Kapitel 14 – Im Geheimlabor
Als sie am Nachmittag zu Hause ankamen, gingen Erich und Jan direkt in das Labor im Keller. Jan war überrascht, dass Suzan ihnen folgte. Sie bemerkte seinen erstaunten Blick und erklärte „Ich bin von Anfang an bei diesem Projekt dabei. Gestern ging es ja aber darum, ob Du mit einsteigst. Da wollte ich nicht durch meine Anwesenheit stören“
Sie erklärte Jan „einige Ideen für den Akku stammen von mir“. Erich ergänzte „einige bedeutende Ideen! Ich bin stolz auf Suzan, ohne sie wären wir noch lange nicht so weit.“
Die Arbeit im Geheimlabor machte viel Spaß, aber Erich musste heute zweimal auf die Wichtigkeit ihrer Arbeit hinweisen, als Suzan und Jan zu sehr herumalberten.
Jan war fasziniert von diesem Speichersystem und je mehr Details er erfuhr, desto ehrfürchtiger betrachtete er die Leistung, die in diesem Projekt steckte.
Er überschlug im Kopf, dass ein Speicherschrank von der Größe eines Kühlschranks für einen Saisonspeicher eines Einfamilienhauses reichen würde. Das heißt, im Sommer könnte man den Speicher mit Strom laden und im Winter würde die gespeicherte Energie locker für Strom und sogar Heizung ausreichen. Er dachte daran, dass die Heizungsbauer sicher nicht glücklich wären, würde sich so ein Speicher durchsetzen. Dann kamen ihm die Stromversorger in den Sinn. Wenn Häuser sich komplett selbst mit Strom versorgen konnten, ganze Firmen autark wären, dann wäre die Geschäftsgrundlage vieler Energieversorger gefährdet.
Auf einmal begriff Jan, was der Professor damit meinte, als er sagte, dass man sich mit so einem Speichersystem viele Feinde machen würde.
Immer mehr Branchen fielen ihm ein. Der Streit um Elektroauto und Verbrenner wäre mit einem Schlag erledigt, die Hersteller von Verbrennungsmotoren wären am Ende, hunderttausende Arbeitsplätze standen auf dem Spiel. Energieversorger mit Kohle- und Atomkraftwerken? Weitgehend überflüssig. Erneuerbare Energien ließen sich in nahezu unbegrenzter Menge speichern. Auch für Flugzeuge gäbe es eine Revolution. Schiffe könnten vollelektrisch angetrieben werden. Alles, was einen Motor hatte, könnte plötzlich elektrisch angetrieben werden. Alle fossilen Antriebe wären überflüssig. Es gab auch viele Anwendungen, die bisher gar nicht möglich waren, weil der Antrieb zu schwer oder zu schwer war. Elektrische Flugtaxis mit mehreren Stunden Flugzeit wären möglich.
Dann kamen ihm die Ölfirmen in den Sinn, die mächtigen Kartelle. Die wären sicher nicht begeistert. Mit einem Schlag wäre ihr schmutziges Geschäft erledigt. Das Projekt, das die Menschheit auf eine neue Ebene hieven könnte, hatte tatsächlich viele mächtige Gegner. Jan schauderte, als ihm die ganze Tragweite bewusst wurde.
Doch Jan dachte daran, wie wichtig das Projekt für die Menschheit war.
Erich hatte recht. Illegal war es nicht, was sie machten. Aber die Mächtigen der Welt, mit denen würden sie sich anlegen müssen und das war tatsächlich keine gute Idee. Sie würden hinter ihnen her sein und mit allen Mitteln versuchen, zu verhindern, dass diese Revolution an die Öffentlichkeit gelangte. Nur die Idee mit China, die gefiel ihm immer noch nicht.
Jan überlegte, dann fragte er den Professor „Habt Ihr eigentlich schon mal überlegt, das Projekt ausschließlich im Internet zu veröffentlichen? Also ohne China? Das Netz ist so groß und unübersichtlich. Das kann doch kein Staat überwachen. Wenn die Pläne auf vielen Webseiten gleichzeitig auftauchen, dann bekommt die Menschheit das doch mit und niemand kann es mehr löschen!“
Erich lächelte milde „So ähnlich dachte ich auch schon. Vor ein paar Jahren haben wir einen herkömmlichen Akku um ungefähr 30 Prozent verbessert. Das habe ich im Internet verkündet. Das war keine gute Idee.
