später trafen sie fast gleichzeitig im Frühstücksraum ein. Erich saß bereits dort und wartete auf die beiden. „Heute ist ein schöner Tag“ begrüßte er sie „die Sonne scheint und im Labor können wir heute ein weiteres Forschungsprojekt abschließen.“ Er redete leise weiter „wieder ein Fortschritt innerhalb der zehn Prozent Regel. So sinnlos angesichts der Tatsache, was wir eigentlich präsentieren könnten, wenn es die Welt doch nur erfahren dürfte!“
Suzan legte ihre Hand auf seinen Arm „Der Tag wird schon noch kommen, Dad, da bin ich mir ganz sicher“.
Sie frühstückten und fuhren wieder gemeinsam in das Institut.
Andrea begrüßte sie mit der Mitteilung, dass Uwe sich krankgemeldet hatte und Jan dachte daran, wie seltsam Uwe sich gestern benommen hatte. Sie begannen mit den Vorbereitungen für die Präsentation ihres abgeschlossenen Projekts. Am Nachmittag sollte es eine Pressekonferenz geben, bei der ein weiterer großer Schritt in der Batterieforschung verkündet werden sollte. Ein Durchbruch in der Forschung ermöglichte eine Erhöhung der Speicherkapazität um satte 10 Prozent bei gleichzeitiger Verbesserung vieler anderer Parameter. Jan überlegte, ob er lachen oder weinen sollte, als er die vorbereitete Präsentation noch einmal durcharbeitete.
Er ging in die kleine Laborküche, um sich einen Kaffee zu holen, doch die Kaffeemaschine war leer. Jan wusste nicht, wo das Kaffeepulver war, daher begann er, alle Schränke nacheinander zu durchsuchen.
Beim dritten Schrank stockte ihm der Atem. Dort lag ein Päckchen, auf dem obendrauf ein Display montiert war. Eine kleine LED blinkte im Sekundentakt. Seine Gedanken rotierten. Jan hatte noch nie einen echten Sprengsatz gesehen, aber das hier sah nicht nach einer Packung Kaffee aus. Das Ding ähnelte den Bomben, die er aus Spielfilmen kannte. Nur fehlte der rote oder grüne Draht, den der Held im Film immer im letzten Moment durchschnitt.
Jan schaute sich um. Seine Kollegen waren alle im Labor, das sich direkt hinter dem Wandschrank befand, in dem er dieses seltsame Teil gefunden hatte. Das war kein Spaß, irgendwer wollte das Labor in die Luft jagen. Hatte nicht Erich erst gestern erzählt, dass sie es mit mächtigen Gegnern zu tun bekommen würden? Aber hier ging es nur um 10 % und nicht um ihr geheimes Projekt.
Entsetzt rannte er zur Labortür. Doch die war verschlossen. Er klopfte gegen die Scheibe und alle drehten sich zu ihm um. Erich kam an die Tür, hatte aber keinen Schlüssel. Jan versuchte, durch die Tür den Fund der Bombe mitzuteilen, doch das Labor war schalldicht. Seine Kollegen schauten ihm verwundert zu wie Jan vor der Tür herumhüpfte. Erst als sie erkannten, dass die Tür abgeschlossen war und niemand einen Schlüssel hatte, realisierten sie, dass irgendetwas nicht stimmen konnte.
Jan war im Flur schon einen Schritt weiter. Im Verbindungsgang des Gebäudes wusste er von einem Brandschutzschrank. Er hetzt dort hin und drückte den Knopf des Brandmelders. Die Alarmsirenen begannen schrill zu kreischen, doch Jan achtete nicht darauf. Er griff nach der Axt, die im Schrank hing und rannte zurück ins Labor. Mit dem Mut der Verzweiflung hieb er mit der Axt gegen die Labortür. Das Fenster der Tür zerbarst mit einem Knall. Jans Kollegen standen erschrocken an der gegenüberliegenden Wand. Jan schrie ihnen zu „Hinter der Wand liegt eine Bombe!“ Dann holte er aus und schlug mit seiner gesamten Kraft die Axt gegen den Türgriff. Das Holz zerbarst und die Tür flog auf. Die Kollegen standen immer noch wie gelähmt an der Wand, Jan rief nur „raus hier“, dann packte er Suzan, die am nächsten bei ihm stand an der Hand und zog sie hinter sich aus dem Labor.
Die anderen Kollegen lösten sich aus ihrer Erstarrung und rannten den beiden hinterher. Instinktiv lief Jan am Aufzug vorbei hinaus zur Feuertreppe, Suzan immer fest an der Hand haltend. Das restliche Team folgten ihnen. Überall sah man andere Mitarbeiter des Instituts, die verwundert aus ihren Büros und Laboren auf die Flure liefen und sich, wie bei Feueralarm vorgeschrieben, zu den Ausgängen begaben.
Sie hatten gerade das Treppenhaus erreicht, als es hinter ihnen einen ohrenbetäubenden Knall gab, das Gebäude erzitterte, Glas splitterte und durch die Druckwelle wurden alle durcheinandergewirbelt und zu Boden geschleudert. Jan spürte, wie Suzans Hand aus seiner Umklammerung rutschte, dann wurde es dunkel.
Kapitel 14 – Im Geheimlabor
Als sie am Nachmittag zu Hause ankamen, gingen Erich und Jan direkt in das Labor im Keller. Jan war überrascht, dass Suzan ihnen folgte. Sie bemerkte seinen erstaunten Blick und erklärte „Ich bin von Anfang an bei diesem Projekt dabei. Gestern ging es ja aber darum, ob Du mit einsteigst. Da wollte ich nicht durch meine Anwesenheit stören“
Sie erklärte Jan „einige Ideen für den Akku stammen von mir“. Erich ergänzte „einige bedeutende Ideen! Ich bin stolz auf Suzan, ohne sie wären wir noch lange nicht so weit.“
Die Arbeit im Geheimlabor machte viel Spaß, aber Erich musste heute zweimal auf die Wichtigkeit ihrer Arbeit hinweisen, als Suzan und Jan zu sehr herumalberten.
Jan war fasziniert von diesem Speichersystem und je mehr Details er erfuhr, desto ehrfürchtiger betrachtete er die Leistung, die in diesem Projekt steckte.
Er überschlug im Kopf, dass ein Speicherschrank von der Größe eines Kühlschranks für einen Saisonspeicher eines Einfamilienhauses reichen würde. Das heißt, im Sommer könnte man den Speicher mit Strom laden und im Winter würde die gespeicherte Energie locker für Strom und sogar Heizung ausreichen. Er dachte daran, dass die Heizungsbauer sicher nicht glücklich wären, würde sich so ein Speicher durchsetzen. Dann kamen ihm die Stromversorger in den Sinn. Wenn Häuser sich komplett selbst mit Strom versorgen konnten, ganze Firmen autark wären, dann wäre die Geschäftsgrundlage vieler Energieversorger gefährdet.
Auf einmal begriff Jan, was der Professor damit meinte, als er sagte, dass man sich mit so einem Speichersystem viele Feinde machen würde.
