Akku 2.0 – Kapitel 8
Kapitel 8 – Frühstück
„Guten Morgen, Ihr Beiden!“ Suzan kam in den Frühstücksraum, sie hatte nasse Haare und einen Bademantel an. „Ich war ein wenig schwimmen.“ Ihr Blick fiel auf Jan und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Schade, dass der Pool so leer war.“
Sie lief zu ihrem Vater, legte ihm von hinten die Arme um die Schultern und gab ihm einen Kuss auf die Stirnglatze. Jan begrüßte Suzan. Der Professor fasste sie an den Armen „Guten Morgen, meine Süße. Ich hoffe, Du hast gut geschlafen?“
Zu Jan gewandt sagte er „Überlege es Dir!“ Suzan wurde neugierig „Was soll er sich überlegen, Dad?“ „Wir hatten gerade ein Gespräch über eine erweiterte Zusammenarbeit und ich wollte von Jan wissen, ob er daran Interesse hätte“.
Suzan lächelte „Das wäre doch toll! Jan hat mir gestern übrigens erzählt, dass er bald aus seiner Studentenbude ausziehen muss. Vielleicht kann er ja bei uns in einem der vielen leeren Zimmer wohnen?“ Sie sah ihren Vater fragend an. Erich nickte „Das wäre eine gute Idee. Platz ist genug. Also Jan, überlege es Dir. Und dann sagst Du mir einfach Bescheid, in Ordnung?“
Jan wusste nicht, was er antworten sollte, er war zu erschlagen von dem, was er gehört hatte. Alles war viel zu verrückt. Vor gerade einmal 2 Wochen hatte er Suzan kennengelernt und seine Stelle bekommen, gestern war er auf diese Party eingeladen worden. Suzan war mit ihm nackt im Pool geschwommen. Sie boten ihm ein Zimmer an und er sollte dem Professor bei einem geheimen Projekt helfen? War das ein Traum? Mit krächziger Stimme brachte er ein „In Ordnung“ hervor, dann griff er zur Kaffeetasse und versuchte seine Verwirrtheit hinunterzuspülen, was ihm allerdings nicht gelang.
Sie frühstückten gemeinsam. Es gab duftenden Kaffee, leckere Brötchen, Bacon, verschiedene Sorten Marmelade und andere Brotaufstriche. Das war deutlich besser als Jan es aus seiner Studentenbude kannte. Sie unterhielten sich während des Essens über die Party vom Vorabend. Jan lobte die leckere Pizza und gemeinsam lachten sie noch einmal über Francos Späße.
Nach dem Essen ging es in die Hotel-Tiefgarage. Zu Jans Verwunderung standen dort viele teure Autos. Sportwagen, dicke SUV, Oldtimer und auch ein paar Motorräder. Er wollte gerade den Professor fragen, wem diese ganzen edlen Fahrzeuge gehörten, als Suzan, die seine Blicke gesehen hatte, ihn schon darauf ansprach. „Mit welchem sollen wir heute zum Institut fahren? Du darfst einen aus der Sammlung meines Dads aussuchen.“
Jan war erstaunt „Wie kann man sich als Professor so eine Sammlung leisten? Das müssen Millionenwerte sein! Das ist einfach unglaublich!“ Suzan lachte „Kleiner Spaß. Das sind nicht unsere Fahrzeuge. Ich habe Dir doch erzählt, dass das Hotel dem Staat gehört. Wir wohnen aber nur in einem kleinen Teil des Gebäudes. Einige Bereiche des Gebäudes werden nach wie vor von staatlichen Stellen genutzt. Diese Tiefgarage ist so ein Beispiel. Das sind alles beschlagnahmte Güter. Autos von der Mafia, Motorräder von Steuersündern und lauter so Zeug. Manche wurden bei Straftaten eingesetzt, zum Beispiel bei Raubüberfällen, Entführungen und Morden. In dem einen oder anderen Fahrzeug liegen auch noch Leichen drin.“ Suzan sah Jans verwirrten Blick und ergänzte grinsend, „Du glaubst auch alles. Natürlich sind die Fahrzeuge alle gereinigt. Aber viele haben ein dunkles Geheimnis.“ Während Suzan Spaß daran hatte, Jan mit ihren Geschichten zu necken, erreichten sie den hintersten Bereich der Garage.