Mehr als 10 % pro Jahr war nicht erwünscht. Wer auch immer mächtig genug ist, insbesondere US-Geheimdienste, die bekommen alles mit und die können alles kontrollieren. Damals bekam mein Team und ich mächtigen Ärger. Die Veröffentlichungen sind in kürzester Zeit wieder verschwunden. Irgendwelche Beiträge in Foren wurden allesamt gelöscht, wer noch darüber schrieb, wurde als Spinner abgetan. Die Überwachung ist umfassend, selbst das Darknet wird überwacht.
Deswegen mussten wir auch aus Korea verschwinden und haben uns in Deutschland niedergelassen. Hier war die Batterieforschung noch Neuland und wir konnten uns ungehindert neu ausrichten. Dabei bin ich durch Zufall auch auf das neue Speichersystem gestoßen. In Deutschland war kurzfristig nicht ausreichend reines Material verfügbar, daher habe ich total gefrustet einfach Kochsalz getestet. Das Ergebnis war erstaunlich. Das Team hat davon nichts mitbekommen. Ich hatte noch den ganzen Ärger im Gedächtnis und schwor mir, dass ich das alleine durchziehen würde. Bei 30 Prozent schon dieser Stress und jetzt sind wir bei Faktor 100. Stell Dir vor, was passiert, wenn das jemand mitbekommt! Das darf auf keinen Fall passieren.
Später habe ich dann Suzan eingeweiht, weil es alleine einfach nicht funktionierte. Und jetzt bist Du mit an Bord. Das ist eigentlich schon alles.“
„Aber das mit China…“ begann Jan noch einmal, doch Erich unterbrach ihn „Du musst mir einfach vertrauen. Ich habe da meine Gründe, die ich Dir jetzt noch nicht erklären kann.“
Sie arbeiteten noch lange weiter, bis sich bei allen langsam Hunger und Müdigkeit einstellte.
Zum Abendessen gab es wieder herrlich leckere Gerichte. Die Haushälterin konnte extrem gut kochen. Das war kein Vergleich mit den Fertiggerichten, die Jan die letzten Jahre in seiner Studentenbude gekocht oder in der Uni-Mensa gegessen hatte. Er fand es auch sehr angenehm, dass man sich um nichts kümmern musste. Das Essen war immer fertig, überall war sauber geputzt. Die Wäsche, die er abends im Bad in eine Kiste warf, lag am nächsten Tag sauber gewaschen und gebügelt im Schrank. Das war ein Luxus, an den man sich gewöhnen konnte. Dabei war es er sein dritter Tag in der Villa.
Am Abend nahm Suzan Jan an der Hand und sagte „Komm mit, ich zeig Dir mein Zimmer. Für den Fall, dass Du mich wieder mal ins Bett tragen musst.“ Sie führte ihn in den 2. Stock. Vom Schwimmbad im Keller bis hier hoch hätte er sie vermutlich nicht tragen können, selbst wenn er den Weg gewusst hätte. Das Zimmer war, wie alles in der Villa, riesig. Der Raum war noch größer als sein Wohnbereich. Das musste früher eine Luxus-Suite gewesen sein. Jan war schwer beeindruckt.
Suzan verschwand in einem Nebenraum, kurz darauf kam sie mit einem Fläschchen in der Hand zurück. „Zieh Dein Hemd aus“, sagte sie zu Jan, der sie verblüfft anschaute. „Du hast Verspannungen und Gliederschmerzen meinetwegen, da darfst Du Dich jetzt entspannen. Du legst Dich einfach hin und ich massiere Dich“
Jan war fasziniert von dem Gedanken. Er tat, was Suzan ihm geheißen hatte, zog sein Hemd aus und legte sich auf das Bett. Kurz darauf spürte er, wie Suzan das Öl auf seinem Rücken verteilte. Dann begann sie ihn zu massieren. Jan genoss die Massage. Wenn es nach ihm ginge, dann könnte Suzan die ganze Nacht weitermachen.
Weiter zu Kapitel 15 – das Päckchen