Immer mehr Branchen fielen ihm ein. Der Streit um Elektroauto und Verbrenner wäre mit einem Schlag erledigt, die Hersteller von Verbrennungsmotoren wären am Ende, hunderttausende Arbeitsplätze standen auf dem Spiel. Energieversorger mit Kohle- und Atomkraftwerken? Weitgehend überflüssig. Erneuerbare Energien ließen sich in nahezu unbegrenzter Menge speichern. Auch für Flugzeuge gäbe es eine Revolution. Schiffe könnten vollelektrisch angetrieben werden. Alles, was einen Motor hatte, könnte plötzlich elektrisch angetrieben werden. Alle fossilen Antriebe wären überflüssig. Es gab auch viele Anwendungen, die bisher gar nicht möglich waren, weil der Antrieb zu schwer oder zu schwer war. Elektrische Flugtaxis mit mehreren Stunden Flugzeit wären möglich.
Dann kamen ihm die Ölfirmen in den Sinn, die mächtigen Kartelle. Die wären sicher nicht begeistert. Mit einem Schlag wäre ihr schmutziges Geschäft erledigt. Das Projekt, das die Menschheit auf eine neue Ebene hieven könnte, hatte tatsächlich viele mächtige Gegner. Jan schauderte, als ihm die ganze Tragweite bewusst wurde.
Doch Jan dachte daran, wie wichtig das Projekt für die Menschheit war.
Erich hatte recht. Illegal war es nicht, was sie machten. Aber die Mächtigen der Welt, mit denen würden sie sich anlegen müssen und das war tatsächlich keine gute Idee. Sie würden hinter ihnen her sein und mit allen Mitteln versuchen, zu verhindern, dass diese Revolution an die Öffentlichkeit gelangte. Nur die Idee mit China, die gefiel ihm immer noch nicht.
Jan überlegte, dann fragte er den Professor „Habt Ihr eigentlich schon mal überlegt, das Projekt ausschließlich im Internet zu veröffentlichen? Also ohne China? Das Netz ist so groß und unübersichtlich. Das kann doch kein Staat überwachen. Wenn die Pläne auf vielen Webseiten gleichzeitig auftauchen, dann bekommt die Menschheit das doch mit und niemand kann es mehr löschen!“
Erich lächelte milde „So ähnlich dachte ich auch schon. Vor ein paar Jahren haben wir einen herkömmlichen Akku um ungefähr 30 Prozent verbessert. Das habe ich im Internet verkündet. Das war keine gute Idee.
Mehr als 10 % pro Jahr war nicht erwünscht. Wer auch immer mächtig genug ist, insbesondere US-Geheimdienste, die bekommen alles mit und die können alles kontrollieren. Damals bekam mein Team und ich mächtigen Ärger. Die Veröffentlichungen sind in kürzester Zeit wieder verschwunden. Irgendwelche Beiträge in Foren wurden allesamt gelöscht, wer noch darüber schrieb, wurde als Spinner abgetan. Die Überwachung ist umfassend, selbst das Darknet wird überwacht.
Deswegen mussten wir auch aus Korea verschwinden und haben uns in Deutschland niedergelassen. Hier war die Batterieforschung noch Neuland und wir konnten uns ungehindert neu ausrichten. Dabei bin ich durch Zufall auch auf das neue Speichersystem gestoßen. In Deutschland war kurzfristig nicht ausreichend reines Material verfügbar, daher habe ich total gefrustet einfach Kochsalz getestet. Das Ergebnis war erstaunlich. Das Team hat davon nichts mitbekommen. Ich hatte noch den ganzen Ärger im Gedächtnis und schwor mir, dass ich das alleine durchziehen würde. Bei 30 Prozent schon dieser Stress und jetzt sind wir bei Faktor 100. Stell Dir vor, was passiert, wenn das jemand mitbekommt! Das darf auf keinen Fall passieren.
Später habe ich dann Suzan eingeweiht, weil es alleine einfach nicht funktionierte. Und jetzt bist Du mit an Bord. Das ist eigentlich schon alles.“
„Aber das mit China…“ begann Jan noch einmal, doch Erich unterbrach ihn „Du musst mir einfach vertrauen. Ich habe da meine Gründe, die ich Dir jetzt noch nicht erklären kann.“
Sie arbeiteten noch lange weiter, bis sich bei allen langsam Hunger und Müdigkeit einstellte.
Zum Abendessen gab es wieder herrlich leckere Gerichte. Die Haushälterin konnte extrem gut kochen. Das war kein Vergleich mit den Fertiggerichten, die Jan die letzten Jahre in seiner Studentenbude gekocht oder in der Uni-Mensa gegessen hatte. Er fand es auch sehr angenehm, dass man sich um nichts kümmern musste. Das Essen war immer fertig, überall war sauber geputzt. Die Wäsche, die er abends im Bad in eine Kiste warf, lag am nächsten Tag sauber gewaschen und gebügelt im Schrank. Das war ein Luxus, an den man sich gewöhnen konnte. Dabei war es er sein dritter Tag in der Villa.
Am Abend nahm Suzan Jan an der Hand und sagte „Komm mit, ich zeig Dir mein Zimmer. Für den Fall, dass Du mich wieder mal ins Bett tragen musst.“ Sie führte ihn in den 2. Stock. Vom Schwimmbad im Keller bis hier hoch hätte er sie vermutlich nicht tragen können, selbst wenn er den Weg gewusst hätte. Das Zimmer war, wie alles in der Villa, riesig. Der Raum war noch größer als sein Wohnbereich. Das musste früher eine Luxus-Suite gewesen sein. Jan war schwer beeindruckt.
Suzan verschwand in einem Nebenraum, kurz darauf kam sie mit einem Fläschchen in der Hand zurück. „Zieh Dein Hemd aus“, sagte sie zu Jan, der sie verblüfft anschaute. „Du hast Verspannungen und Gliederschmerzen meinetwegen, da darfst Du Dich jetzt entspannen. Du legst Dich einfach hin und ich massiere Dich“
Jan war fasziniert von dem Gedanken. Er tat, was Suzan ihm geheißen hatte, zog sein Hemd aus und legte sich auf das Bett. Kurz darauf spürte er, wie Suzan das Öl auf seinem Rücken verteilte. Dann begann sie ihn zu massieren. Jan genoss die Massage. Wenn es nach ihm ginge, dann könnte Suzan die ganze Nacht weitermachen.
Kapitel 3 – Die Aufnahmeprüfung
Als sie später alle gemeinsam zum Mittagessen in die Kantine gingen, stellte sich Jan als letzter in die Reihe. Er ließ sich sein Essen auf das Tablett stellen und setzte sich absichtlich etwas abseits von den Kollegen.
Dieses Erlebnis mit dem Rüffel durch den Professor war ihm zu peinlich, da wollte er lieber nicht mitbekommen, was seine Kollegen über ihn redeten. Natürlich war er in Suzan verliebt, schon von dem Augenblick an, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Aber das war jetzt bereits das zweite Mal, dass er sich ihretwegen total daneben benommen hatte. Erst der Blackout beim Vorstellungsgespräch und jetzt auch noch der Tadel des Professors.