Jan war einigermaßen beruhigt und doch auch etwas enttäuscht, als der Professor einen alten Dacia aufschloss und einstieg. Suzan wollte, dass Jan auf dem Beifahrersitz sitzen sollte, doch Jan meinte, das sei doch wohl ihr Platz. Da sie sich nicht einigen konnten, setzten sie sich gemeinsam auf die Rückbank das Wagen. Anschließend fuhren die Drei gemeinsam ins Institut. Suzan freute sich, dass Jan ihr weite Teile ihrer Geschichte geglaubt hatte. Sie alberte während der Fahrt noch weiter. Jan lächelte, doch in Gedanken war er woanders. Er konnte diese seltsame Unterredung mit dem Professor nicht vergessen. Warum tat Erich so geheimnisvoll?
Ein Akku mit der hundertfachen Kapazität aktueller Systeme, das konnte nur ein Scherz sein. Selbst die erfolgversprechendsten Ansätze für neue Entwicklungen gingen im besten Fall von Faktor 5 aus und das auch erst in einigen Jahren. Seine Arbeit kam ihm auf einmal so seltsam fremd vor. Forschten sie an einer Technik, die bald überholt war? Machte das alles überhaupt Sinn, wenn der Professor es ernst meinte und das nicht wieder einer seiner Scherze war?
Mit modernsten Methoden optimierten Sie im Institut ein System, mit dem Ziel, im nächsten Jahr eine Verbesserung um 20 % auf den Markt zu bekommen und der Professor sprach von der hundertfachen Kapazität. Die Forschung war doch eigentlich sinnlos, wenn es wirklich so etwas Neues gab. Das würde den gesamten Energiemarkt umkrempeln. Er musste unbedingt weitere Details in Erfahrung bringen.
Mehr würde er aber nur erfahren, wenn er Erich zusagte und bei diesem geheimnisvollen Projekt mitarbeitete. Aber was war das mit den Geheimdiensten? Die Warnungen vor möglichen Gefahren? War so eine Entwicklung wirklich so ein Risiko? So ein Speicher wäre doch eigentlich gut für alle. Mit Politik kannte sich Jan nicht besonders gut aus. Waren Menschen wirklich imstande, solche Erfindungen, wenn es sie wirklich gab, vor der Menschheit zu verstecken, nur wegen ein bisschen Profit? Oder wegen viel Profit? Jans Vorstellungskraft reichte nicht ganz aus und er befand, dass Erich wohl etwas übertrieben hatte.
Andererseits wusste er, dass die meistens Kriege sich immer nur um Öl, Gas und sonstige Ressourcen drehten. Ein so revolutionäres Speichersystem konnte also durchaus Begehrlichkeiten wecken.
Beim Mittagessen setzte er sich neben den Professor und sagte „Ich wäre dabei, was soll ich jetzt machen?“ Erich lächelte. Das war nicht der richtige Ort für eine Diskussion. Er nahm ein Stück Brot in die Hand, hielt es wie zufällig vor den Mund, schaute kurz in die Runde, ob sonst noch jemand zuhörte und flüsterte dann zu Jan. „Komm einfach heute Abend wieder bei uns vorbei. Am besten bringst Du gleich ein paar von Deinen Sachen mit, dann lassen wir Dir schon mal ein Zimmer richten. Alles Weitere besprechen wir dann bei uns vor Ort.“ Damit war das Gespräch beendet, der Professor wandte sich wieder seinem Essen zu und begann mit den Kollegen über die Ergebnisse der aktuellen Versuche zu sprechen. Jan konnte den Feierabend kaum erwarten.