Jan aß hastig und schaute dabei mit gesenktem Kopf auf seinen Teller. Er hoffte so, den Blicken der anderen auszuweichen. Doch plötzlich hörte er das Klappern von Geschirr auf einem Tablett direkt vor ihm. Er schaute auf und sah Suzan. „Hi Jan, ist hier noch frei?“ Jan wurde wieder rot, konnte aber vor Aufregung nicht antworten. „Ich nehme mal an, das bedeutet, JA?“. Suzan lächelte und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
„Du bist wohl eine Tomate? Die Farbe stimmt schon mal und reden können Tomaten auch nicht.“ Suzan grinste und Jan versuchte zu lächeln. „Tut mir leid, dass ich Dich vorhin so angestarrt habe, ich war in Gedanken.“ „Ach, das macht nichts, der Prof. ist ein Spaßvogel, ihm macht es unheimlich viel Freude, andere zu ärgern.“
Jan blicke Suzan erstaunt an: „Kennst Du in schon länger? Das Institut gibt es doch erst seit 4 Wochen.“ Suzan überlegte „Ich glaube, ich kenne ihn seit ungefähr 26 Jahren. Ja, heute sind es 26 Jahre“.
Jan fühlte sich auf den Arm genommen. „Woher weißt Du, dass Du ihn heute genau 26 Jahre kennst? Du siehst gar nicht aus, als wärst Du schon 26 Jahre alt!“ Wieder lächelte Suzan „Vielen Dank für das Kompliment. Aber ich bin heute genau 26 Jahre alt. Heute ist mein Geburtstag und Eric Schmidt ist mein Vater, ich denke er kann Dir bestätigen, dass wir uns heute genau 26 Jahre kennen“. Jan wurde wieder rot, dann sagte er „Dein Vater?“
Er starrte sie mit offenem Mund an und stammelte „Danke, ich glaube die Bestätigung ist nicht nötig. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Da bin ich ja in ein riesiges Fettnäpfchen getappt. Aber Du siehst nicht aus als wärst Du seine Tochter.“
Suzan lächelte ihr charmantes Lächeln „Das ist ganz richtig. Wäre ja schlimm, wenn ich wie mein Vater aussehen würde, oder würde ich Dir mit Bart gefallen?“ Jan spürte wie das Blut in seinen Schläfen pochte. Er hatte das Gefühl, sein Kopf würde bald platzen. Jetzt nur nicht noch einen Fehler machen. Er wartete darauf, dass die Kollegen sich zu ihm umdrehten und über ihn lachten. Aber nichts geschah.
„Eigentlich gefällst Du mir ohne Bart sehr gut“, er lächelte verlegen.
„Vielen Dank für das Kompliment. Weißt Du, ich sehe eigentlich eher wie meine Mutter aus, die stammt aus China. Ich mache heute Abend eine kleine Party bei uns zu Hause und wollte Dich fragen, ob Du vielleicht Lust hast, vorbeizukommen? Die Kollegen sind auch alle eingeladen.“, Suzan sah ihn fragend an, „wie sieht es aus?“
Jan musste etwas Luft holen, er war überrascht von der Einladung. „Ich komme gerne, ich hoffe nur, dass die Kollegen diesen Vorfall heute früh nicht zu ernst nehmen. Ist das für Deinen Vater in Ordnung? Er hat ja gesagt, ich sollte die Finger von Dir lassen. Da wäre wohl etwas Abstand besser als eine Party?“
Suzan lachte: „Oh, ich glaube das ist so weit alles in Ordnung. Du musst nur immer mindestens eine Armlänge Abstand halten, wenn mein Vater dabei ist. Die Kollegen arbeiten schon jahrelang mit uns zusammen. Du bist der einzige, der neu eingestellt wurde. Die letzten zwei Wochen haben wir Dich beobachtet, ob Du zu unserem Team passen würdest. Der Spaß vorhin war ein kleiner Test wie Du reagieren würdest.“
Jan war baff. Sie hatten ihn hereingelegt und er war ihnen voll auf den Leim gegangen. Er musste schlucken: „Und wie habe ich in Eurem Test abgeschnitten?“ Wieder lächelte Suzan „Ich denke Du hast bestanden.
Uwe und Tatjana hatten darauf gewettet, dass mein Dad es schafft, Dich aus der Fassung zu bringen, aber Du hast Dich recht wacker geschlagen. Kommt doch zu uns an den Tisch. Oder sitzt Du gerne alleine?“ Sie stand auf und ging zu Ihren Kollegen. Jan hatte das Gefühl, als ob alle hören konnten, wie ihm ein Stein vom Herzen polterte. Das war ja noch einmal gut gegangen. Er stand auf und folgte Suzan an den anderen Tisch. Alle klatschten, als er sich zu ihnen setzte. Und Professor Schmidt lächelte schelmisch.
Jan meinte, auf einmal doch eine leichte Ähnlichkeit zwischen ihm und seiner Tochter erkennen zu können. Dann stand der Professor auf, erhob sein Glas und sprach „Einen Toast auf unseren neuen Mitarbeiter. Willkommen im Team lieber Jan. Auf gute Zusammenarbeit. Und zu Deiner Information: Wir sind hier alle per Du, es lässt sich einfach besser arbeiten, wenn nicht alles so förmlich ist.“
Alle erhoben ihre Gläser und prosteten ihm zu. Jan stieß mit ihnen an und auf einmal hatte er fast vergessen wie heftig sie ihn am Vormittag hereingelegt hatten.
Aufnahmeprüfung bestanden. Das war ja nochmal gut gegangen.
Kapitel 2 – Die Kollegen
Jan lauschte den Erklärungen von Professor Schmidt.
Seit 2 Wochen war er nun hier angestellt und es kam ihm immer noch wie ein Wunder vor, dass er diesen Arbeitsplatz bekommen hatte.
Jan hatte Chemie studiert und mit Auszeichnung bestanden. Er hatte sich gegen über 3000 Bewerber durchgesetzt und trotz seinem totalen Blackout beim Vorstellungsgespräch, hatte er den Professor wohl von sich überzeugen können. Einen Job in dieser Branche zu finden, war gar nicht so einfach. Zwar wurden viele Techniken in Deutschland zur Marktreife entwickelt, aber die Politik schaffte es immer wieder, Fortschritte zu verhindern.
Erst war es die Fotovoltaik. Mit großem Tamtam und viel Geld wurde eine Industrie in Deutschland entwickelt und aufgebaut. Als die Technik dann marktreif war und konkurrenzfähig zu den herkömmlichen Energien, da wurde die Unterstützung gekappt und eine komplette Branche mit Tausenden Arbeitsplätzen vernichtet. Seither kommen die Solarmodule und Elektronik zum größten Teil aus China. In Deutschland blieb nur ein kümmerlicher Rest zurück.
Kurze Zeit nach der Fotovoltaik kam die Windkraft dran. Die Regierung redete zwar immer über die Energiewende, dem Zwang zum Wandel und die Ausrichtung hin zu erneuerbaren Energien. Ihr Handeln lief aber genau in die entgegengesetzte Richtung. Mit immer neuen Auflagen und Regeln kam auch diese Branche ins Straucheln. In 2019 wurden 80% weniger neue Windräder gebaut als im Vorjahr. Danach ging es langsam auch in diesem Wirtschaftszweig dem Ende entgegen. Nach kurzer Zeit waren die Arbeitsplätze weg und die Chinesen übernahmen auch hier die Marktführerschaft.
Mit der Batterietechnik verhielt es sich etwas anders. Da war Deutschland von Anfang an im Rückstand. Die Forschung im Land war Weltklasse, aber umgesetzt wurde fast nichts. Zu Aufwändig, zu teuer, jedes Mal, wenn ein Argument gegen den Aufbau einer Industrie rund um die Speichertechnologien widerlegt wurde, fand man neue Gründe um diese Technik nicht ins Land zu lassen.
Ob es an der Angst der Automobilindustrie vor dem Wandel lag oder an den Energiekonzernen oder hatten die Politiker einfach nicht genug Mumm, hier die Wende einzuleiten?
Vielleicht war es auch eine Mischung aus allem oder es gab noch weitere Interessen, die den Aufbau einer deutschen Speicherindustrie verhindern wollten. Ende 2020 war auch dieser Bereich fest in chinesischer Hand, deutsche Firmen spielten praktisch keine Rolle in dieser Zukunftstechnologie.
Durch diese politisch inszenierte Unterdrückung des Fortschritts dümpelte der Bereich der erneuerbaren Energien lange nur vor sich hin. Die aufkeimende Hoffnung war schon lange erstickt und durch den politisch erzwungenen Rückbau war die Zahl der Arbeitsplätze erheblich gesunken. So war es ein Wunder, dass Jan hier überhaupt Arbeit gefunden hatte, in einem der wenigen Hightech-Forschungslabore.
Als Leuchtturmprojekt der Bundesregierung gestartet war das Batterie-Forschungscenter direkt neben der Uni gebaut worden, in der Jan studiert hatte.
Hier gab es die modernsten Arbeitsplätze, gerade so wie Jan sie sich immer schon erträumt hatte. Der Leiter, Professor Erich Schmidt, war einer der renommiertesten Forscher auf dem Gebiet der Speichertechnologien. Eigentlich wollte Jan ja direkt nach seinem Diplom erst eine Auszeit machen und ein halbes Jahr durch die Welt reisen.
Aber dieses Job-Angebot war eine einmalige Chance gewesen und zu unwiderstehlich, daher hatte er dankbar zugegriffen. Die Ausstattung des Forschungsinstitutes war mit das Beste, das man sich wünschen konnte. Während die Politik weite Teile der Forschung vernachlässigte und Gelder lieber für unwichtige Dinge zum Fenster hinauswarf, wurde bei den wenigen ausgewählten Leuchtturmprojekten richtig geklotzt.
Es gab viel Platz für die Forschung. Die Räume waren nach modernsten Erkenntnissen gebaut, Computer und Maschinen waren das Beste, das man für Geld kaufen konnte. Jan war direkt in die Arbeitsgruppe von Professor Schmidt aufgenommen worden und arbeitete dort mit 6 weiteren Kollegen.
Franco Gelati, der Italiener war ein lustiger junger Typ und immer zu Späßen aufgelegt. Von Kleiderordnung hielt er nicht viel. Meistens sah er aus wie ein Streuner. Wer ihn nicht kannte, traute ihm sicher nicht zu, dass er mehrere Sprachen sprach und bereits mit 35 Jahren 3 Doktortitel besaß.
Rainer Klostermann, ein etwas älterer Kollege, leicht untersetzt, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, war der ruhige Pol der Forschergruppe. Wenn Franco Gelati durch das Labor tanzte und seine Scherze trieb, war er es, der wieder für Ruhe sorgte.
Andrea Witt, eine nette Kollegin, die die fleißigste von allen zu sein schien. Unauffällig arbeitete sie von früh bis spät. Sie ging immer als letzte in die Mittagspause und war auch meistens als erste wieder zurück im Labor. Ihre Kollegen schätzten ihre zielstrebige und professionelle Arbeit.
Eine weitere Kollegin war Tatjana Sonjakova, eine flotte Russin. Noch recht jung und mit einem verführerischen Blick, dem kaum ein Mann widerstehen konnte. Tatjana war die Elektronik-Expertin im Team. Falls es irgendwo einmal hakte, benötigte sie nur wenige Minuten, um Geräte und Computer wieder ans Laufen zu bekommen.
Uwe Anderson, ein Amerikaner, der selbst abends noch eine Sonnenbrille trug, war der einzige Kollege, dem Jan nicht ganz über den Weg traute. Er war immer übertrieben freundlich, wenn er mit einem redete. Doch über abwesende Kollegen lästerte er meistens ziemlich übel. Dieser Wesenszug gefiel Jan nicht besonders.
Patrick Müller, der in seiner Freizeit offensichtlich gerne ins Fitnessstudio ging, passte nicht ganz zu Jans Vorstellung eines Chemikers. Mit seinen knapp 2 Metern Körpergröße überragte er die anderen erheblich. Optisch wäre er wohl eher als Model geeignet, aber sobald man mit ihm redete, merkte man schnell, dass er auch einiges im Kopf hatte und nicht umsonst von Professor Schmidt in dieses Team berufen worden war.
Alle zusammen waren mit Sicherheit die besten auf ihrem Gebiet. Aber Professor Schmidt schien auch viel Wert auf den Charakter seiner Mitarbeiter zu legen. Es war eine fleißige und sehr lustige Truppe. Jan fühlte sich an seinem neuen Arbeitsplatz ausgesprochen wohl. Und dann war da noch Suzan. Jan war wieder in seine Gedanken versunken und schaute bewundernd seine Kollegin an, die ein paar Schritte weiter auf der anderen Seite des Professors stand. Schon als der Professor sie ihm bei seinem Bewerbungsgespräch vorgestellt hatte, war ihm die Luft weggeblieben und jedes Mal, wenn er sie ansah, wurde ihm ganz warm. Bis heute konnte er sich noch nicht an sein Vorstellungsgespräch erinnern, ihr Anblick hatte ihn ausgeknockt. Eine junge Asiatin mit langen schwarzen Haaren, grünen Augen und einem strahlendem Lächeln. Er war vom ersten Augenblick in sie verliebt. Das Leben schien es gut mit ihm zu meinen. Er hatte einen der begehrtesten Arbeitsplätzen ergattert, in einem Institut mit einer der besten Ausstattung an Forschungsmaterial. Er arbeitete bei einem der bedeutendsten Forscher auf seinem Gebiet und dann war auch noch so eine Traumfrau seine Kollegin…
„Jan, hören Sie überhaupt zu? Sie sollten sich die Ergebnisse unseres Experiments von gestern anschauen und nicht Suzan anstarren!“ Jan schnappte nach Luft. Augenblicklich wurde er aus seinen Träumen gerissen. Professor Schmidt schaute ihn mit strengem Blick an. Er war sich nicht bewusst, dass er die ganze Zeit nur auf Suzan gestarrt hatte, aber anscheinend lange genug, dass seine Mitarbeiter und sein Chef es mitbekommen hatten.
Alle Blicke ruhten auf ihm. Er lief knallrot an und stammelte „tut mir leid Professor, ich war gerade in Gedanken“. Prof. Schmidt lächelte milde „Das habe ich gesehen. Gedanken und Finger weg von Suzan! Wir sind hier bei der Arbeit!“ Alle lachten, Jan wünschte sich ein Loch im Boden, in das er versinken konnte. Was für eine peinliche Situation. „Jetzt bitte zurück zu den Forschungsergebnissen. Ihre Aufgabe ist es, die Proben auszuwerten, zu testen, kategorisieren und darauf aufbauend die nächsten Versuche vorzubereiten.“
Jan nickte, er schaute seine neuen Kollegen an, Uwe Anderson grinste hämisch, die anderen lachten und zu seinem Erstaunen lächelte Suzan ihn freundlich und gar nicht verärgert an.
Der Job fing ja gut an, gerade 2 Wochen hier und schon in ein Fettnäpfchen getreten.
Kapitel 13 – Alltagsarbeit
Am nächsten Morgen wachte Suzan zuerst auf. Verwundert rieb sie sich die Augen und schaute sich um. Dann erkannte sie, dass sie sich in Jans Zimmer befand und in seinem Bett lag. Sie drehte sich um, doch Jan lag nicht neben ihr. Sie war noch immer im Bademantel. Suzan setzte sich auf, dann sah sie Jan auf dem Sofa liegen.
Sie warf ein Kissen nach ihm. Jan schrak hoch, rieb sich die Augen und stöhnte „oje, mir tut alles weh“. Dann drehte sie sich um und sah Suzan auf seinem Bett sitzen. Sie feixte „Warum schläfst Du auf dem Sofa?“ „Weil Du in meinem Bett liegst!“ Suzan lächelte „Aber da ist doch Platz genug für 2!“
Jan streckte sich „Es ist nicht meine Art, zu einer schlafenden Frau ins Bett zu steigen“ Suzan versuchte, sich zu erinnern „Das heißt,… wir haben nicht…?“ Jan grinste „Du erinnerst Dich nicht?“ Suzan nahm mit gespielter Empörung das zweite Kissen und warf es nach ihm „Sonst würde ich ja kaum fragen!“
„Na gut, Du bist am Pool eingeschlafen und ich habe Dich hier hergetragen, da ich nicht wusste, wo sich Dein Zimmer befindet.“ „Ah, okay, da bin ich ja beruhigt, das wäre ja sonst schlimm!“ „Wenn wir beide…“ „Nein, wenn ich mich nicht mehr daran erinnern könnte!“
Mit diesen Worten warf sie ihm die Decke über den Kopf und lief zur Tür: „Jetzt muss ich mich aber beeilen, in 15 Minuten ist Frühstück und dann geht es zum Institut“. Suzan verschwand und ließ Jan verdattert auf dem Sofa sitzen.
Jan kam etwas verspätet zum Frühstück. Von der Nacht auf dem Sofa schmerzten ihm sämtliche Knochen. Erich und Suzan saßen bereits am Tisch und warteten auf ihn. Jan dehnte beim Gehen seine Gelenke und versuchte, möglichst fröhlich zu schauen, leider gelang ihm das nicht besonders gut. Der Professor schaute ihn mitfühlend an „Hast Du schlecht geschlafen, Jan? Ist die Matratze in Deinem neuen Zimmer nicht gut? „
Bevor Jan etwas erwidern konnte, antwortete Suzan „Jan ist der totale Kavalier. Wir waren schwimmen und als wir dort saßen, bin ich auf der Bank eingeschlafen. Er hat mich dann auf sein Zimmer getragen, weil er nicht wusste, wo meins ist. Deswegen hat er dann auf dem Sofa übernachtet.“
Erich scherzte „Jan scheint ja ein sehr unterhaltsamer Zeitgenosse zu sein, wenn Du mit ihm auf der Bank sitzt und dabei einschläfst“. „Er ist sehr romantisch und ich war einfach müde, das war ein langer Tag gestern!“ Suzan warf ihrem Vater einen wütenden Blick zu, worauf sich dieser sofort entschuldigte. Jan spürte wieder, wie die Röte in sein Gesicht drückte. Er setzte sich zum Frühstück und vergaß über das leckere Essen die Schmerzen in seinen Gelenken.
Der Tag im Institut verging wie im Flug. Jan hatte endlich das Gefühl, voll integriert zu sein. Suzan schaute ihn immer wieder mit funkelnden Augen an und wenn sie bei einem Experiment nebeneinander standen, spürte er, wie sie sich an ihn drückte. Jan genoss dieses Gefühl.
Er beobachtete die Kollegen, doch keiner schien zu bemerken, was für zarte Bande Suzan und ihn verbanden. Nur Uwe Anderson, der Amerikaner, kam ihm heute seltsam vor. Er hatte wohl nicht mitbekommen, was zwischen Jan und Suzan lief, aber er verhielt sich anders als sonst. Er war nur wenig gesprächig und als Jan ihn einmal etwas fragte, zuckte er erschrocken zusammen. Jan dachte aber nicht weiter darüber nach, in Gedanken war er bereits im geheimen Labor in der Villa.
Kapitel 12 – Badespass
Jan und Erich unterhielten sich noch lange Zeit im Labor. Der Professor führte den Prototypen vor und Jan war erstaunt, dass das Teil wirklich die genannte Leistung brachte.
Der Speicher war absolut beeindruckend. Das System war revolutionär. Und er, Jan, durfte ein Teil davon sein. Nur das mit der Geheimhaltung machte ihm einiges Kopfzerbrechen. Er musste daran denken, was Erich alles gesagt hatte. Skrupellose Geheimdienste, Regierungen und Konzerne, die ein Interesse an diesem Speicher haben könnten. Mit China als Lösung hatte er auch seine Probleme.
Plötzlich klingelte ein Telefon und riss die Forscher aus ihrer Diskussion. Beide erschraken. Suzan war am Apparat und wollte wissen, ob man die Männer heute noch irgendwann wieder sehen würde. Ihr wäre nach Gesellschaft. Jan schaute auf die Uhr und war erstaunt, dass es bereits nach 11 Uhr am Abend war.
Sie verließen das Labor und machten sich auf den Weg nach oben. Jan überlegte an jeder Abzweigung, welches wohl die korrekte Richtung wäre. Zweimal lag er dabei falsch. Ohne den Professor hätte er sich bestimmt im weiträumigen Labyrinth des Hotels verlaufen.
Im großen Wohnzimmer wurden sie bereits von Suzan erwartet. Sie schien etwas aufgeregt und fragte neugierig „Alles geklärt?“. Erich schaute Jan an „Ich glaube, wir haben alles geklärt“. Jan nickte „Fürs Erste bin ich erledigt von den vielen Informationen.“
Suzan grinste „Damit kommst Du aber nicht um eine abendliche Trainingsrunde im Schwimmbad herum.“ Sie sah den erstaunten Blick Ihres Vaters und erklärte: „Wir sind bereits bei der Party im Pool geschwommen, ich sollte Jan doch alles zeigen“. Erich grinste „Ich meinte damit das Haus!“
Jan wurde rot. Erich lachte „Ich kenne meine Tochter! Wenn die sich etwas vornimmt, dann zieht sie es auch durch!“ Er machte eine kurze Pause, dann erklärte er „Ich bin schon etwas älter und ziehe mich hiermit zurück. Gute Nacht!“
Jan sah Suzan fragen an „Was meint er damit?“ Suzan grinste „Das ist nicht so wichtig.“ Sie zog Jan an der Hand.
„Auf geht’s, schwimmen hält fit!“ Jan protestierte „Ich muss noch meine Badehose holen“, doch Suzan lachte nur und zog ihn hinter sich her. „Das kostet nur Zeit, außerdem hab ich schon alles gesehen.“ Sie schwammen wieder in der großen Halle ihre Bahnen. Direkt unter dem Sternenhimmel, von der Außenwelt nur getrennt durch eine riesige Glasfläche, die das Wasser überspannte.
Der Mond spiegelte sich auf dem Wasser und Jan fand das irgendwie romantisch. Nach einigen Bahnen gingen ihm die Kräfte aus und er schwamm an den Rand. Suzan hatte deutlich mehr Ausdauer. Jan stieg aus dem Wasser, zog seinen Bademantel an und beobachtete Suzan wie sie Bahn um Bahn durch den Pool zog. Sie schien eindeutig mehr Kondition zu haben als er. Während er sie beobachtete gingen ihm noch einmal die Erlebnisse der letzten Wochen durch den Kopf.
Es war erstaunlich, wie schnell sich sein Leben komplett geändert hatte. Gestern noch der Student, der nicht genau wusste, was einmal aus ihm werden sollte, heute der eingeschworene Assistent bei einem Geheimprojekt eines international angesehenen und geachteten Professors und im Pool mit dessen Tochter, der Frau seiner Träume.
Plötzlich ergoss sich ein Wasserschwall über ihn „träumst Du?“ Suzan war an den Beckenrand geschwommen und grinste ihn an. Dann stieg sie aus dem Wasser. Jan war überwältigt von ihrem Anblick. Suzan sah seinen Blick und meinte „Ein Gentleman schaut aber weg, wenn eine Dame nackt aus dem Wasser steigt!“ Jan senkte verschämt den Blick, griff ein Handtuch und reichte es ihr. Suzan lachte „Ich muss doch irgendwann herausfinden, was hinter der Farbe in Deinem Gesicht steckt, ob es nur eine faule Tomate ist, eine süße Erdbeere oder ein feuriger Chili. Du darfst mir übrigens gerne den Rücken abtrocknen!“ Mit diesen Worten warf sie ihm ihr Handtuch zu. Jan nahm das Handtuch mit zittrigen Fingern und tat wie ihm geheißen. Suzan drehte sich um und grinste. Dann nahm sie ihren Bademantel und zog ihn an. Sie setzten sich gemeinsam wieder auf eine der Bänke neben dem Schwimmbecken, beobachteten die Sterne und horchten in die Stille.
In der Ferne konnte man irgendwo eine Polizeisirene hören. Suzan schaute Jan an und sagte „Ich freue mich, dass Du den Job angenommen hast und bei dem Projekt mitmachst.“ Ihre Augen hatten einen seltsamen verträumten Glanz. Jan war sich nicht sicher, von welchem Projekt sie sprach. Wusste sie über alles Bescheid oder meine sie nur das Forschungsprojekt am Institut?“
Ja, die Arbeit gefällt mir und die Kollegen sind alle sehr nett.“ Suzan lächelte „Ich meine nicht die Arbeit am Institut, ich meinte die neue Batterie, die mein Vater entwickelt hat!“ Jan war überrascht „Du weißt davon?“ „Natürlich, wir haben keine Geheimnisse voreinander, wir sind eine Familie!“
Jan versuchte es sich vorzustellen, wie so eine Familie war. Seine Eltern waren bei einem Autounfall umgekommen als er 12 Jahre alt war. Sein Bruder und er wurden getrennt und kamen in verschiedene Pflegefamilien. Mit seinen neuen Eltern kam er nie wirklich zurecht. Er war froh, als er für das Studium ein Zimmer in einer WG an der Uni beziehen konnte. Eine Familie, mit Liebe, Zuneigung und Vertrauen, so etwas kannte er nicht.
Beim Gedanke daran wurde ihm ganz warm. Er seufzte. Suzan schaute ihn erstaunt an „Alles klar bei Dir?“ Jan erschrak „Tut mir leid, ich musste gerade daran denken, dass ich ohne richtige Familie aufgewachsen bin, das hat mich ein wenig durcheinander gebracht.“
Suzan lächelte ihn an „Jetzt hast Du eine richtige Familie!“ Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Ihre nassen Haare kitzelten ihn im Gesicht. Er nahm sie in den Arm und fühlte, wie ihr Herz pochte. Sie blieben noch lange auf der Bank sitzen. In Jans Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Eine richtige Familie, das war etwas, von dem er immer geträumt hatte. Aber er kannte Suzan und ihren Vater erst seit Kurzem. Er konnte das alles noch nicht begreifen. Alles, was der Professor machte, war so abstrakt, so unwirklich und weit jenseits von allem, was für Jan Normalität war.
Ein wenig Angst davor, was alles passieren könnte, hatte er schon. Und diese wundervolle Suzan, wie sie lächelte, wenn sie ihn ansah. Er war sich sicher, wenn sie von Familie redete, dann meinte sie nicht Bruder und Schwester. Nach einiger Zeit fiel im auf, wie gleichmäßig Suzan atmete. Sie war in seinen Armen eingeschlafen.
Das war jetzt allerdings ein Problem. Bei der Führung hatte sie ihm nicht ihr Zimmer gezeigt, Erich schlief sicher schon lange und die Haushälterin war nach dem Abendessen gegangen. Er konnte Suzan unmöglich durch das ganze Haus tragen und ihr Zimmer suchen. Hier im Bad liegen lassen ging aber auch nicht. Also stand er vorsichtig auf, nahm sie behutsam auf seine Arme und trug sie in sein Zimmer. Er legte sie in sein Bett, prüfte noch kurz, ob ihre Haare mittlerweile getrocknet waren, dann deckte er sie zu, legte sich auf das Sofa und schlief ein.
Kapitel 11- Das Dilemma
Jan schaute ungläubig auf den Speicher in seiner Hand.
„Aber man könnte das Teil doch einfach über das Institut vorstellen, dann wüsste es die ganze Welt und Du bekämst dafür sicher den Nobelpreis!“
Erich erwiderte traurig „Nun, das geht leider nicht so einfach. Einen solchen Speicher kann man nicht so einfach aus dem Hut zaubern. Vor vielen Jahren kam mir die Idee und ich habe lange daran getüftelt. Nachdem ein paar Tests erfolgreich waren, begann ich, ein Projekt dazu neben meiner offiziellen Arbeit aufzuziehen. Anfangs war ich etwas naiv und später wollte ich dann unbedingt den Erfolg. Das ist dann auch das Dilemma an der Sache.
Ich habe dafür leider ein wenig Forschungsgelder umgeleitet, um dieses Labor hier zu finanzieren. Falls ich den Speicher präsentiere, dann werden Nachforschungen angestellt. Man würde das Labor finden, ich würde meine Titel verlieren, der Speicher würde als Betrug präsentiert werden und ungeprüft in der Schublade verschwinden.“
„Aber er funktioniert doch, wieso sollte der in der Schublade verschwinden?“
„Lieber Jan, überleg doch mal. Worum geht es bei den meisten Kriegen auf der Welt?“
„Um Öl?“
„Richtig“ Erich fing an, im Labor auf und abzugehen. „Die Menschheit wird von einem System unterdrückt, das auf Energieknappheit basiert. Mit ausreichend Energie könnten alle Menschen in Frieden leben. Kriege um Ressourcen würde es nicht mehr geben. Mit ausreichend Energie kann man alle anderen Ressourcen beschaffen. Selbst, wenn man dafür ins Weltall müsste. Die Energie ist der Schlüssel zu allem. Daher wollen die Herrschenden keine Energierevolution. Der Fortschritt darf nur in kleinen Schritten erfolgen, immer nur so viel wie nötig.
Deswegen verbessern wir die Speicher ja auch immer nur um wenige Prozente. Richtig revolutionäre Forschungsergebnisse sind nicht erwünscht. Das würde das gesamte etablierte System über den Haufen werfen.“
Jan schluckte „Das klingt jetzt aber sehr nach Verschwörungstheorie“. Erich schüttelte den Kopf „Es mag danach klingen, aber es entspricht den Tatsachen. Wenn dieser Speicher den Falschen in die Hände kommt, dann wird er für militärische Zwecke eingesetzt. Vielleicht gibt es wegen diesem Speicher dann sogar neue Kriege.
Flugzeuge und Panzer könnten mit diesem Speicher elektrisch betrieben werden. Sie hätten eine unglaubliche Reichweite, kaum noch Abwärme, kaum Geräusche. Elektrische Energie ist die Grundlage für Laserwaffen. Das würde vollkommen neue Waffengattungen möglich machen. Das müssen wir verhindern.
Wir müssen einen Weg suchen, den Speicher der gesamten Menschheit zugänglich zu machen, ohne Ausnahme!“
Jan konnte nicht fassen, was der Professor da erzählte „Und wer sind diese falschen Hände? Wer sollte den Speicher auf keinen Fall bekommen?“
„Nun, das ist schwer zu sagen, aber im Prinzip geht es um die USA und alle die ihr folgen. Denn alle systemkritische Hochtechnologien, die irgendwo auftauchen, werden von den USA aufgesaugt.“
„Das klingt ziemlich schräg. Wer sind dann die Richtigen? Wo könnte man diesen Speicher gefahrlos der Öffentlichkeit präsentieren?“ Erich antwortete, ohne nachzudenken. „In China!“
„In China?“ Jan stockte der Atem „Das ist eine Diktatur, dort werden Menschen unterdrückt. Die werden die Technik nutzen, um die Welt zu beherrschen. Die sind doch nicht besser als die USA. Mit ihren Überwachungssystemen sind sie noch viel schlimmer als die westlichen Länder!“
Erich sah Jan sehr ernst an „Das ist ein sehr schwieriges Thema. China hat tatsächlich viele Ambitionen, die nicht unbedingt positiv sind. Aber sie haben auch ein großes Energieproblem. Das ist ein riesiges Volk und keineswegs so einig, wie es nach außen scheint. Mit diesem Speicher könnten dort alle Energieprobleme gelöst werden.
Die Chinesen geben sich zwar wie Kommunisten, im Inneren sind sie aber die wahren Kapitalisten. Sie würden diese Technik nicht verschwinden lassen. Vermutlich werden sie den Speicher auch militärisch einsetzen, das ist sogar recht wahrscheinlich. Aber ganz sicher werden sie das Teil auch massenhaft auf den Markt werfen, in Handys die 2 Wochen ohne Nachladen laufen, in Autos, Hausspeichern und allem was man mit Batterien antreiben kann.
Natürlich müssen wir die Konstruktionspläne zusätzlich parallel an verschiedenen Stellen im Internet veröffentlichen und an Verlage schicken.
Damit wäre sichergestellt, dass jeder an die Technik kommt.
Aber nur durch die Veröffentlichung in China können wir sicher sein, dass der Speicher auch den Menschen zugutekommt. Wenn ich mich irre und die Chinesen behalten das Teil für sich, dann werden die anderen das schnell merken und mit den veröffentlichten Plänen nachbauen.
Die Chinesen werden es bauen und testen, in anderen Ländern wird es vielleicht einfach nur in eine Schublade gesteckt und entsorgt. Mitsamt den Erfindern!
Die USA arbeiten nach dem Prinzip „America first“, die werden das für sich behalten und dafür verwenden, weiter andere Völker zu unterdrücken.
Die Welt würde staunen, wenn das System bekannt würde. Dann aber würden alle das System untersuchen und nachbauen. Jeder hätte dieselbe Chance.“
Jan hatte das Gefühl, als würde sich alles um ihn herum drehen. Er hatte über China bisher sehr viel Negatives gehört. Unterdrückung, Überwachung.
Andererseits war Suzans Mutter eine Chinesin. Hatte das etwas mit Erichs Absichten zu tun? Warum war er so auf China fixiert? Bei dem Gedanken war im ziemlich unwohl. Suzans Mutter konnte nicht aus dem Land, wieso wollte Erich dann dort hin? War bereits Erpressung im Spiel? Oder benötigt er ein Pfand, um seine Frau einzutauschen?
Er konnte keinen klaren Gedanken fassen „Ist das die einzige Alternative?“
„Die Einzige“, erwiderte Erich „Ich habe sehr lange darüber nachgedacht und bin immer zum gleichen Ergebnis gekommen. Jeder andere Staat oder Konzern würde das System in der Schublade verschwinden lassen oder rein militärisch einsetzen. Nur bei den Chinesen bin ich sicher, dass es an die Öffentlichkeit gelangt und damit der gesamten Menschheit nutzt. Natürlich bleibt ein gewisses Risiko, aber das ist der einzige Weg, bei dem ich eine Chance sehe, dass alle etwas davon haben und vor allem, dass wir einigermaßen unbeschadet durchkommen.“ Jan musste sich setzen, seine Knie zitterten.
„OK, und wenn Du das schon so oft überlegt hast, dann gibt es sicher auch schon einen Plan?“ Erich lächelte wieder „Wir müssen das Teil marktfertig entwickeln und irgendwie nach China bringen. In der Zwischenzeit müssen wir aufpassen, dass niemand Wind von diesem Projekt bekommt.“ Jan war ziemlich mulmig zumute „Also doch illegal?“
Erich schüttelte den Kopf „Nur das mit den Forschungsgeldern ist vielleicht nicht ganz legal, aber das nehme ich auf meine Kappe. Damit hast Du nichts zu tun und davon wisst Ihr nichts. Wenn wir fertig sind, bringt Ihr den Speicher nach China“ Jan schaute überrascht „Ihr?“
Erich nickte „Suzan und Du.“
Kapitel 10 – Das Labor
Nach dem Essen stand Erich auf „Komm mit, ich zeige Dir jetzt unser Forschungslabor!“ Jan war verblüfft „wir fahren nochmal ins Institut?“ „Nein, das Labor ist geheim, es ist hier im Haus. Daher fand ich es auch eine gute Idee, dass Du ein Zimmer bei uns bezogen hast. Das ist unauffällig und die Wege sind kurz. Komm mit, es wird Dir gefallen“
Jan stand zögerlich auf. „Ich hätte da noch eine Frage wegen des Zimmers…“ „Gefällt es Dir nicht?“, unterbrach ihn Erich. „Doch, natürlich. So toll habe ich noch nie gewohnt. Ich habe mich nur gefragt, ob ich mir das leisten kann. Ich bekomme im Institut zwar ein gutes Gehalt, aber die Unterbringung hier ist totaler Luxus“.
Erich lachte und klopfte Jan auf die Schulter. „Die Unterbringung ist inklusive. Das kostet Dich nichts extra!“
Jan strahlte vor Freude, dann folgte er dem Professor. Sie liefen durch lange Gänge und verwinkelte Treppenhäuser bis in den Keller. Es ging in einen Bereich, den Suzan ihm bei der Führung nicht gezeigt hatte.
Jan überlegte, ob er hier alleine wohl wieder herausfinden würde.
Vor einer Feuerschutztür blieb Erich stehen. An einem Touchpad tippte er eine Kombination ein und legte anschließend seine Hand auf einen Scanner. Die dicken Türen glitten automatisch auseinander. Jan fand das spannend, der Professor hatte nicht zu viel versprochen, als er davon sprach, es wäre wie im Film.
„Eins – Zwei – Sieben – Neun – Acht.“ Jan schaute Erich an „Wie bitte?“ Erich antwortete „Die Kombination für diese Tür ist Eins – Zwei – Sieben – Neun – Acht. Die solltest Du Dir gut merken. Ohne die Kombination kommst Du hier nicht hinein und wichtiger noch – auch nicht mehr heraus“. Jan nickte.
„Jetzt lege mal Deine Hand hier auf den Scanner, damit ich Deine biometrischen Daten einlesen kann“. Jan tat, wie ihm geheißen wurde und Erich tippte etwas auf einem Tablet, das er schon beim Essen dabei gehabt hatte. „So, jetzt bist Du freigeschaltet und darfst ins Labor und natürlich auch wieder hinaus. Aber Achtung – die Datenschutzgrundverordnung gilt hier nicht, ich zeichne alles auf.“ Der Professor lachte und Jan lachte mit.
Im Flur vor ihnen gingen automatisch die Lichter an. Sie kamen in einen großen Raum, der den Räumen im Institut verblüffend ähnlich sah. Jan schaute sich erstaunt um, das war nicht nur ähnlich, sondern identisch aufgebaut wie die Räume an seinem Arbeitsplatz. Erich lächelte „Willkommen im Raum der Wünsche! Ich glaube, Du wirst Dich hier gut zurechtfinden, das wird bis auf Weiteres Dein neuer Arbeitsplatz. Allerdings leider nur abends. Denn tagsüber sind wir im Labor am Institut. Unsere Nebenbeschäftigung soll ja nicht auffallen.
Ich habe die Räume hier genau so ausstatten lassen, wie die im Institut. Dadurch muss man sich nicht umgewöhnen. Alles ist identisch aufgebaut.“ Jan fand die Idee ebenfalls sehr praktisch. Erich ging an einen Stahlschrank, tippte eine Kombination ein und öffnete die Schranktür. „Gleicher Code wie an der Tür“, sagte er. „Das ist zwar eigentlich nicht optimal, aber ich kann mir einfach keine Zahlen merken.“ Er holte eine Coladose aus dem Schrank und warf sie Jan zu. Jan konnte sie gerade noch auffangen.
Verdattert schaute er den Professor an. Sollte er jetzt eine Cola trinken? Erich grinste ihn an „Das ist unser Forschungsprojekt“ Jan schaute die Coladose an, dann den Professor und dann wieder die Coladose. Die Dose hatte einen Schraubanschluss an der Oberseite, trotzdem verstand er nicht ganz. „Ich dachte, es sei unauffällig, wenn ich so eine Getränkedose als Verpackung benutze“ Erich nahm ihm die Dose aus der Hand und stellte sie an einen Arbeitsplatz „Was Du hier siehst, ist der aktuelle Prototyp. Es gibt aktuell nur diesen einen hier. Die Speicherkapazität liegt bei ungefähr 10 Kilowattstunden.“ Jan dachte, er hätte sich verhört „10 Kilowattstunden? Ein herkömmlicher Akku in einem Elektrofahrzeug wiegt bei dieser Speicherkapazität um die 50 Kilogramm.“ „Korrekt, Das ist die Energie von ungefähr einem Liter Sprit, die Dose wiegt aber nur 500 Gramm. Das ist aber noch nicht alles. Der Block besteht aus herkömmlichem Salz. Metalle und sonstige Zutaten werden nur in winzigen Mengen benötigt.
Das Revolutionäre daran ist die Verwendung von Nanostrukturen. Das Teil ist schnellladefähig, wurde schon über 1000x geladen und ist absolut sicher. Man kann einen Nagel durchschlagen, das Ding ins Feuer werfen, es passiert nichts. Der Speicher funktioniert von -40 °C bis +60 °C, dabei gibt es kaum temperaturabhängige Veränderungen in der Kapazität.“
Jan staunte „Die Daten sind wirklich ein Wahnsinn. Dann ist der Akku doch schon so gut wie fertig? Was ist dann meine Aufgabe?“
„Nun, das ist die richtige Frage. Ich gehe davon aus, dass man das Volumen noch halbieren kann. Die Langzeittauglichkeit muss noch überprüft werden. 1000 Ladungen sind ja schon ganz gut, aber wir benötigen weitere Prototypen und müssen mehr testen. Das kann ich nicht alleine leisten. Das größte Problem besteht aber darin, den Akku auf den Markt zu bringen.“
„Was ist daran schwer, so ein Teil auf den Markt zu bringen? Den will doch sicher jeder? Damit könnte man Elektroautos mit 3000 km Reichweite bauen, Flugzeuge und Schiffe elektrisieren. Saisonale Speicher errichten!“ Jan schnappte nach Luft, während er aufzählte, was mit diesem Wunderakku alles möglich wäre. „Die gesamte Energieversorgung könnte man auf Ökostrom umstellen. Mit diesem Speicher sind wir alle Energieprobleme los. Das ist eine Revolution!“
„Eben“ Erich nickte „und weißt Du, was mit Revolutionären meistens passiert?“ Jan schüttelte den Kopf und der Professor ergänzte „die Meisten verlieren ihren Kopf“